Frauen

Jones wehrt sich: "Ich bin nicht die Repräsentantin"

Neue Bundestrainerin gibt Einblick in ihre Philosophie

Jones wehrt sich: "Ich bin nicht die Repräsentantin"

"Ich finde es schade, dass mich das inkompetent aussehen lässt": Steffi Jones.

"Ich finde es schade, dass mich das inkompetent aussehen lässt": Steffi Jones. imago

"Ich finde es schade, dass mich die fehlende Praxis inkompetent aussehen lässt", kommentiert die 42-Jährige ihre überschaubare Erfahrung als Trainerin, die sich bislang auf Hospitanzen beschränkt. Ihre Fußballlehrerlizenz besitzt Jones dagegen bereits seit 2007. "Der Fußballlehrer heißt nicht, dass man gut oder schlecht ist, aber dass man es kann", weißt sie ihre Kritiker vor dem EM-Qualifikationsspiel gegen Russland am Donnerstag (16 Uhr, live im ZDF) in Wiesbaden in die Schranken.

Seit August fungiert Jones als zweite Co-Trainerin von Silvia Neid an der Seite von Ulrike Ballweg, um Erfahrung zu sammeln. "Ich bin total integriert ins Trainerteam. Wir tauschen uns untereinander aus, wie wir die Spielerinnen sehen", erklärt Jones, die zudem viel unterwegs ist, um Spielerinnen zu sichten "und Silvia zuzuarbeiten – aber auch das, was danach kommt, vorzubereiten." Irgendwann sollen auch selbst geleitete Trainingsgruppen oder gar -einheiten dazukommen. "Sie ist keine Hospitantin, sondern eine Assistentin", stellt Neid klar. Und: "Steffi ist Steffi – einfach ein toller Mensch." Das bestätigt auch Mittelfeldspielerin Melanie Behringer: "Wir kommen sehr gut mit ihr klar."

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Spielersteckbrief Goeßling
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"Mein Ziel ist es, dass man meine Handschrift sehen wird"

Hat klare Vorstellungen, was im Frauen-Fußball passieren soll: die kommende Bundestrainerin Steffi Jones.

Hat klare Vorstellungen, was im Frauen-Fußball passieren soll: die kommende Bundestrainerin Steffi Jones. imago

Die deutsche Frauen-Nationalmannschaft kann sich dennoch auf Veränderungen gefasst machen. Jones bereitet ihre Amtszeit akribisch vor. Gerade erst gab sie bekannt, dass ihr als Nationaltrainerin ein Mann und eine Frau als Co-Trainer zur Seite stehen werden – die Personen stehen bereits fest, Namen bleiben bislang noch geheim. "Mein Ziel ist es, dass man meine Handschrift sehen wird, meine Philosophie. Alle sollen transparent sehen, dass es einen roten Faden gibt", erklärt die gebürtige Frankfurterin. Bewusst vermeiden will Jones trotz der Co-Trainer aber solche Vorwürfe, mit denen sie sich als DFB-Direktorin schon auseinandersetzen musste: "Meine Philosophie ist nicht die, dass ich alle Arbeit abgebe. Ich bin nicht die Repräsentantin."

In ihr bereits feststehendes Konzept lässt sich Jones indes nur ein wenig hineinschauen. Klar ist aber, dass sie Talentförderung in den Vordergrund stellt, die intensive Kommunikation mit den Vereinen suchen will und Belastungssteuerung auf ihrer Liste ganz oben steht. Auch im mentalen Bereich will die ansetzen: "Wir gehören immer noch zur Weltspitze, aber es gibt Dinge, an denen man arbeiten muss, zum Beispiel die Ballannahme unter Druck. Die Spielerinnen haben das Können dazu, aber nicht die mentale Stärke."

Goeßling warnt: "Einer der schwersten Gegner"

Erwartet eine höhere Hürde als beispielsweise gegen die Ungarinnen: Lena Goeßling (#20).

Erwartet eine höhere Hürde als beispielsweise gegen die Ungarinnen: Lena Goeßling (#20). imago

Bei allen Plänen und Konzepten spricht Jones aber vor allem von "einer sehr, sehr großen Vorfreude" auf ihr neues Amt. "Das ist meine Leidenschaft, meine Lebenserfüllung", sagte sie, um vielsagend anzufügen: "Aber ich bin nicht immer die liebe Steffi."

Mit Russland erwartet die deutsche Nationalmannschaft indes "einen der schwersten Gegner der Gruppe", wie Lena Goeßling erklärt: "Sie sind sehr robust in den Zweikämpfen." Das schwache Spiel in Kroatien (1:0) wurde vor allem mannschaftsintern aufgearbeitet, ohne Trainerteam, nun steht Wiedergutmachung im Vordergrund. "Es ist unsere Pflicht, ein gutes Spiel zu machen", sagt Behringer, "wir wollen unbedingt gewinnen."

Susanne Müller