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Sexueller Kontakt mit 15-Jähriger: Was wusste Sunderland?

Ex-Nationalspieler Johnson schuldig gesprochen

Sexueller Kontakt mit 15-Jähriger: Was wusste Sunderland?

Ihm drohen vier bis zehn Jahre Haft: Adam Johnson, inzwischen Ex-Profi des AFC Sunderland.

Ihm drohen vier bis zehn Jahre Haft: Adam Johnson, inzwischen Ex-Profi des AFC Sunderland. imago

Die Fußballerkarriere des Adam Johnson wurde am Dienstag mutmaßlich beendet: Nachdem er schuldig gesprochen wurde, sexuellen Kontakt zu einer Minderjährigen gehabt zu haben, muss sich der zwölfmalige englische Nationalspieler auf eine mehrjährige Gefängnisstrafe einstellen. Die Zeit bis zur Verkündung des Strafmaßes solle er nutzen, seiner Tochter "auf Wiedersehen zu sagen", empfahl Richter Jonathan Rose. "Sie werden sie einige Zeit nicht sehen." Zwischen vier und zehn Jahren Haft stehen im Raum.

Johnson, derzeit gegen eine Kautionszahlung auf freiem Fuß, gab zu, ein 15-jähriges Mädchen verführt und auf den Mund geküsst zu haben - zuvor hatte er auch das bestritten. Von ihrem Alter hatte er gewusst. Freigesprochen wurde er jedoch vom Vorwurf des Mädchens, noch weiterführende sexuelle Handlungen vorgenommen zu haben. Die glühende Anhängerin von Johnsons Klub AFC Sunderland ließ ein Statement verlesen, in dem es die vergangenen zwölf Monate als "Horror" beschrieb. Ihr Vater berichtete von Selbstmordgedanken seiner Tochter.

Premier League - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Leicester City Leicester City
57
2
Tottenham Hotspur Tottenham Hotspur
54
3
FC Arsenal FC Arsenal
51

Der Klub soll seit über einem Jahr Bescheid gewusst haben

Der AFC Sunderland hatte sich im Februar sofort von Johnson getrennt, nachdem dieser ein Teilgeständnis abgelegt hatte. Doch warum erst dann? Vor Gericht erklärte Johnson, dass er bereits im Mai 2015 bei einem Treffen mit Margaret Byrne, der Vorstandsvorsitzenden des Klubs, zugegeben habe, das Opfer geküsst und mit ihm Textnachrichten ausgetauscht zu haben. Es zeigte sich englischen Medienberichten zufolge gar, dass Byrne die Polizeiprotokolle sowie die 834 Whatsapp-Nachrichten vorlagen.

Sunderland teilte am Mittwochabend unbeirrt mit, man hätte natürlich umgehend reagiert, hätte man früher erfahren, dass Johnson die Vorwürfe teilweise nicht mehr bestreite. "Herr Johnson hat deutlich erkennbar eingeräumt, dass er seine Strategie auf Rat seiner Anwälte geändert hat."

In England ist die Empörung dennoch groß, Organisationen, die sich für die Rechte von Kindern einsetzen, fordern eine externe Ermittlung. Gab der Klub sportlichen Belangen den Vorrang? Bezahlte er über ein Jahr Johnsons Gehalt (angeblich 77.000 Euro pro Woche), obwohl er von dessen Tat wusste? Der AFC Sunderland, in der Premier League mittendrin im Abstiegskampf, wird sich noch einigen unangenehmen Fragen stellen müssen.

jpe