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... würde ich mit Özil und Podolski beginnen

"Wenn ich Bundestrainer wäre ..."

... würde ich mit Özil und Podolski beginnen

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild

kicker-Chefreporter Karlheinz Wild kicker/Getty Images

Aus Brasilien berichtet Karlheinz Wild

Nach dem aufopferungsvoll erkämpften 1:0-Sieg gegen Frankreich steht nun der Hit gegen Brasilien an. Es wird eine außergewöhnliche Herausforderung in der Karriere der Lahm, Schweinsteiger und anderen im Weltfußball schon lange aktiven deutschen Nationalspieler, die nahezu allesamt schon große und bedeutende Spiele auf der internationalen Bühne mitgemacht haben.

Weltmeisterschaft - Viertelfinale
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28.01.1900

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Das Halbfinale einer Weltmeisterschaft gegen die begeisterten, enthusiastischen, fanatischen Gastgeber wird eine neue Dimension in der fußballerischen Erlebniswelt der deutschen Nationalspieler darstellen. Da sind beste Nerven, eine couragierte Körpersprache und robuster Widerstand gefragt, über 90 Minuten, über 120 Minuten oder gar bei einem möglichen Elfmeterschießen.

Özil muss nach hinten mehr helfen - gerade gegen Marcelo

Im Viertelfinale gegen die Franzosen wurden diese Kriterien die 90 Minuten plus Nachspielzeit erfüllt, auch wenn Mesut Özil sicherlich mehr Entschlossenheit ausströmen könnte und muss. Der Edeltechniker ist eindeutig mehr zu leisten imstande, als er bislang bei dieser Copa do Mundo zeigte. Dennoch würde ich ihm, wenn ich Bundestrainer wäre, das Vertrauen für die Startelf geben - aber mit der klaren Ansage, dass von ihm mehr kommen muss: mehr Durchsetzungsvermögen im defensiven wie im offensiven Duell; mehr Torabschlüsse, beim finalen Pass wie beim Schuss; mehr Hilfeleistung nach hinten, gerade gegen den offensivwütigen Marcelo. Der Linksverteidiger von Real Madrid muss verfolgt und gebunden werden - und zwar von Özil, weil ich ihn wieder nach rechts versetzen würde.

Den Platz auf dem linken Flügel bekäme Lukas Podolski. Mag er auch gegen die USA in der Offensive mit unpräzisen Hereingaben nicht überzeugt haben, so hat er sich doch körperlich robust und aggressiv gewehrt, damit eine erneute Chance verdient. Und der Druck einer solchen Mega-Partie belastet einen Podolski mit diesem Naturell und dieser Erfahrung nicht. Außerdem brennt er mit der gesamten Wucht seiner 81 Kilo und 116 Länderspiele.

Klose hat bewiesen, dass er als Joker funktioniert

Der Härtefall wäre dann Miroslav Klose, der sich gegen Frankreich eifrig und mannschaftsdienlich abgemüht hat, aber nicht torgefährlich wurde, auch weil ihm die Vorlagen fehlten. Klose bewies bei seiner Einwechslung gegen Ghana, dass er sofort nachhaltig ins Geschehen einzugreifen vermag. Er kann also - wenn er von der Bank kommt - die gewünschte Wirkung erzielen, Andre Schürrle sowieso.

Ihre Wunschelf

Schade für ihn, weil er natürlich gerne von Beginn an losrocken würde - aber als Joker bringt er dem Team mehr, ob über die rechte oder die linke Flanke, und gerade wenn sich Räume auftun wie im Viertelfinale. Schürrle beschwingt das deutsche Spiel mit seinen unwiderstehlichen Läufen und sofortigen Schüssen, obwohl er da manchmal etwas hyperaktiv erscheint. Klose mit seiner Kopfballstärke und Beweglichkeit ist eher der Mann für den Notfall, etwa wenn bei einem Rückstand gegen eine Abwehrmauer ein definitiver Kopfball gesetzt werden muss - oder ein Abstauber wie gegen Ghana.

Die Rolle im Angriffszentrum übernähme in dieser Aufstellung wieder Thomas Müller, wie in vier von fünf WM-Begegnungen. Für den nicht so schnellen Klub-Kollegen vom FC Bayern gegenüber, Dante, wäre er mit seinem Tempo die ideale Anlaufstelle.

Höwedes ist mittlerweile fest etabliert

Für die Abteilungen dahinter im DFB-Team Halbfinale 2014 sind keinerlei Veränderungen nötig. Bastian Schweinsteiger und Sami Khedira haben nach ihren Aufholarbeiten im physischen Bereich im Glutofen Maracana gegen Frankreich einen soliden Job gemacht, die etwas abgeänderte Viererkette bestand den Bewährungstest. Jerome Boateng und Mats Hummels bildeten einen widerstandsfähiges Innenblock; der defensiv wackere, offensiv bemühte Benedikt Höwedes ist, nachdem er anfangs zu Recht angezweifelt wurde, mittlerweile als linke Außenstelle in der Abwehr etabliert.

Und Philipp Lahm hat als reaktivierter Rechtsverteidiger die vorherige Kardinalfrage - Lahm im Mittelfeld oder Lahm rechts hinten? - pragmatisch beantwortet und seinen Auftrag ordentlich erfüllt. Da ist also kein Zurück ins Mittelfeld nötig.