Bundesliga

Wie lange geht das mit Skibbe gut?

Frankfurt: Bruchhagen gibt sich entspannt

Wie lange geht das mit Skibbe gut?

Eintracht Frankfurt: Michael Skibbe und Heribert Bruchhagen

Kopf an Kopf - wie lange noch? Trainer Michael Skibbe und Eintracht-Chef Heribert Bruchhagen. imago

Dabei hat der Trainer in den vergangenen Wochen mehrmals öffentlich über fehlende Qualität im Team und fehlende Strukturen im Verein geklagt. Am Freitag in Leverkusen war die Wortwahl so scharf wie noch nie.

Hier einige Auszüge aus der Wutrede:

"Wir müssen uns in den nächsten ein bis eineinhalb Jahren völlig anders aufstellen, um wirklich konkurrenzfähig zu sein."

"Wenn es so weitergeht, dann werden wir zwar nicht durchgereicht, aber wir werden schwächer und schwächer."

"Nicht alles, was man macht, muss Geld kosten. Es muss Man-power da sein und man muss Vollgas geben. "

"Wir müssen uns in allen Bereichen verbessern. Meine Mannschaft ist leider viel zu durchschnittlich besetzt."

Der kicker fragte nach beim Eintracht-Trainer, ob sich an seiner Fundamentalkritik etwas geändert hat, nachdem er die Worte überschlafen hatte. "Wir müssen uns einfach konzeptionell verbessern", bekräftigte Skibbe. Er arbeite mit "allen im Verein, auch mit Heribert Bruchhagen, darauf hin, dass wir uns verbessern". Dass er seine Ziele und Wünsche dabei wesentlich forscher formuliert als Vorgänger Friedhelm Funkel, der fünf Jahre lang nahezu die gleiche Meinung vertrat wie Bruchhagen, erachtet Skibbe nicht als Problem: "Heribert kennt mich lange genug und weiß, wie ich bin und er wusste es, als er mich verpflichtet hat."

Auf jeden Fall hat Skibbe die Eintracht mit seiner unbequemen Art aufgerüttelt. Bruchhagen, der am 1. Dezember sein sechsjähriges Dienstjubiläum feiert, hat den Klub wieder in der Bundesliga etabliert und sich mit dem Graue-Maus-Image arrangiert. Skibbe will mehr.

Die Eintracht muss sich hinterfragen, ob die Strukturen stimmen. Zwischen dem Vorstandsboss und Teammanager Rainer Falkenhain existiert keine mittlere Führungs-ebene im sportlichen Bereich. Der 61 Jahre alte Bruchhagen, dessen Vertrag eine Laufzeit bis 2012 besitzt, wird irgendwann ausscheiden, ein Nachfolger muss langfristig aufgebaut werden. Entsprechende Ideen des Aufsichtsrats wurden bisher nicht weiter verfolgt.

Der nächste Schritt nach dem Wiederaufstieg 2005 ist der Eintracht allerdings nicht verwehrt geblieben, weil sie wenig Geld in die Hand genommen hat, sondern weil unter den verpflichteten Spielern zu wenig Volltreffer sind. So waren in Leverkusen Caio (3,8 Millionen Euro Ablöse), Fenin (3,5), Korkmaz (2,3) und Steinhöfer (0,9) wieder nur Kurzarbeiter. Andererseits bürgt aber auch ein Skibbe nicht nur für Volltreffer. Auf sein Geheiß wurde neben Pirmin Schwegler (0,7) auch Selim Teber (ablösefrei) geholt, bei dem sich immer mehr der Eindruck verfestigt, dass er ein Spieler ist, der ungemein von seinen Nebenleuten profitiert. Sind sie gut, wie früher in Hoffenheim, schwingt er sich zu Glanzleistungen auf, versagen sie, geht er mit unter.

Kritik sieht sich Skibbe ausgesetzt, was die Laufbereitschaft der Mannschaft betrifft. Dass die Spieler nicht fit genug seien, kontert Skibbe mit dem Hinweis, dass zum Beispiel im Fall von Christoph Spycher ein Brief des Leistungsdiagnostikers der Schweizer Nationalmannschaft eingetroffen ist, in dem Spycher bessere Werte als früher bescheinigt werden.

Allgemein unstrittig ist, dass die Eintracht vom Verletzungspech gebeutelt wird. In Leverkusen fehlten Chris und Ioannis Amanatidis, zudem fiel Patrick Ochs aus. Ochs und Chris sollen im nächsten Bundesligaspiel zur Verfügung stehen. Dann geht es zum Glück gegen keinen Spitzenverein, sondern gegen Borussia Mönchengladbach. Gegen Mannschaften aus der unteren Tabellenhälfte zog sich die Eintracht in dieser Saison erfolgreich aus der Affäre. Sie kam in 12 Spielen auf 16 Punkte. Was hochgerechnet nach 34 Spieltagen 45 Zähler bedeuten würde. Das wären 12 mehr als in der vergangenen Saison und genau der Bereich, den Skibbe anstrebt.

Michael Ebert