Bundesliga

Gräfe entscheidet sich falsch und stellt sich

Leverkusens Sportdirektor Rudi Völler echauffiert sich

Gräfe entscheidet sich falsch und stellt sich

Aufgrund seiner Fehlentscheidung der "Mann des Abends": Schiedsrichter Manuel Gräfe, der sich aber zu seinem Fehler bekannte.

Aufgrund seiner Fehlentscheidung der "Mann des Abends": Schiedsrichter Manuel Gräfe, der sich aber zu seinem Fehler bekannte. Getty Images

In besagter 34. Spielminute schirmte Kevin Kampl das Leder vor dem Strafraum ab, doch Weltmeister André Schürrle spitzelte den Ball Richtung Vieirinha. Der Portugiese stand meterweit im Abseits, was den Linienrichter korrekterweise dazu veranlasste, die Fahne zu heben. Die Folge: Die Leverkusener Hintermannschaft stellte den Betrieb ein, Nicklas Bendtner erzielte das 1:0.

Zum Unverständnis von Bernd Leno & Co. überstimmte Schiedsrichter Manuel Gräfe seinen Assistenten aber und erkannte den Treffer an. Rudi Völler saß da noch auf der Tribüne - doch wenig später setzte der Sportdirektor leicht geladen zum Sprint nach unten an, um sich lautstark beim vierten Offiziellen Wolfgang Stark zu echauffieren.

Spielersteckbrief Kampl
Kampl

Kampl Kevin

Spielersteckbrief Schürrle
Schürrle

Schürrle André

Spielersteckbrief Bendtner
Bendtner

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Völler: "Du darfst den Linienrichter dann nicht überstimmen"

Hinterher erklärte Völler: "Ich habe es im ersten Moment wie der Linienrichter gesehen. Nach der Entscheidung des Schiedsrichters wurde ich dann zunächst etwas unsicher. Aber ich habe hinter mir einen Fernseher, da habe ich sofort gesehen, dass es eine Fehlentscheidung ist." Es folgte der Lauf gen Spielfeldrand, den der Weltmeister von 1990 nach eigener Ansicht locker noch draufhat und auch verteidigte: "Wenn ich bei so einer Situation ruhig am Platz sitzen bleibe, dann bin ich fehl am Platze."

Rudi Völler

Nach dem irregulären 1:0 der Wolfsburger aufgebracht: Bayer-Sportdirektor Rudi Völler. Getty Images

Völler legte nach: "Ich habe nicht verstanden, warum er (Gräfe; Anm.d.Red.) dieses Risiko eingegangen ist, die Entscheidung des Linienrichters anzuzweifeln. Du musst dir zu 100 oder 99 Prozent sicher sein. Herr Gräfe ist hier zu viel Risiko gegangen - selbst wenn er im Glauben war, dass es Kampl war. Du darfst den Linienrichter dann nicht überstimmen." Das alles hatte der frühere Teamchef des DFB dem Referee auch persönlich im Kabinentrakt während der Halbzeitpause in einem längeren Gespräch zusammen mit Klaus Allofs mitgeteilt.

Schürrle stellt sich

Noch weniger Verständnis hatte der 55-Jährige dann dafür, als bekannt wurde, dass Gräfe nach dem Tor auch noch die Beteiligten Spieler Kampl und Schürrle auf ein Wort zu sich bestellt hatte: "Der Schiedsrichter hat beide gefragt, auch Kampl, der sich ebenfalls nicht sicher war. Wenn er doch zwei Spieler fragt, dann zeigt das doch, dass er sich nicht sicher gewesen sein kann."

Spielbericht

Einer der Befragten, Weltmeister Schürrle, stellte sich zu der Szene des Abends und beschrieb das Duell mit Kampl wie folgt: "Wir beide versuchen, den Ball irgendwie zu stochern. Der Schiedsrichter hat mich hinterher gefragt, doch ich konnte ihm nicht sagen, wer den Ball am Ende berührt hat. Ich habe nur gesagt, dass ich ihn leicht berührt habe." Auch Kampl führte später an: "Das ist bitter für uns, dass der Schiedsrichter so entschieden hat. Ich verstehe den Schiedsrichter nicht, dass er den Assistenten überstimmt. Er hat mir in der Halbzeit auch nochmals gesagt, dass er gedacht hat, ich hätte den Ball gespielt. Das kann man aber jetzt nicht mehr rückgängig machen. Jetzt heißt es: Mund abputzen und weitermachen."

Schmidt: "Dafür steht zu viel auf dem Spiel"

Die Trainer hatten derweil ihre eigenen Meinungen. Kurz und knapp formulierte es Wolfsburgs Coach Dieter Hecking - der auch auf die strittige Szene zwischen Bernd Leno und Daniel Caligiuri im zweiten Durchgang zu sprechen kam (50.): "Es war klar Abseits - und es war Elfmeter. Mehr will ich dazu nicht sagen."

Nicklas Bendtner und Bernd Leno

Nicklas Bendtner kurz nach seinem 1:0, Bernd Leno beschwert sich im Hintergrund. Getty Images

Sein Gegenüber Roger Schmidt kam dagegen auf die technischen Hilfsmöglichkeiten zu sprechen: "Wenn es doch die Mittel gibt, dann sollte man solch spielentscheidende Situationen nicht dem Schiedsrichter überlassen. Nach zehn Sekunden hat es doch das ganze Stadion gewusst. Strittige Szenen gehören klar dazu, doch nicht spielentscheidende Entscheidungen. Dafür steht zu viel auf dem Spiel."

Auf die erwähnte Elfmeterszene ging auch Völler noch einmal ein: "Das ist ein sehr guter Vergleich. Das ist eine typische Situation: Kann, muss aber nicht. Er hat ihn nicht festgehalten. Man kann die beiden Situationen nicht miteinander vergleichen - man kann ihn pfeifen, man muss ihn aber nicht pfeifen."

Gräfe stellt sich

Nach Minuten des Wartens hatte sich dann auch die Hauptperson dieser umstrittenen Szene zu Wort gemeldet: Manuel Gräfe. Der Referee führte seine Denkweise genau aus und entschuldigte sich öffentlich: "Es gibt schönere Tage als Schiedsrichter - und es gibt solche Tage wie heute. Ich war mir sicher, dass Kampl den Ball gespielt hat. Es gab dann auch nicht die Hilfe von den Spielern - von Schürrle oder Kampl. Sie sagten nicht, dass es klar Abseits war. Sondern sie waren selbst unsicher - Schürrle war nicht sicher, auch Kampl nicht. Ich nehme das natürlich auf meine Kappe, das war mein Fehler. Ich muss Leverkusen dahingehend auch loben, sie alle waren anständig. Mir tut es auf jeden Fall leid. Ich ärgere mich heute am meisten, ich werde auch lieber gelobt. Doch wie gesagt: Es gibt manchmal schönere Tage als Schiedsrichter."

Durch meine Sicherheit wurde mein Linienrichter unsicher.

Manuel Gräfe über seinen Assistenten

Apropos Entschuldigung: Wie Bernd Leno mitteilte, habe sich der Schiedsrichter auch schon in der Halbzeit bei den Beteiligten zu seinem Fehler gestellt. "In der Halbzeit gab es ein bisschen Gerede", so der Torhüter. "Der Schiedsrichter hat seinen Fehler dann auch zugegeben und sich entschuldigt. Als wir zur Halbzeit rausgegangen sind, hat er es uns gesagt."

mag/Thomas Hiete/Michael Richter

Bilder zur Partie VfL Wolfsburg - Bayer 04 Leverkusen