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Gewalt in England: Wenger sieht kein Hooligan-Problem

Erinnerungen an dunkle Zeiten kommen auf der Insel hoch

Gewalt in England: Wenger sieht kein Hooligan-Problem

Provokationen, bei denen es nicht bleiben sollte: Die Fans von West Ham United schrieben negative Schlagzeilen.

Provokationen, bei denen es nicht bleiben sollte: Die Fans von West Ham United schrieben negative Schlagzeilen. imago

Rückblende: Nach der als Hochrisikospiel eingestuften Partie in der vierten Runde im Ligapokal zwischen West Ham und Chelsea (2:1) waren Anhänger der verfeindeten Fangruppen im London Stadium aufeinander losgegangen. Fans warfen mit Plastikflaschen und Sitzschalen. Ein Stadionbesucher berichtete auch von Münzen, die geworfen wurden. "Es war ein absoluter Alptraum", erklärte der Mann im Interview mit "BBC Radio".

Wenig später schaltete sich jetzt auch die britische Regierung ein, die die Ausschreitungen aufs Schärfste verurteilte. Sportministerin Tracey Crouch sagte, in den vergangenen 30 Jahren sei extrem hart gearbeitet worden, "um diese Art Benehmen in den Griff zu bekommen". Schließlich wolle niemand "eine Rückkehr zu den dunklen Tagen der späten 70er und 80er Jahre, als Fangewalt den englischen Fußball überschattete". Erste Gegenmaßnahmen sind eingeleitet: Die Metropolitan Police bestätigte inzwischen sieben Festnahmen. 30 Personen sollen schon im Vorfeld daran gehindert worden sein, das Stadion zu betreten. West Ham kündigte zudem Untersuchungen und "die härtesten Maßnahmen" gegen die Unruhestifter an.

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200 Stadionverbote stehen im Raum

Erstes Ergebnis: Bis zu 200 Fans der Hammers sollen ausgeschlossen werden. Der Verein untersucht nach eigenen Angaben diese Zahl an Fällen von Fehlverhalten. Sollte sich dabei ein Anhänger als schuldig erweisen, drohe ihm eine lebenslange (!) Sperre für Heimspiele von United. Mindestens aber ein Ausschluss bis zum Saisonende, hieß es von Klubseite. Eine Rolle spielt fraglos der Umzug ins neue Stadion zu Saisonbeginn, seitdem wurden bereits 23 Hammers-Fans offiziell ausgeschlossen.

Übel aufgestoßen waren die Jagdszenen auch Arsenals Teammanager Arsene Wenger. Nicht nur wegen der Gewalt, sondern auch wegen seines jüngsten Plädoyers für die Wiedereinführung von Stehplätzen auf der Insel. "Das gibt den Leuten, die dagegen sind, nun neues Futter", so der Franzose. Der 67-Jährige ist dennoch weiter dafür, "das Stehen hinter den Toren wieder aufleben zu lassen". Je näher die Fans an den Spielern dran seien, "desto emotionaler" sei die Atmosphäre. Und: "Es würde uns zusätzlich erlauben, die Preise zu senken."

200 Leute, das ist kein grundsätzliches Problem.

Arsene Wenger will die Situation nicht dramatisieren

Die Ausschreitungen seien bei der Rückkehr der Stehplätze, die im Zuge des "Taylor Reports" in Folge der Hillsborough-Katastrophe von 1989 sukzessive verschwunden waren, freilich "keine gute Werbung". Wengers Ansatz: "Ich hoffe, dass sich West Ham dieses Problems sehr schnell entledigen kann." Eine Rückkehr der Hooligan-Ära fürchtet Wenger indes nicht. "200 Leute, das ist kein grundsätzliches Problem", so seine Einstellung zu den Vorfällen.

Hammers-Coach Bilic: "Es tut weh. Natürlich tut es das"

Sieht keine Gefahr für seine Spieler: Hammers-Coach Slaven Bilic.

Sieht keine Gefahr für seine Spieler: Hammers-Coach Slaven Bilic. imago

Die Regierungsseite sprach nach dem Vorfall von "klaren Versäumnissen", zwei oder drei Hammers-Spiele könnten "hinter verschlossenen Türen" stattfinden. Wenger hält davon mal so gar nichts: "Es gibt nichts langweiligeres als das. Ich bevorzuge es, lieber gar nicht zu spielen, als vor leeren Rängen."

Trainer-Kollege Alan Pardew, mittlerweile bei Crystal Palace tätig, pflichtete dem Vorgehen seines Ex-Klubs (zwischen 2003 und 2006 bei den Hammers tätig) bei. "Ich denke, was West Ham getan hat, war das Richtige. Man sollte sich diese Leute vom Leib schaffen und den gewöhnlichen Fan das Spiel genießen lassen", so der 55-Jährige: "Das sind einfach Szenen, die keiner sehen will."

Und was sagt eigentlich Slaven Bilic, aktueller Coach der Hammers, zur Thematik? "Es tut weh. Natürlich tut es das. Der Klub hat das nicht verdient, meine Spieler haben das nicht verdient, die Mehrheit der Fans hat das nicht verdient - die große Mehrheit", erklärte der Kroate am Freitag. Der Sorge, seine Mannschaft könne den Fokus verlieren, schob Bilic einen Riegel vor: "Ich denke nicht, dass die Spieler wegen der Vorkommnisse besorgt sind. Ich denke, sie sind komplett motiviert und fokussiert auf das Spiel am Sonntag." Dann tritt West Ham beim FC Everton an, wobei in Liverpool wohl in Sachen Sicherheit nachgebessert wurde.

msc