Bundesliga

Boateng: Endlich Chef

München: Einer der besten Innenverteidiger der Welt

Boateng: Endlich Chef

Hat eine steile Entwicklung hingelegt: Bayern Münchens Abwehrchef Jerome Boateng.

Hat eine steile Entwicklung hingelegt: Bayern Münchens Abwehrchef Jerome Boateng. imago

Die Verhandlungen im Sommer 2011 waren zäh. Wochenlang zogen sich die Gespräche zwischen dem FC Bayern München und Manchester City hin. Am Ende zahlten die Münchner 13,5 Millionen Euro für Jerome Boateng, den der damalige Sportdirektor Christian Nerlinger als neuen starken Mann für die Abwehr vorsah. Diese Aussicht hatte den gebürtigen Berliner vor allem überzeugt, der davon genug hatte, bei Manchester City oder in der Nationalelf zwischen den Außenverteidigerpositionen hin- und herzuwechseln.

"Er ist fest im Zentrum eingeplant", sagte Nerlinger 2011 und sah deshalb für den Hünen eine große Zukunft voraus: "Auch Bastian Schweinsteiger ist bei uns nach seinem Wechsel in eine zentrale Position in die Weltklasse aufgestiegen", so Nerlinger. "Es ist eine Win-Win-Situation. Wir haben uns verbessert - und für Jerome ist es ein wichtiger Schritt in seiner Karriere."

In der ersten Riege von Bayerns Führungsspielern

2015 muss man sagen: Verein und Spieler haben alles richtig gemacht, auch wenn 2011 nicht wenige daran zweifelten, dass der damals 22-Jährige jemals die Rolle eines Abwehrchefs bei den Bayern würde übernehmen können. Doch es ist so gekommen. Die unerwarteten individuellen Patzer von einst, die Unkonzentriertheiten, das allzu lässige Agieren, das alles scheint in einer anderen Zeit zu liegen. Heute ist Boateng endlich Chef und nach der letzten Saison in die erste Riege von Bayerns Führungsspielern aufgestiegen.

Lahm: "Eine gestandene Größe bei uns"

Kapitän Philipp Lahm, generell zurückhaltend mit derlei Aussagen, schwärmt geradezu von dem Abwehrspieler: "Ich erlebe Jerome absolut positiv. Er ist immer reifer geworden und hat sich immer weiterentwickelt. Er ist zum Führungsspieler geworden, in der Nationalmannschaft, aber auch beim FC Bayern. Eine gestandene Größe bei uns. Auf ihn kann man sich verlassen in den entscheidenden Spielen."

Seine Entwicklung ist dank seiner Schnelligkeit, Übersicht, Technik und Torgefahr beachtlich, das belegen auch die kicker-Noten: Hatte er in der Bundesligasaison 2011/12 noch einen Notenschnitt von 3,56, so steigerte er sich jährlich bis auf den Wert von 2,83 in der vergangenen Saison. International das gleiche Bild. In der Champions League kam er 2014/15 auf einen Schnitt von 2,82, Bestwert.

Boateng gehört mittlerweile zu den weltbesten Verteidigern. Das erhöht den Einfluss. Auch der Spieler selbst hat das registriert: "Man merkt schon, dass sich was verändert, ob in der Nationalmannschaft oder auch bei Bayern. Ich bin schon länger hier und habe mir das erarbeitet. In der Mannschaft bin ich nun in einer anderen Position. Dass ich auch mal mit jüngeren Spielern rede, oder etwas sage, wenn mir was auffällt. Vorher waren vielleicht andere da. Jetzt bin ich in der Position", so Boateng selbstbewusst. Lahm ist die neue Rolle nicht entgangen: "Er redet mehr mit, ist da hineingewachsen durch seine Leistungen."

Boatengs Vertrag läuft bis 2018

Bayern braucht Boateng, er ist derzeit die einzige Größe in der Abwehr mit Weltklasseniveau. Das merkten auch wieder die Top-Stürmer von AC Milan und Real Madrid, die in den Testbegegnungen beim Audi-Cup keinen Stich gegen den zentralen Mann der Bayern-Abwehr machten. Boateng hat den nächsten Schritt geschafft. Die 13,5 Millionen Euro Ablöse von 2011 wirken angesichts der Entwicklung wie ein Schnäppchenpreis. Mittlerweile hat sich der Marktwert fast vervierfacht. Die Bayern taten gut daran, den Vertrag bis 2018 zu verlängern. Denn einen wie ihn hätten einige Top-Teams in Europa gerne in der Mannschaft.

Mounir Zitouni