Am Ende war es der entscheidende Ausfall. Mit Aaron Ramsey war Wales ein mindestens zweiköpfiger Drache, dessen defensive Geschlossenheit, gepaart mit der nimmermüden Intensität und Laufbereitschaft des Arsenal-Profis sowie des Höchsttempos und der Finesse eines Gareth Bale die Mannschaft durch das Turnier bis ins Halbfinale getragen hatte. Doch durch das Fehlen des gelbgesperrten Ramsey war Wales berechenbarer. Zwar konnten auch die Portugiesen den Star von Real Madrid nicht immer am Abschluss hindern, doch immerhin soweit vom Tor weghalten, dass der grundsolide Keeper Rui Patricio Bales Distanzschüsse entschärfen konnte.
Joe Allen, bei Jürgen Klopps FC Liverpool zumeist Edelreservist, der selbst keinen unerheblichen Anteil am starken Abschneiden der Waliser in Frankreich hatte, mühte sich im defensiven Mittelfeld nach Kräften, Ramseys Ausfall irgendwie auszugleichen. Doch der 26-Jährige handelte sich dabei nach zwei recht rustikalen Fouls früh die Gelbe Karte ein. James Collins und Andy King, die beiden Ersatzspieler für die gesperrten Ben Davies und Ramsey, taten sich noch schwerer. Collins umklammerte Cristiano Ronaldo ebenfalls noch in der Anfangsphase elfmeterreif, King konnte sich im Mittelfeld gegen die eingespielten und technisch überlegenen Portugiesen kaum in Szene setzen.
"Wir haben nie den Rhythmus gefunden", gestand nach dem Spiel auch Wales' Coach Chris Coleman - ohne dabei das Fehlen von Taktgeber Ramsey explizit zu erwähnen. Wirklich hadern wollte aber auch der Trainer nicht. Zu stark überwogen die positiven Eindrücke seiner Elf nicht nur bei den stets friedlich feiernden eigenen Fans, sondern auch bei neutralen Beobachtern der EM. Und so fügte Coleman an: "Dennoch kann ich gar nicht sagen, wie stolz ich auf meine Mannschaft bin."
No regrets tonight, we gave everything. Thank you for all the support!! #TogetherStronger ? pic.twitter.com/rtYkPzunri
— Gareth Bale (@GarethBale11) July 6, 2016
Auch Colemans Superstar, Gareth Bale von Real Madrid, ordnete die Enttäuschung über das Ausscheiden sofort zusammen mit dem Erreichten ein. "Wir sind natürlich massiv enttäuscht, aber wir müssen stolz auf uns sein. Wir haben bis zur letzten Sekunde alles gegeben und gekämpft", sagte der 26-Jährige, der mit drei Treffern und einer Vorlage neben Ramsey einer der auffälligsten Spieler des gesamten Turniers gewesen war.
"Wir hätten es geliebt, ins Finale zu kommen und um die Trophäe zu kämpfen, aber es sollte nicht sein", haderte Bale am Ende doch noch ein wenig - um sogleich wieder stolz in die Zukunft zu blicken: "Aber wir werden uns wieder aufrichten und neu loslegen."