"Das ist ein sehr großer Klub", wird Ruben Neves an diesem Samstag in einer Pressemitteilung zitiert, und selbst wenn er das so gesagt haben sollte, kann er das kaum ernst gemeint haben. Der Klub, den er als 20-Jähriger zuletzt regelmäßig als Kapitän aufs Feld führte, ist der FC Porto - und der Klub, der mit der Pressemitteilung Neves' Verpflichtung bekanntmachte, der englische Zweitligist Wolverhampton Wanderers.
Warum entscheidet sich eines der größten Sechser-Talente Europas, ein 23-maliger portugiesischer U-21-Nationalspieler, der 2015 mit 18 Jahren zum jüngsten Kapitän der Champions-League-Geschichte wurde, für den Tabellen-15. der Championship? So viel steht fest: Die Größe der "Wolves" hat damit nichts zu tun; dass er "schon immer in England spielen" wollte, bestenfalls am Rande.
Spielersteckbrief Ruben Neves
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Trainersteckbrief Simoes Espirito Santo
Die Chinesen übernahmen - und holten portugiesische Spieler
Vor einem Jahr übernahm "Fosun International Limited", eine chinesische Investmentfirma, die Wolverhampton Wanderers, den dreimaligen Meister (letztmals 1959) und viermaligen FA-Cup-Sieger (letztmals 1960), der 2013 aber bis in die dritte Liga durchgereicht worden war. Und plötzlich änderte sich die Transferpolitik radikal: Auffallend viele Portugiesen wechselten nun, 2016/17, in die West Midlands, darunter auch Helder Costa von Benfica Lissabon für 15 Millionen Euro. Und immer öfter fiel ein Name im Umfeld des Zweitligisten: Jorge Mendes.
Der 51-jährige Portugiese ist gewiefter Spielerberater, eine der mächtigsten Figuren im Weltfußball - und enger Mitarbeiter von Wolverhamptons neuen Besitzern, die er schon bei der Übernahme beriet. Wegen dieser "Freundschaft" nehme man "Meinungen und Ratschläge" von Mendes an, sagte Klubmanager Laurie Dalrymple vor Wochen dem "Guardian", mehr jedoch nicht.
Trainer Lambert verlor den Machtkampf mit dem "besten Berater der Welt"
Fakt ist allerdings: Mitarbeiter von Mendes' berühmter Agentur "Gestifute", die auch Cristiano Ronaldo oder José Mourinho zu ihren Klienten zählt, waren als Berater in viele der jüngeren "Wolves"-Transfers involviert, die sich fast ausschließlich als sportliche Fehleinkäufe entpuppten. Vergangenen November verkaufte Mendes 20 Prozent seiner Firma an eine "Fosun"-Tochtergesellschaft.
In jenem November verpflichtete Wolverhampton Paul Lambert als neuen Trainer, sieben Monate später trat der Ex-Dortmunder frustriert schon wieder zurück: Alle seriösen englischen Medien berichteten darüber, dass er den "Machtkampf" mit Mendes verloren hatte und deshalb lieber ging - er hätte wohl, obwohl ja offiziell "Teammanager", nicht mehr das letzte Wort über künftige Transfers gehabt, hieß es.
Die bisherigen Klubs vom neuen "Wolves"-Trainer haben etwas gemeinsam
Lamberts Nachfolger: Nuno Espirito Santo (43), im Mai beim FC Porto nach nur einem Jahr wegen Erfolgslosigkeit entlassen und schon als einstiger Torwart von dem Mann beraten, der ihn heute noch berät - Mendes. "Ich habe den besten Berater der Welt", findet Espirito Santo, der als Trainer ausnahmslos für Klubs tätig war, denen eine enge Verbindung zu Mendes und seiner Firma nachgesagt wird. Wirklich Zufall? Er sagt: "Ich mache meinen Job, er seinen."
Und nun darf er, noch so ein Zufall, wieder mit Ruben Neves zusammenarbeiten, seinem Kapitän in Porto, der ebenfalls von "Gestifute" beraten wird und mit 20 Jahren schon auf 93 Profieinsätze für den 27-maligen Meister kommt, 18 davon in der Champions League. Wolverhampton überweist für ihn nach eigenen Angaben eine vereinsinterne Rekordablöse, die nach Medienberichten 17 Millionen Euro betragen soll - Neves war noch bis 2019 gebunden. Er erhält einen Vertrag bis 2022 und sagt: "Ich möchte der Mannschaft helfen, ihre Ziele zu erreichen." Ob es auch seine sind?
