Es hätte alles anders kommen können: Ilkay Gündogan, der bislang in der Vorbereitung einen guten und vor allem wieder frischen Eindruck im BVB-Dress macht, scheiterte mit einem abgefälschten Schuss an der Querlatte (16.). Es wäre das 1:0 gewesen, das schließlich der VfL Bochum erzielen sollte: Nach Aufbaufehler von Henrikh Mkhitaryan legte Simon Terodde im Strafraum quer zum freien Marco Terrazzino, der humorlos einschob. Besonders bitter war dies für Keeper Roman Bürki, der bis dato nichts zu halten bekommen hatte (33.). Mit der VfL-Führung ging es schließlich in die Katakomben.
Dortmunds Trainer Thomas Tuchel reagierte erwartungsgemäß in der Pause und brachte Neuzugang Gonzalo Castro (Bayer 04 Leverkusen) und Rückkehrer Jonas Hofmann (ausgeliehen an Mainz). Auf der anderen Seite hütete Transfer Manuel Riemann (SV Sandhausen) das Gehäuse anstelle des Bochumer Urgesteins Andreas Luthe (28). Der 26-Jährige legte sich direkt beinahe ein Ei: Einen scharfen Querpass von Lukasz Piszczek fing Riemann, ließ den Ball aber wieder fallen. Auf der Linie kassierte er das Leder dann aber doch noch ein (50.).
Hoogland lässt das Bein schnallen
Es ging weiter mit dem Highlight des Abends: VfL-Neuling Tim Hoogland hämmerte erst am Ball vorbei, ehe er mit dem zweiten Versuch einen fulminanten Schuss unter die Latte abgab. Sein klarer Kommentar - auch in Richtung Ex-Klub S04: "Ich war jahrelang bei Schalke, da tut so ein Tor doppelt gut. Das kann ich nicht verleugnen." Wieder hatte bei diesem Gegentreffer übrigens Schlussmann Bürki keine Chance - 2:0 (59.). Gündogan leistete hierbei zudem nur Begleitschutz, verpasste so den möglichen Block gegen Hoogland.
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Wenig später netzte der Ex-Schalker Hoogland nach schwacher Abwehr von Neven Subotic erneut ein, verfehlte knapp den rechten Winkel (68.). Immerhin: Außenverteidiger Erik Durm hatte in der Schlussphase noch einen Geistesblitz, ermöglichte mit seinem perfekten Pass ins Zentrum den Ehrentreffer von Jeremy Dudziak (80.). Castro war zudem vorher frei vor Riemann gescheitert (73.), während sich auf der Gegenseite die eingewechselten Joker Nando Rafael und Ex-Nationalspieler Tobias Weis vergeblich versuchten.
Tuchel: "Gemischte Gefühle"
Insgesamt zeichnete der BVB am Abend vor 28.000 lautstarken Zuschauern folgendes Bild: Viele Chancen wurden herausgearbeitet, aber nicht genutzt. Teilweise wurde schnell umgeschaltet, aber nicht immer. Und insgesamt agierte die Verteidigung aufmerksam, aber eben nicht die ganze Zeit über.
Coach Tuchel sah dies ebenfalls so, wie er gegenüber Sport1 offen zugab: "Gerade habe ich gemischte Gefühle. Wir können später sicher viele gute Szenen aus dem Spiel zurechtschneiden. Wir haben es oft gut gemacht, haben uns viele Chancen erarbeitet." Aber: "Die Konsequenz fehlte, wir haben außerdem viele Umschaltmöglichkeiten verpasst."
Torschütze Tim Hoogland hatte mit seinen Bochumer Abwehrkollegen zumeist die BVB-Offensive um Shinji Kagawa im Griff. Getty Images
Über den Stand der Vorbereitung, die bis zum 30. Juli und dem dann anstehenden Hinspiel der Europa-League-Qualifikation (in Kärnten gegen den Wolfsberger AC oder in Salihorsk) abgeschlossen sein muss , sagte Tuchel: "Wir fühlen uns insgesamt wohl. Wir sind ruhig und fokussiert auf den Weg. Aber wir wollten natürlich die jüngste Siegesserie (Testspielsiege in Japan; Anm.d.Red.) aufrechterhalten."
Tuchel und die T-Frage
Angesprochen wurde Tuchel natürlich noch auf Torhüter Roman Weidenfeller, der am Abend nicht im Kader stand: "Roman hatte Schulterprobleme. Am Dienstag gegen den FC Luzern wird er aber spielen." Die Schwarz-Gelben bestreiten diesen Test im Rahmen des Trainingslagers im schweizerischen Bad Ragaz (19. bis 26. Juli), wo auch die Partie gegen Juventus Turin am 25. Juli ansteht.
Der Grund für Bürkis 90 Minuten Einsatzzeit war außerdem noch ein anderer laut Tuchel: "Wir haben beschlossen, dass die Torhüter ab sofort 90 Minuten spielen werden." Dadurch tut sich der BVB-Coach offenbar leichter, eine finale Entscheidung in Sachen künftige Nummer eins fällen zu können.
Statistik: VfL Bochum - Borussia Dortmund 2:1 (1:0)
BVB: Bürki – Piszczek (62. Stenzel), Hummels (62. Subotic), Sokratis (62. Ginter), Schmelzer (62. Durm) – Bender (62. Weigl) – Gündogan (62. Maruoka), Mkhitaryan (62. Dudziak) – Kagawa (46. Castro) – Aubameyang (62. Kampl), Reus (46. Hofmann)
VfL: Luthe (46. Riemann) – Wijnaldum (46. Perthel) – Bastians – Fabian (68. Simunek) – Celozzi – Hoogland (77. Weis) – Losilla – Terrazzino (46. Gregoritsch) – Haberer – Bulut – Terodde (77. Rafael)
Tore: 1:0 Terrazzino (33.), 2:0 Hoogland (59.), 2:1 Dudziak (80.)
Zuschauer: 28.000 (ausverkauft)