Nutze kicker auf seinen digitalen Plattformen wie gewohnt mit Werbung und Tracking. Die Zustimmung kann jederzeit für die Zukunft widerrufen werden. Details zu Werbe- und Analyse-Trackern findest du in unserer Datenschutzerklärung oder bei Cookies & Tracking am Ende jeder Seite.
Zustimmen & weiterMit dem PUR-Abo nutzt du kicker auf seinen digitalen Plattformen ohne Werbetracking und praktisch werbefrei.
Nur 2,49 EUR im Monat
PUR-Abo kaufenBereits PUR-Abonnent? Hier anmelden.
Alle Antworten zum PUR-Abo findest du hier.
Werbung und Tracking: Um dir relevante Inhalte und personalisierte Werbung anzubieten, setzen wir Cookies und andere Technologien ein. Damit messen wir, wie und womit du unsere Angebote nutzt. Diese Daten geben wir auch an Dritte weiter. Die Anzahl unserer Partner beträgt aktuell 0. Wir greifen dabei auf dein Endgerät zu, speichern Cookies oder sonstige Informationen und wir oder Dritte können mit diesen sowie mit persönlichen Identifikatoren (z.B. Geräte-Kennungen oder IP-Adressen) und basierend auf deinem individuellen Nutzungsverhalten ...
Hinweis zur Datenübermittlung außerhalb der EU: Je nach Einzelfall werden Daten außerhalb der Europäischen Union im Rahmen der Inanspruchnahme von Diensten Dritter verarbeitet . Dies findet nur statt, wenn die besonderen Voraussetzungen der Art. 44 ff. DSGVO erfüllt sind.
Ein Leben zwischen Genie und Wahnsinn
Er kam über den englischen Fußball wie ein Donnerschlag. Bei Manchester United wurde Eric Cantona zur Legende, war das fehlende Puzzlestück auf dem Weg zu jahrelanger Dominanz. Der Franzose wandelte zwischen Genie und Wahnsinn, verzückte die Fans – oder trat sie um. Wurde vergöttert oder gehasst. Am 18. Mai 1997 erklärte "King Eric" im Alter von 30 Jahren völlig überraschend seinen Rücktritt. Eine Würdigung... picture alliance/Getty Images
Schon in seinen Anfangsjahren in Frankreich machte sich der in Marseille aufgewachsene Cantona nicht nur sportlich einen Namen: Bei seinem ersten Profiklub Auxerre schlug er einen Mitspieler, wurde nach einem rüden Foul für drei Monate aus dem Verkehr gezogen, beschimpfte Nationaltrainer Henri Michel im Fernsehen als "Haufen Scheiße". Die Liste der Eskapaden ließe sich fortsetzen. Nachdem er im Trikot von Nimes dem Schiedsrichter den Ball ins Gesicht geworfen und bei der folgenden Verhandlung die Sportrichter beschimpft hatte, wurde Cantona für zwei Monate gesperrt. Seine Konsequenz: Am 16. Dezember 1991 erklärte er im Alter von 25 Jahren seinen Rücktritt als Profi-Fußballer. Getty Images
Michel Platini, damals französischer Nationaltrainer, ist es zu verdanken, dass Cantona seinen Entschluss überdachte. Im November 1991 wechselte er für 900.000 Pfund zu Leeds United - und hatte maßgeblichen Anteil daran, dass der Klub die letzte Saison der alten First Division mit der bislang letzten Meisterschaft der Vereinsgeschichte beendete. picture alliance
Eher zufällig erfuhr man bei Manchester United im Ende November 1992 davon, dass Leeds einem Verkauf Cantonas nicht abgeneigt sei. Für 1,2 Millionen Pfund wechselte der Franzose zu den Red Devils, die seit 1967 auf einen Meistertitel warteten und unter Trainer Alex Ferguson noch auf den Durchbruch. Doch nun war das fehlende Puzzlestück da! picture alliance
"Er erleuchtete das Old Trafford. Das Stadion war jedes Mal völlig aus dem Häuschen, wenn er den Ball hatte" - Alex Ferguson über den Cantona-Effekt. Nach mäßigem Saisonbeginn startete Manchester United mit dem Franzosen durch, verlor in der Liga nach seiner Ankunft nur noch zweimal und wurde mit zehn Punkten Vorsprung erstmals seit 26 Jahren Meister! picture alliance
United hätte sich keinen besseren Zeitpunkt aussuchen können, als die erste Saison der neu gegründeten Premier League, um seinen Erfolgszug zu starten. Das Bezahlfernsehen hielt Einzug in England und brachte (vor allem für die erfolgreichen) Vereine viel Geld mit sich. Der schillernde Star der Marke Manchester United: Eric Cantona. 1993/94 feierte man das Double aus Meisterschaft und FA Cup (Bild).
Alex Ferguson über die Aura des Eric Cantona: "Er war geboren, um für United zu spielen. Viele lange etablierte Spieler waren eingeschüchtert und zerbrachen an der Größe der Erwartungen. Eric nicht. Er kam wie ein Angeber, streckte seinen Bauch heraus, hob den Kopf und musterte alles, als ob er fragen wollte: 'Ich bin Cantona und wie groß bist du? Bist du groß genug für mich?'" picture alliance
Cantonas Markenzeichen: Stets spielte er mit aufgestelltem Trikotkragen. picture alliance
An Auszeichnungen mangelte es Eric Cantona und seinem Trainer Alex Ferguson nicht. Noch etwas erhielt der Franzose zur Saison 1993/94, als die Premier League feste Rückennummern einführte: das legendäre Trikot mit der Nummer 7, das vor ihm unter anderem George Best getragen hatte. picture alliance
In der Saison 1994/95 peilt ManUnited den dritten Meistertitel in Folge an - doch dann das: Im Spiel bei Crystal Palace wird Cantona wegen einer Tätlichkeit vom Platz gestellt. Auf dem Weg zum Spielertunnel setzt er dann gegen Palace-Fan Matthew Simmons, der ihn wüst beschimpft hatte, zum Kung-Fu-Kick an, dem er noch einige Schläge folgen ließ. In der Rückschau sagte Cantona unlängst: "Ich hätte härter treten sollen." imago
Cantona wurde von der FA für acht Monate aus dem Verkehr gezogen. Eine zweiwöchige Gefängnisstrafe wurde nach einer Anhörung am 23. März 1995 in 120 Stunden Sozialdienst umgewandelt. Als er auf einer Pressekonferenz am selben Tag zu einem Statement aufgefordert wurde, sagte er seinen vielleicht berühmtesten Satz: "Die Möwen folgen dem Kutter, weil sie glauben, dass die Sardinen ins Meer geworfen werden." - stand auf und ging. imago
Die Sperre bedeutete das Ende von Cantonas Karriere in der Nationalelf. Er durfte nie wieder für Frankreich auflaufen. Die missglückte EM 1992 in Schweden blieb sein einziges großes Turnier, in insgesamt 45 Länderspielen erzielte er 20 Tore. Dem französischen Verband hat Cantona nie ganz verziehen - bei Turnieren drückt er England die Daumen und nicht Frankreich. imago
Ohne den gesperrten Cantona musste ManUnited den Meistertitel den Blackburn Rovers überlassen. Ferguson überzeugte sein Enfant terrible, trotz des Mega-Skandals in Manchester zu bleiben. Am 1. Oktober 1995 kehrte er aufs Feld zurück. Beim 2:2 gegen Liverpool bereitete der Stürmer ein Tor vor und erzielte einen Elfmeter-Treffer, den er mit Roy Keane ausgiebig feierte. imago
In der Meisterschaft lag United kurz vor Weihnachten schon zehn Punkte hinter Newcastle. Dank zahlreicher entscheidender Cantona-Treffer holten die Red Devils den Rückstand jedoch auf - und feierten den dritten Meistertitel in vier Jahren. Im FA-Cup-Finale gegen Liverpool machte Cantona mit dem 1:0-Siegtor das Double perfekt. In Abwesenheit des verletzten Kapitäns Steve Bruce durfte er sogar den Pott in Höhe stemmen. picture alliance
Als erster englischer Klub holte Manchester United zum zweiten Mal das Double. Auf dem Weg dorthin erzielte Cantona beim Kantersieg gegen Sunderland kurz vor Weihnachten sein vielleicht schönstes Tor im United-Trikot: Ballannahme an der Mittellinie, Sololauf, Doppelpässe, genialer Heber in den Winkel. Berühmt wurde der Treffer auch wegen des Jubels: Der "King" stand ungläubig im Strafraum und hob langsam seine Arme. picture alliance
Auch in der Saison 1996/97 ging der Meistertitel wieder nach Manchester. Kapitän Cantona stemmte die Trophäe stolz in die Höhe. Es war seine vierte Meisterschaft in fünf Jahren bei United (nur als er gesperrt fehlte, gab es keine). picture alliance
Am 18. Mai 1997 erklärte Cantona im Alter von nur 30 Jahren seinen Rücktritt als Profi-Fußballer. Später sagte er: "Manchmal denke ich, dass ich zu früh aufgehört habe. Ich liebte das Spiel, aber ich hatte nicht mehr die Leidenschaft, früh ins Bett zu gehen, nicht mit meinen Kumpels wegzugehen, nicht zu trinken und viele andere Sachen nicht zu tun, die ich im Leben liebe." picture alliance
Ganz ohne ging es dann aber doch nicht: Kurz nach seinem Rücktritt bei ManUnited wurde Cantona Kapitän der französischen Strandfußball-Nationalmannschaft, die er danach auch als Trainer betreute. Getty Images
Ein Feingeist war Cantona trotz seiner flegelhaften Auswüchse schon immer gewesen. Nach seiner sportlichen Laufbahn schlug er eine zweite Karriere als Schauspieler ein. picture alliance
Das Fußballstadion tauschte Cantona gegen den Roten Teppich ein: Im Film "Looking for Eric" von Ken Loach, der 2009 in Cannes für die Goldene Palme nominiert wurde, spielte er die Hauptrolle - sich selbst. picture alliance
Im Old Trafford bleibt Cantona ein gern gesehener Gast - vergangenes Jahr stattete er dem "Theater der Träume" beim Heimspiel gegen Sensationsmeister Leicester City (1:1) kurz vor Saisonende einen Besuch ab. picture alliance
Im Old Trafford wird "Eric the King" (80 Pflichtspieltore für United) bis heute besungen. Über die Liebe der Fans sagte er einst: "Ich bin so stolz, dass sie immer noch meinen Namen singen. Aber ich habe Angst, dass sie morgen aufhören. Ich fürchte mich davor, weil ich es liebe. Und alles, was man liebt, fürchtet man zu verlieren." So schnell werden sie in Manchester aber bestimmt nicht aufhören. imago