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Videoclip blamiert Chelsea nach 0:1 bei Manchester City - Eden Hazard kritisiert Trainer Antonio Conte

0:1 bei Manchester City schlägt hohe Wellen

Videoclip blamiert Chelsea - Hazard kritisiert Conte

Frust pur - auch für die Zuschauer: Eden Hazard & Co. bei Chelseas 0:1 gegen Manchester City.

Frust pur - auch für die Zuschauer: Eden Hazard & Co. bei Chelseas 0:1 gegen Manchester City. picture alliance

Die TV-Experten schimpften so gut sie konnten, die Trainer gaben mehr oder weniger nachvollziehbare Analysen ab. Am besten aber fassten immer noch zwei andere Wesen zusammen, was sich am Sonntag im vermeintlichen Spitzenspiel zwischen Manchester City und dem FC Chelsea (1:0) abgespielt hatte: eine kleine Raupe und ein wunderschöner Schmetterling.

Die kleine Raupe verschanzte sich im eigenen Strafraum, der wunderschöne Schmetterling breitete seine Flügel fast über die gesamte gegnerische Hälfte aus - diese Tierbilder malten am Ende die "Heatmaps", die aufzeigen, in welchen Spielfeldbereichen die beiden Mannschaften während der 90 Minuten am Ball gewesen waren. Bei ManCity gab es eine riesige feuerrote Fläche, den Schmetterling, bei Chelsea grüne Stellen, die die Spieler kaum oder gar nicht betreten hatten.

Spielersteckbrief E. Hazard
E. Hazard

Hazard Eden

0:1, noch 15 Minuten - doch Chelsea scheint den Ball nicht mal zu wollen

Chelsea, der amtierende Meister, hatte in seiner 5-4-1-Formation von Beginn an gemauert, zerstört, abgewartet und - ja: damit auch nicht aufgehört, als ManCity 35 Sekunden nach dem Wiederanpfiff durch Bernardo Silva in Führung gegangen war. Hinterher verbreitete sich ein Videoclip im Internet, der einfach nur einige Sekunden der Szenerie rund 15 Minuten vor dem Abpfiff zeigt. Und man fragt sich: Das soll die Premier League, das soll Fußball sein?

Gündogan & Co. passen sich in dem Ausschnitt in der gegnerischen Hälfte den Ball zu, völlig unbehelligt, völlig sorgenfrei, wie bei einer Trainingseinheit ohne jegliche Intensität. Der Gegner steht, macht höchstens mal einen müden Schritt vor oder zurück. Niemand versucht auch nur, den Ball zurückzuerobern, beim Stand von 0:1 wohlgemerkt. "Anti-Fußball", nannte es Experte Jamie Redknapp im englischen Fernsehen, "ein Verbrechen gegen den Fußball". Wer wollte da widersprechen?

Wir hätten noch drei Stunden weiterspielen können - ich hätte trotzdem keinen Ball berührt.

Eden Hazard

"Wir wollten geduldig sein", gab Chelsea-Trainer Antonio Conte später eine hilflose Erklärung ab und verteidigte die ultradefensive Herangehensweise: "Auch beim Stand von 0:1 gibt es immer noch die Chance zu treffen. Ich bin nicht so dumm, ManCity ein offenes Spiel zu bieten und dann 0:3 oder 0:4 zu verlieren." Das Problem: Selbst die Spieler konnten ihrem Trainer nicht ganz folgen - und in einer Woche wartet das Achtelfinalrückspiel beim FC Barcelona in der Champions League (Hinspiel: 1:1). Will es Conte da etwa ähnlich versuchen?

"Wenn du den Platz verlässt, hast du den Eindruck, dass du viel gelaufen bist, aber nicht Teil eines Fußballspiels warst", stellte Eden Hazard, der als gänzlich vereinsamte "falsche Neun" in der Schlussminute ausgewechselt worden war, seine Unzufriedenheit in der belgischen Zeitung HLN offen zur Schau. Er kritisierte Contes Taktik, ohne ihn zu nennen. "Wir hätten noch drei Stunden weiterspielen können - ich hätte trotzdem keinen Ball berührt." Dass die Kollegen bei Ballbesitz zum hohen, weiten Ball ansetzten, frustrierte ihn zusätzlich: "Ich habe versucht, hochzuspringen, aber das ist gegen Otamendi und Laporte nicht leicht."

Conte kritisiert die Klubführung, indem er ManCity lobt

Auf fünf Punkte ist der Rückstand auf die Champions-League-Ränge nun schon angewachsen. Conte, der gefeierte Taktikfuchs der triumphalen Vorsaison, ist nach einer Spielzeit voller Misstöne auf dem besten Weg, selbst das Minimalziel zu verspielen; der FA Cup (Viertelfinale am 18. März in Leicester) wäre jedenfalls kein Trost. Trotz Vertrags bis 2019 erwartet niemand mehr, dass Conte am 1. Juli noch Chelsea-Trainer ist, mancher unterstellt gar, er wolle seinen Rauswurf provozieren.

Auf Harmonie ist er zumindest weiterhin nicht aus. Vor dem ManCity-Spiel hatte der Italiener den Gegner derart gelobt, dass man es nur als erneute Kritik an der eigenen Klubführung verstehen konnte. "Wenn man einen guten Trainer und viel Geld zum Ausgeben hat, kommt wahrscheinlich eine erfolgreiche Saison heraus", sagte er wohlwissend, dass ihm einige Transfers verwehrt worden waren . Und: Es sei "sehr wichtig, dass Klub und Trainer die selben Ambitionen teilen". Das war echte Angriffslust, leider nur verbal.

jpe