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Verrückte Schwedinnen wollen es dem Angstgegner zeigen

Schelin & Co. sind bei der WM noch sieglos

Verrückte Schwedinnen wollen es dem Angstgegner zeigen

Ohne Sieg ins Achtelfinale: Können sich Lotta Schelin (l.) und Schweden gegen Deutschland steigern?

Ohne Sieg ins Achtelfinale: Können sich Lotta Schelin (l.) und Schweden gegen Deutschland steigern? imago

3:3 gegen Nigeria, 0:0 gegen die USA, 1:1 gegen Australien - nach drei Unentschieden belegte Schweden in der "Todesgruppe" D nur den dritten Platz. Für den Einzug ins Achtelfinale reichte es dennoch. Das Duell mit Deutschland hätten die Schwedinnen zu diesem frühen Zeitpunkt aber sicher gerne vermieden. Die Vergleiche der beiden Teams haben eine lange Geschichte - und bei großen Turnieren jubelten am Ende immer die deutschen Spielerinnen. Insgesamt gingen 17 von 24 Duellen seit 1991 an Deutschland.

Schmerzhafte Erinnerungen lösen in Fußball-Schweden vor allem die Niederlage im WM-Finale von 2003, als Nia Künzer Deutschland in der Verlängerung mit dem einzigen Golden Goal der WM-Geschichte zum Titel köpfte, und das 0:1 im Halbfinale der Heim-EM vor zwei Jahren aus. "Sie haben bestimmt noch eine Rechnung mit uns offen und spielen mit Wut im Bauch", vermutet die deutsche Torhüterin Nadine Angerer vor der Neuauflage des Duells und glaubt: "Das wird ein 50:50-Spiel."

Sjögran: "Wir wissen, dass wir sie schlagen können"

Nach der sieglosen Gruppenphase wollen sich die Schwedinnen ganz auf das Sportliche konzentrieren. Nach der Ankunft in Ottawa warteten zahlreiche Journalisten in Ankunftshalle des Flughafens in der kanadischen Hauptstadt am Donnerstag vergeblich auf Pia Sundhage und ihr Team. Der schwedische Tross ließ sich nach einem Charterflug aus Edmonton direkt vom Rollfeld zum Teamhotel in die Innenstadt chauffieren. "Wir haben nichts zu verlieren. Wir müssen nur da rausgehen und spielen", hatte Rekordnationalspielerin Therese Sjögran zuvor gesagt: "Wir wissen, dass wir sie schlagen können. Wenn wir genug Mut aufbringen und uns zusammenreißen, können wir weit kommen." Dafür wird allerdings eine große Steigerung vonnöten sein - vor allem von Superstar Lotta Schelin, die in der Gruppenphase kaum zu sehen war.

Die Spielerinnen sind auf wundervolle Art verrückt. Diese Energie werden wir jetzt mit auf den Platz nehmen.

Schwedens Nationaltrainerin Pia Sundhage

Am Mittwochabend war die Erleichterung im schwedischen Lager groß gewesen. Nachdem das Zitterspiel um den Achtelfinal-Einzug für die Schwedinnen positiv ausgegangen war, spielten sich im Teamhotel ausgelassene Jubelszenen ab, an denen der Verband die Öffentlichkeit via "Instagram" umgehend teilhaben ließ. "Die Spielerinnen sind auf wundervolle Art verrückt", kommentierte Trainerin Sundhage: "Diese Energie werden wir jetzt mit auf den Platz nehmen. Wir haben eine zweite Chance bekommen, und die wollen wir nutzen."

Die 55-jährige Sundhage weiß, wie man Titel gewinnt. Mit den USA gewann sie 2008 und 2012 Olympia-Gold, bei der WM 2011 in Deutschland scheiterte das US-Team im Elfmeterschießen an Japan. Doch mit der schwedischen Mannschaft, die sie seit 2012 coacht, gelang der Europameisterin von 1984 der große Wurf bislang noch nicht. Nach vergeblichen Experimenten mit dem Spielsystem ist Sundhage, deren Vertrag im kommenden Jahr ausläuft, auch in der Heimat längst nicht mehr unumstritten.

ski/sid