Die vergangene Woche war für Bell und seine Mannschaft ein Albtraum. Sieben Punkte trennen Frankfurt nun schon von Spitzenreiter und Titelverteidiger VfL Wolfsburg, immerhin noch fünf Zähler von den Zweitplatzierten Bayern. Dabei war vor den beiden Duellen gegen die Mitkonkurrenten um den Titel noch alles im grünen Bereich beim amtierenden Vizemeister, der als Verfolger auf Platz drei nur einen Punkt hinter Wolfsburg und Bayern lag.
In Wolfsburg lieferten die Frankfurterinnen dann aber ein schlechtes Spiel ab, unterlagen verdient. Bell saß sichtlich erbost auf der Bank und ließ hinterher die Journalisten sowie seinen Kollegen Ralf Kellermann im Pressekonferenzraum warten. Der Coach ging erst mal duschen, musste wohl die kalte Dusche auf dem Platz verdauen. "Wir werden gegen Bayern gewinnen", kündigte der schlecht gelaunte Engländer später trotzig an.
Das waren die schlechtesten 45 Minuten seit ich in Frankfurt Trainer bin.
Colin Bell
Bell hatte die Rechnung aber wieder ohne seine Spielerinnen gemacht, die am Sonntag in der 1. Halbzeit eine grottenschlechte Vorstellung ablieferten und nach 45 Minuten mit haarsträubenden Fehlern 0:2 in Rückstand lagen. "Das waren die schlechtesten 45 Minuten seit ich in Frankfurt Trainer bin", zürnte der ehrgeizige Fußballlehrer hinterher.
Bell gesteht Fehler ein
Die Leistungssteigerung in Halbzeit zwei und der Anschlusstreffer von Vero Boquete nützte nichts mehr. Es spricht für Bell, dass er die Niederlage auf seine Kappe nahm, weil er falsche Personalentscheidungen gefällt hatte. Bedenklich ist aber, dass der mit Nationalspielerinnen gut bestückten Mannschaft die Führungsfiguren fehlen. In den entscheidenden Partien verstecken sich die Spielerinnen, die eigentlich dafür prädestiniert sind, Verantwortung zu übernehmen.
Weder eine Kerstin Garefrekes noch eine Dzsenifer Marozsan oder eine Simone Laudehr sind bereit und/oder dazu in der Lage. Lediglich Neuzugang Boquete versucht, ihre Mitspielerinnen mitzureißen. Das wird nicht (mehr) reichen, um am Ende der Saison die Meisterschale zu holen.
Fokus auf Pokal und Champions League
Der FFC muss sich auf die anderen Wettbewerbe konzentrieren. Im DFB-Pokal und in der Champions League ist man noch vertreten. Allerdings: Im Pokalviertelfinale empfangen die Frankfurterinnen drei Tage vor Weihnachten wieder die Bayern. Im Champions-League-Viertelfinale wartet mit Bristol Academy hingegen eine lösbare Aufgabe, im Finale am 14. Mai in Berlin könnte der FFC aber auf den VfL Wolfsburg treffen. Die Frankfurterinnen werden noch beweisen müssen, dass sie dem Druck gewachsen sind – sonst droht eine Saison ohne Titel.