Nationalelf

Löw: "Topmannschaft? Realität sieht anders aus"

Bundestrainer plant mit Lahm auf der Sechs

Löw: "Topmannschaft? Realität sieht anders aus"

Appellierte am Montag mit deutlichen Worten an seine Spieler: Bundestrainer Joachim Löw, skeptisch in Stuttgart.

Appellierte am Montag mit deutlichen Worten an seine Spieler: Bundestrainer Joachim Löw, skeptisch in Stuttgart. picture alliance

"Die Uhr tickt", sagt Joachim Löw. Am Dienstag sind es noch 100 Tage bis zum WM-Eröffnungsspiel. Und weil der Zustand seiner Nationalspieler in vielen Bereichen noch große Sorgen bereitet, zieht der Bundestrainer die Zügel jetzt an. "Grundvoraussetzung ist, dass wir absolut fitte Spieler haben", betonte er am Montag auf der DFB-Pressekonferenz in Stuttgart. Für die ungewöhnlichen Bedingungen in Brasilien fordert er "einen Kader, der maximal - maximal! - belastbar ist."

In dieser Hinsicht sieht Löw noch Nachholbedarf. "Auf dem Papier gesehen haben wir eine Topmannschaft. Aber die Realität sieht im Moment etwas anders aus: Einige Spieler waren über Monate hinweg verletzt, andere haben mit fehlendem Rhythmus und ihrer Form zu kämpfen." Deshalb müssten seine Schützlinge - auch jene, die fürs Testspiel gegen Chile am Mittwoch (20.45 Uhr, LIVE! bei kicker.de) nicht nominiert wurden - "alles dafür tun, dass sie in eine Topform gelangen: Sie müssen sich individuell optimieren, ihr Training, ihren Lebenslauf."

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Die Uhr tickt. Und nur derjenige, der sie hört, wird eine WM-Chance haben.

Joachim Löw

Die Grundvoraussetzungen, um eine Chance bei der Nominierung des erweiterten WM-Kaders zu haben, seien klar: körperliche Fitness und Selbstbewusstsein. Am 8. Mai werde er "dem einen oder anderen Spieler wehtun" müssen, so Löw, denn für ein WM-Ticket bedürfe es Spielrhythmus - ein seltenes Gut bei vielen seiner Schlüsselspieler. "Die Uhr tickt", unterstrich Löw noch einmal. "Und nur derjenige, der sie hört, wird eine WM-Chance haben."

Ausnahmen soll es im Einzelfall jedoch geben: So könnte ein Sami Khedira, der nach seinem Kreuzbandriss ins Lauftraining eingestiegen ist, aufgrund seiner Persönlichkeit auch berufen werden, "wenn er nur 80 oder 90 Prozent fit ist".

Löw legt sich fest: "Ich plane mit Philipp Lahm im Mittelfeld"

Weil im defensiven Mittelfeld zudem die Dortmunder Ilkay Gündogan (Nervenentzündung im Rücken) und Sven Bender (entzündetes Schambein) noch auf unbestimmte Zeit ausfallen, hat sich Löw inzwischen festgelegt: "Ich plane mit Philipp Lahm im Mittelfeld", verriet er bereits am Sonntag dem kicker, obwohl der Bayern-Kapitän nur drei seiner 104 Länderspiele in dieser Rolle bestritt. Dortmunds Kevin Großkreutz, gegen Chile erstmals seit November 2011 wieder im Aufgebot, hat als Rechtsverteidiger gute WM-Aussichten.

Der WM-Fahrplan nimmt indes konkretere Formen an. Während Löw bekanntgab, dass die deutsche U 20 mit zur Vorbereitung nach Südtirol (21. bis 31. Mai) reisen werde, um gewisse Abläufe simulieren zu können, bestätigte Manager Oliver Bierhoff die Reisepläne in Brasilien. So wird der DFB-Tross jeweils schon zwei Tage vor den Gruppenspielen vom Trainingscamp bei Porto Seguro in die Spielorte Salvador (gegen Portugal), Fortaleza (gegen Ghana) und Recife (gegen die USA) aufbrechen, um sich besser akklimatisieren zu können.

Klose gegen Chile fraglich, Bender reist ab

Klimatisch kann Löw am Mittwoch den Ernstfall noch nicht proben, gegen Chile, das letztmals vor 32 Jahren Gegner war, werden in Stuttgart 10 Grad erwartet. Offen ist noch, ob Miroslav Klose vor wahrscheinlich ausverkauftem Haus auflaufen kann. Der DFB-Toptorjäger verpasste Lazios 1:0-Sieg in Florenz am Sonntag nach einem Schlag aufs Becken, wobei auch die Bauchmuskulatur in Mitleidenschaft gezogen wurde. "Am Telefon am Sonntag war er aber optimistisch, dass er nach ein, zwei Tagen Behandlung voll belastbar sein wird", sagte Löw - am Montag fehlte der Routinier allerdings im Mannschaftstraining. Auf Lars Bender (Muskelverhärtung) muss Löw definitiv verzichten: Der Leverkusener reiste bereits ab.

Vorschau

Einsatzbereit ist hingegen Neuling Shkodran Mustafi, auch wenn er am Vormittag noch nicht in Stuttgart war. Der Verteidiger hatte sich am Sonntag nach dem 2:0-Sieg von Sampdoria Genua beim FC Turin einer Dopingkontrolle unterziehen müssen und deshalb den Flieger verpasst.