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3:4 nach 3:1 - Karius macht Liverpool-Horror perfekt!

Spektakulärer Rückschlag in Bournemouth

3:4 nach 3:1 - Karius macht Liverpool-Horror perfekt!

Frust-Finale: Loris Karius (l.) und seine Liverpooler Kollegen nach dem 3:4 in der Nachspielzeit.

Frust-Finale: Loris Karius (l.) und seine Liverpooler Kollegen nach dem 3:4 in der Nachspielzeit. imago

Es ist vielleicht ein Klischee, aber ein wenig zieht Jürgen Klopp solche Spielverläufe schon an; in welche Richtung auch immer. Der FC Liverpool hat am Sonntag einen unangenehmen Rückschlag im Titelkampf der Premier League erlitten, weil er in Bournemouth ein atemberaubendes Spiel noch verlor, das eigentlich nicht atemberaubend hätte werden müssen und das man erst recht nicht mehr hätte verlieren müssen.

Zunächst sah alles nach der perfekten Antwort auf den 3:1-Sieg von Spitzenreiter Chelsea bei Manchester City aus. Liverpool, mit Origi und Lucas für Coutinho (wochenlange Pause nach Knöchelverletzung) und den kurzfristig angeschlagenen Innenverteidiger Matip (Leistenprobleme) angetreten, legte einen zupackenden, dominanten ersten Durchgang hin, in dem man getrost das Wort "Vorentscheidung" in den Mund nehmen durfte.

Origi macht Fehlschuss wieder wett

Origi vergab die erste Großchance zwar noch kläglich (10.), ein cooler Doppelschlag nahm diesem Fehlschuss aus wenigen Metern aber schnell das Folgenschwere: Mané schüttelte nach einem langen Pass von Nationalspieler Can Aké ab und vollstreckte mit einer geschickten Ballberührung perfekt (20.), Origi nutzte zwei Minuten später einen Fehler von Keeper Boruc aus, der schlecht getimt aus seinem Sechzehner geeilt war (22.).

Bournemouth, das gewohnt und genau wie Liverpool weitgehend auf lange Bälle verzichtete und spielerische Lösungen suchte, fiel erst in den Minuten vor der Pause offensiv erstmals auf, als Aké nach einem Zweikampf mit Firmino einen nicht völlig abwegigen Elfmeter forderte (38.). Den gab es dann mit Verspätung: Milner kam gegen den eigenwechselten Fraser zu später, Wilson verlud Karius - 1:2 (56.).

Can trifft herrlich - dann nimmt das Unheil seinen Lauf

Und jener Fraser sollte sich zu Liverpools Albtraum entwickeln, obwohl Can (damit zwei Scorerpunkte) nur acht Minuten nach dem Anschlusstor mit einem herrlichen 17-Meter-Schuss in den Winkel schon wieder auf 3:1 gestellt hatte. Der Rest nämlich war Unheil pur für Klopps Elf.

Erst musste 3:1-Vorarbeiter Mané nach einem Sprint verletzt runter (Lallana gab sein Comeback, 69.), dann zirkelte Milner eine Ecke direkt aufs Tor, die Boruc laut Torlinientechnologie erst rund zwei Zentimeter vor dem kompletten Übertreten der Linie abfing (73.). Eine irre Szene, die Bournemouth am Leben hielt - und wie Bournemouth lebte: Der unermüdliche Fraser schloss einen Konter zum 2:3 ab (76.), und Innenverteidiger (!) Cook nahm nach einer Ecke den Ball aus der Luft und traf aus der Drehung per Dropkick in, ja, Weltklassemanier: 3:3 (79.).

Karius wird zur tragischen Figur

Es blieb wild, Liverpool bekam keine Ruhe mehr in sein Spiel, Bournemouth witterte, angestachelt vom Publikum, noch mehr. Karius verhinderte im Eins-gegen-Eins gegen den eingewechselten Afobe das 3:4 noch (81.) und wurde doch zur tragischen Figur: In der vierten Minute der Nachspielzeit - Origi hatte gerade auf der anderen Seite nach einer Ecke nur knapp das Tor verfehlt - konnte der Ex-Mainzer einen harten, aber relativ harmlosen Fernschuss von 3:3-Torschütze Cook nicht festhalten, Aké staubte zum 4:3-Schlusspunkt ab.

Dann war das Spektakel vorüber, über das man sich auch im Westen Londons gefreut haben dürfte: Chelsea hat den Vorsprung auf Liverpool auf vier Zähler ausgebaut.

Klopp: "Wenn wir daraus lernen, ist es okay"

Klopps Analyse? "Es war ein verdienter Sieg von Bournemouth, sie haben riesig gekämpft", sagte er im englischen Fernsehen. "Wir haben das Spiel hergeschenkt, weil wir aufgehört haben, Fußball zu spielen. Wir haben ihnen die Tür geöffnet, und sie sind durchgerannt und haben wunderschöne Tore geschossen. Wenn wir daraus lernen, ist es okay. Im Fußball kann es solche Ergebnisse geben. Es ist eine nette Geschichte, aber leider waren wir auf der falschen Seite."

Am Boden zerstört wirkte Klopp nicht, er richtete den Blick lieber nach vorn: "Es fühlt sich gerade nicht besonders gut an, aber manchmal brauchen wir das, natürlich kann uns das helfen. Es gibt keinen Weg ohne Felsen und Steine. Es waren drei Punkte, nicht mehr, sonst ist nichts passiert. Man wird im Dezember nicht Meister, man steigt nicht ab. Die Basis ist ziemlich gut, aber wir müssen unsere Qualität besser nutzen."

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jpe