Frauen

Jones im Fokus: Anruf von Grindel, Kritik von Schröder

Bundestrainerin entzieht sich nicht der Verantwortung

Jones im Fokus: Anruf von Grindel, Kritik von Schröder

Darf sie als Bundestrainerin weitermachen? Steffi Jones und ihre Spielerinnen hoffen darauf.

Darf sie als Bundestrainerin weitermachen? Steffi Jones und ihre Spielerinnen hoffen darauf. imago

Der Stachel nach dem 1:2 gegen Dänemark im Viertelfinale der Europameisterschaft sitzt tief. Nationalspielerin Sara Däbritz hält allerdings nichts davon, sich deswegen nach einer neuen Trainerin umzuschauen. "Wir arbeiten seit September sehr gut mit ihr (Bundestrainerin Jones, d.Red.) zusammen. Es hat super harmoniert. Wir stehen total hinter ihr", erklärte die 22-Jährige am Montag im ZDF-Morgenmagazin. Vielleicht dauere es noch, bis alles ineinander greife. Man könne aus der EM lernen.

Das sieht Jones selbst auch so, die am Montag ebenfalls vor die Mikrofone trat. In ihrer Ansprache an die Mannschaft hatte sie verschiedene Punkte formuliert: "Einerseits ist es so, dass wir eine große Enttäuschung haben. Die Mannschaft hat für sich auch erkannt, dass die Leistung gestern nicht gestimmt hat. Ich habe ihnen mit auf den Weg geben müssen, dass das eine sehr bittere Lehrstunde war für uns, dass wir mehr vorhatten, dass wir Ziele hatten, weit zu kommen", so die 44-Jährige.

"Entscheidend ist, was die Mannschaft und wir mitnehmen"

Dabei dürfe man nicht vergessen, dass dazu auch gehöre "uns weiterzuentwickeln, das ist ein ganz klarer Prozess, den wir hier gerade durchführen". Welche Lehren zieht die DFB-Auswahl aus einem Viertelfinal-Aus? "Entscheidend ist jetzt, was die Mannschaft mitnimmt und wir mitnehmen", erklärte Jones. Die Spielerinnen sollten sich dabei vor allem auch selbst hinterfragen, woran es lag, dass die Leistung nicht gebracht wurde. Nun brauche der ganze Tross "zwei Tage, um runterzukommen, um das zu verarbeiten. Das ist schon ein harter Brocken gerade."

Das fällt mir nicht schwer, das ist mein Job. Und das ist auch etwas, das ich wusste.

Steffi Jones über Interviews nach dem EM-Aus

Auf die Frage, ob es ihr besonders schwerfalle, gerade vor die Kameras zu treten? "Das fällt mir nicht schwer, das ist mein Job. Und das ist auch etwas, das ich wusste", stellte Jones klar und fügte an: "Ich nehme mich auch überhaupt nicht aus der Verantwortung. Ich bin diejenige, die in erster Linie Entscheidungen trifft." Gerade für diese musste sie sich nach dem Aus allerdings harsche Kritik anhören.

EM-Leistung? Schröder sieht "Alibi-Fußball"

"Uns fehlt es vorne und hinten an Qualität. Unser Team hat die gesamte EM Alibi-Fußball gespielt. Jedes Spiel eine andere Elf, das gibt keine Sicherheit", polterte Bernd Schröder, der erfolgreichste Coach im deutschen Frauenfußball, in der "Bild". Jones lässt sich nicht beirren, will "die nächsten Tage sehr tiefgründig analysieren". Sie plädierte mehrfach dafür, dass sich die Mannschaft aktuell in einem "Prozess" befinde. "Da muss man auch die Fakten auf den Tisch legen", sagte Jones ohne Umschweife.

Wie viele Spielerinnen aufgehört haben, wie viele "hier nicht dabei sind", habe Jones bewusst ausgespart. "Das ist auch jetzt keine Ausrede." Sie sei ohne Frage "gewillt und sehr motiviert, diesen Weg weiterzugehen". Jones müsse zuvor aber erst mit dem DFB Sprechen, um dann "hoffentlich weiterzumachen".

DFB-Fragen: Warum? Weshalb? Wohin führt der Weg?

DFB-Präsident Reinhard Grindel hatte sie bereits am Sonntagabend angerufen - um nachzuhaken. "Auch hier habe ich vollstes Verständnis dafür, dass man als DFB und als Präsidium erst einmal wissen möchte, warum und weshalb. Wohin soll der Weg gehen, wie kommen wir wieder in die Erfolgsspur zurück", verriet Jones über das Gespräch.

Hat Grindel ihr das volle Vertrauen ausgesprochen? "Es geht nicht um eine Arbeitsgarantie, sondern die Identifikation mit dem, was ich gesagt habe", so Jones. Die Rückendeckung der Spielerinnen sei "sehr, sehr wichtig". Aber: "Ich hätte mir mehr gewünscht, dass sie das gestern abgerufen hätten." Wenn sie den Draht zur Mannschaft verloren hätte, "bräuchte ich diesen Job jetzt nicht weitermachen". Fraglos sei aber zu sehen gewesen, "dass andere Nationen aufgeholt haben". Oder Deutschland seinen Vorsprung gnadenlos eingebüßt?

msc/gm