Champions League

Das Spiel ihres Lebens

Atletico Madrid will gegen Real "Geschichte schreiben"

Das Spiel ihres Lebens

Der "Fischkutter" vereint: Atletico Madrid präsentiert sich als verschworene Truppe.

Der "Fischkutter" vereint: Atletico Madrid präsentiert sich als verschworene Truppe. imago

Das "Spiel des Lebens". So heißt ein beliebtes Gesellschaftsspiel, bei dem es hauptsächlich darum geht, Kapital anzuhäufen. Das ist auch mit den sogenannten "Statussymbolen" möglich. Und auf eines der besonderen Art haben es die Colchoneros abgesehen - Champions-League-Sieger!

Real Madrid kann sich zweifelsohne auf einen hochmotivierten, vielleicht sogar übermotivierten Gegner gefasst machen, der sein eigenes "Spiel des Lebens" spielt. "Das ist das speziellste, schönste und wichtigste Spiel meiner ganzen Karriere", geizte Fernando Torres nicht mit Superlativen. "Dieser Klub gab mir die Gelegenheit, Fußball zu spielen, ich bin sein Fan von Kindesbeinen an. Ich hatte das Glück, bei Chelsea zu spielen, für die Nationalmannschaft. Aber das hier ist anders." Noch eine Kostprobe gefällig? "Schon als Kind träumst du, eines Tages als Champions-League-Sieger aufzuwachen", sagte Kapitän Gabi. "Das ist", und da war es wieder, "das wichtigste Spiel unseres Lebens".

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Trainersteckbrief Simeone
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Fernando Torres

Torres Sanz Fernando Jose

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Gabi

Fernandez Arenas Gabriel

Atletico Madrid - Vereinsdaten
Atletico Madrid

Gründungsdatum

26.04.1903

Vereinsfarben

Rot-Weiß

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Und mal wieder geht's gegen Real Madrid. Den Atletico-Fans dreht es heute noch den Magen um, denken sie an das Finale von 2014. Der Triumph war so nah, dann traf Sergio Ramos in der 94. Minute zum 1:1, in der Verlängerung ging Atletico mit 1:4 unter. Am Samstag soll nicht nur die Revanche gelingen, es soll gleich eine ganze Trendwende herbeigeführt werden. "Real Madrid ist ein großer Klub, einer der besten der Welt. Wir haben die Chance, etwas Großes zu erreichen und die Geschichte auch für die Zukunft zu ändern", so Torres, der mit seinem Geschichtsunterricht noch nicht fertig war. "Die Geschichte ändert sich kontinuierlich. Und wir haben die Chance, sie zu schreiben."

Flugzeugträger gegen Fischkutter

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Bisher klingt die Geschichte wie ein Märchen. Vor wenigen Jahren spielte Atletico im Weltfußball nur eine untergeordnete Rolle, bis Diego Simeone kam und den Klub nach seinen Vorstellungen reformierte. Auch in dieser Spielzeit griff sein Konzept: Während sich Real beim Endspurt ins Finale gegen Wolfsburg und Manchester City durchsetzen musste, klangen die Gegner Atleticos schier übermächtig. FC Barcelona, dann Bayern München. Und nun eben Real. Laut Simeone sind dies "die besten Mannschaften der Welt", und wie schon gegen Barça und Bayern glauben viele nicht an eine Chance für den Arbeiterklub. Im Interview mit der spanischen Sportzeitung "AS" sprach der frühere Erfolgstrainer Arrigo Sacchi angesichts der Unterschiede zwischen den Königlichen und Atletico gar von einem Duell "zwischen einem Flugzeugträger und einem Fischkutter".

Dennoch: Der Henkelpott wäre alles anderes als unverdient für die Rot-Weißen. Und nachdem bislang alles so wunderbar geklappt hat, wird Simeone taktisch auch nichts verändern, wie er verriet (auch wenn er kurz scherzte, man werde elf Spieler in Reals Strafraum stellen und nur angreifen). Die Wahrheit sieht freilich anders aus. Atletico wird wie schon in den vergangenen Duellen mit großen Teams versuchen, den Gegner nicht zur Entfaltung kommen zu lassen und über schnelle Vorstöße selbst zum Erfolg zu kommen. Die Schaltzentrale der Königlichen sieht er übrigens mitnichten in Toni Kroos. Speziell auf Casemiro hat "Cholo", der Verrückte, ein Auge geworfen, für das Gleichgewicht Reals sei der Brasilianer der "wichtigste Spieler". Wenn Simeone sagt, es werde gefährlich, "wenn wir Real zu viel Raum lassen", weiß man eigentlich schon, wie die Taktik aussieht.

Ich mag das, wenn 130 Jahre Geschichte auf mir lasten. Ich liebe das.

Diego Simeone

Meist geht sie aber auf, auch gegen Real. In den vergangenen sechs Ligaspielen blieben die Königlichen ohne Sieg, viermal gewann Atletico. "Wir haben die Erfahrung, um Real zu schlagen, und das werden wir tun", sagte Kapitän Gabi. Simeone hätte dann endgültig Heldenstatus erreicht. Und der Argentinier weiß, was er will, das spürt man jede Sekunde. "Ein Finale zu spielen, ist fantastisch. Es zu gewinnen, ist das Höchste", sagte er. Und: "Ich mag das, wenn 130 Jahre Geschichte auf mir lasten. Ich liebe das, ich wachse am Druck."

Beim "Spiel des Lebens" gewinnt übrigens am Ende schlicht derjenige, der am meisten Geld angesammelt hat. Doch um Geld geht es Atleticos Spielern nicht, es geht für sie offenbar um viel mehr. Um den Klub, um die Mannschaft, die Fans, um das Gewinnen. Und genau das könnte für Real zum Problem werden. "Nur ein Sieg würde uns glücklich machen", sagte Simeone. "Nur das."

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