Champions League

Was bei Barça besser wurde - und was nicht

Zwei Jahre nach dem 0:4 und 0:3 gegen die Bayern

Was bei Barça besser wurde - und was nicht

Neue Mimik: Gerard Piqué 2013 beim 0:4 gegen die Bayern - und Lionel Messi beim Torjubel mit Luis Suarez 2015.

Neue Mimik: Gerard Piqué 2013 beim 0:4 gegen die Bayern - und Lionel Messi beim Torjubel mit Luis Suarez 2015. imago

Taktisch spielt der FC Barcelona im 4-3-3-System, daran hat auch Luis Enrique nichts geändert, seit er zu Saisonbeginn das Traineramt bekleidet. Doch im Detail gibt es Reformen, zum Teil gar Stilbrüche. Das beginnt schon beim...

... Anpassen an den Gegner: Was unter Pep Guardiola oder Tito Vilanova undenkbar, fast als Sakrileg gewertet worden wäre, ist inzwischen erlaubt. Auch der Zweck darf mal die Mittel heiligen. Während gegen schwächere Gegner wie eh und je mit viel Ballbesitz geduldig auf Chancen gelauert wird, lässt sich Barça gegen spielstärkere auch mal zurückdrängen, lange Bälle über das Mittelfeld hinweg inbegriffen. Gegen Real Madrid (2:1) führte diese Herangehensweise Ende März beispielsweise zum Erfolg. Doch das lag auch an den...

... Standardsituationen: Wurde früher fast jeder Freistoß oder Eckball kurz ausgeführt, um schnell wieder die Passzirkulation aufnehmen zu können, lohnt sich nun auch mal ein Flankenball. Die Innenverteidiger Gerard Piqué und Jeremy Mathieu (beide 1,92 Meter) bringen die nötige Größe mit. Piqué traf in der Liga schon fünf-, in der Champions League einmal, Neuzugang Mathieu immerhin zweimal national, einmal davon im Clásico. Auch Luis Suarez weiß mit ruhenden Bällen etwas anzufangen. An Vorbereitern mangelt es dem "La Liga"-Primus und Pokalfinalisten (gegen Bilbao) ohnehin nicht. Das liegt vor allem an...

... Assistkönig Lionel Messi: Tore schoss der "Floh" ja schon immer in atemberaubender Dichte, aktuell sind es schon wieder 51 wettbewerbsübergreifend, davon acht in der Königsklasse und 40 in der Primera División . Doch nicht wenige finden, dass Messi spätestens seit dieser Saison auch zum besten Vorlagengeber der Welt aufgestiegen ist. 19 Assists zählen die Statistiker 2014/15 in der Liga, drei in der Champions League. Messi hat Xavi, der immer häufiger die Bank drückt, als tödlichen Passgeber abgelöst. Und anders als im Halbfinale 2012/13 ist er diesmal gegen die Bayern auch körperlich bereit. Das gilt auch für...

... "Beißer" Luis Suarez: Und der Beiname ist hier nicht einmal gehässig gemeint. Wie sich der zu Saisonbeginn wochenlang gesperrte Uruguayer - im übertragenen Sinne - in gegnerische Abwehrreihen "reinbeißt", ist eine Stärke, die der Offensivreihe Barcelonas über Jahre abging. Der lange gesuchte "Plan B" ist plötzlich fester Bestandteil der A-Formation. Suarez' Aggressivität und sein Aktionsradius geben Barça eine Komponente, die das Tiki-Taka zielführender gestaltet. Seit er seine Anpassungsschwierigkeiten überwunden hat, bildet er mit Messi und Neymar ein Offensivtrio, das globale Maßstäbe setzt (zusammen 108 Pflichtspieltore).

Spielberichte & Vorschau

In vielerlei Hinsicht hat der FC Barcelona also die richtigen Schlüsse gezogen aus der historischen Lehrstunde gegen Jupp Heynckes' Triple-Team 2012/13. Eine Schwäche aber bleibt bestehen: Die Außenverteidiger Dani Alves (rechts) und Jordi Alba (links) sind derart offensiv eingestellt und anfällig in der Rückwärtsbewegung, dass sie dem Gegner in unschöner Regelmäßigkeit über ihre Seiten Räume öffnen, die auch die Kollegen nicht immer rechtzeitig abriegeln können. Auch beim 0:4 vor zwei Jahren standen sie gemeinsam auf dem Feld . Ob die Bayern ihre Schwachstellen auch ohne Arjen Robben und Franck Ribery auszunutzen wissen, ist ein anderes Thema.

jpe/psm