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Klopp: "Du musst solche Niederlagen auch spüren"

Schlechte Elfmeter, bittere Finalpleite

Klopp: "Du musst solche Niederlagen auch spüren"

"Wir müssen jetzt den harten Weg gehen": Jürgen Klopp und sein Team verloren in Wembley.

"Wir müssen jetzt den harten Weg gehen": Jürgen Klopp und sein Team verloren in Wembley. picture alliance

Aus London berichtet Jörg Jakob

Als Manchester City den dreihenkligen Pott jubelnd in Empfang nahm, war das rote Westend des National Stadiums bereits verlassen, wie leergefegt. Der 3:1-Sieg der Himmelblauen im Elfmeterschießen schmerzte, in der kühlen Endabrechnung der weit mehr als 120 Minuten (1:1) war er verdient.

Vier Monate und 20 Tage nach seinem spektakulären Amtsantritt führte der 48-jährige Fußball-Lehrer sein Team in "das größte Spiel, seit er hier ist", wie Liverpools dänische Legende Jan Mölby sagte. "Mit einem Titelgewinn hätte Klopp etwas vorzuzeigen und er bekommt Zeit zum Luftholen für die weitere Arbeit", hatte Mölby, vor 30 Jahren überragende Figur beim 3:1-Sieg im FA-Cup-Endspiel gegen Everton, die allgemeine Gefühlslage rund um den Klub formuliert.

Spielbericht

Sein persönliches Befinden nannte Klopp hinterher kurz und knapp "enttäuscht". Und: "Heute war es für die Torhüter nicht so schwer, Elfmeter zu halten." In der Tat: Willy Caballeros Paraden gegen Lucas, Coutinho und Lallana waren aller Ehren wert, die ersten beiden Fehlschüsse jedoch auch besonders kläglich. Liverpools Keeper Simon Mignolet, zuvor von "zero to hero" mutiert, konnte sich im Shoot-out nicht wie noch im Semifinale gegen Stoke auszeichnen. Die fünf Final-Elfmeterschießen in seiner Geschichte zuvor hatte der LFC ausnahmslos gewonnen.

Du musst solche Niederlagen auch spüren, um dann umso besser zurückzukommen. Nur Idioten bleiben auf dem Boden und warten auf die nächste Niederlage.

Jürgen Klopp

Klopp: "Bis zum letzten Schuss war es ein großartiger Tag. Das fühlt sich jetzt nicht gut an." Auf Deutsch gesagt: "Sch...". Seinem Team gab er am Abend noch eine Botschaft mit: "Du musst solche Niederlagen auch spüren, um dann umso besser zurückzukommen. Nur Idioten bleiben auf dem Boden und warten auf die nächste Niederlage. Wir müssen jetzt den harten Weg gehen."

Klopp macht vieles richtig - Offensivkraft fehlt

Der geknickte deutsche Trainer, der so schnell eine Trophäe hätte holen können, wie keiner seiner berühmten Vorgänger, hatte vieles richtig gemacht. Lucas anstelle von Kolo Touré in der Innenverteidigung starten zu lassen? Ein guter Zug. Den benommenen Mamadou Sakho nach dessen Zusammenprall mit Emre Can vom Feld zu nehmen? Die einzig richtige Entscheidung. "In solchen Momenten solltet du nicht den Spieler fragen", stellte Klopp klar.

Vincent Kompany hilft Coutinho hoch

Starke Geste: City-Kapitän Vincent Kompany hilft Coutinho nach dem Elfmeterschießen hoch. picture alliance

Dass die frühzeitige Qualifikation für die Europa League im "Klopp-Final" misslang, lag vor allem an der mangelhaften Offensivkraft der Reds. Bis kurz vor Ende der regulären Spielzeit spielten sie keine Torchance heraus. Roberto Firmino, mit 15 Torschüssen der Führende in dieser Statistik für den gesamten Wettbewerb, fiel in dieser Hinsicht nicht auf, und Sturmspitze Daniel Sturridge erregte Aufsehen mehr durch fruchtlose Dribblings mit Alibi-Abspielen denn durch gelungene Aktionen.

Die Elf von Manuel Pellegrini hatte Liverpool mit mehr Ballbesitz ein Chancenplus voraus. City, das drei der jüngsten vier Duelle verloren hatte, war im Vergleich zum 1:4 in der Liga dank auch der Rückkehr von Vincent Kompany und David Silva besser organisiert und stabilisiert.

Pellegrini setzt damit eine vermeintlich gute Tradition fort: Alex Leish (Birmingham City 2011), Kenny Dalglish (Liverpool 2012), Michael Laudrup (2013) und Jose Mourinho (2015) gewannen den drittwichtigsten nationalen Wettbewerb und waren wenige Monate später ihren Job los. Pellegrini weicht im Sommer bekanntlich Pep Guardiola.

Schnelles Wiedersehen am Mittwoch - Klopp muss Transformation fortsetzen

Am Mittwoch schon sehen sich der achtmalige (Rekord-)Ligapokalsieger und der nun viermalige Gewinner in Anfield zum Punktspiel wieder. Für Klopp beginnen damit die nächsten Etappen eines langen Marschs auf schwerer Mission. Dazu zählen sein erstes Derby in der Liga gegen Everton und der mit größter denkbarer Rivalität aufgepumpte Europa-League-Clash mit Manchester United.

Währenddessen muss er die am 8. Oktober begonnene Transformation dieses Weltklubs vor allem auch im spielenden Personal fortsetzen. Sie soll weiterhin nicht nur mit Großeinkäufen bewerkstelligt werden, sondern auch mit der Entwicklung von befähigten jüngeren Spielern sowie Transfers der Marke "smart and clever" wie mit dem ablösefreien Schalker Joel Matip. Dieses verlorene Finale legt auch keinen anderen Weg nahe.