Aus Lille berichten Frank Linkesch und Jörg Wolfrum
Wenn es darum geht, Willensstärke und Härte gegen sich selbst vorzuleben, dann wünscht sich wohl jeder Trainer einen Ashley Williams. Kein Wunder also, dass Chris Coleman dem Kapitän der walisischen Nationalelf am Tag vor dem Viertelfinale gegen Belgien ein verbales Denkmal setzte. "Der Mann rechts neben mir hat mich noch nie enttäuscht. Nicht auf und auch nicht neben dem Spielfeld", lobte er seinen Abwehrchef, der in der Premier League für Swansea City verteidigt.
Spielersteckbrief A. Williams
Trainersteckbrief Coleman
Wales - Vereinsdaten
Gründungsdatum
01.01.1876
Die wichtigste Nachricht gab es auf der Pressekonferenz natürlich zuerst: Williams kann gegen Belgien spielen, die beim 1:0 im Achtelfinale gegen Nordirland stark geprellte linke Schulter lässt einen Einsatz zu. "Unsere medizinische Abteilung hat einen großartigen Job gemacht, für morgen sollte alles in Ordnung sein", verkündete der 31-Jährige das, was sein Trainer Coleman als "gute Nachrichten für uns" bezeichnete.
Zur Erinnerung: Williams hielt die Schlussphase gegen die Nordiren nur unter starken Schmerzen durch und sollte ausgewechselt werden - der Waliser aber wollte nicht runter.
"Er spielt mit Stolz und Leidenschaft"
Ein echter Käpt'n, dieser 1,83-m Verteidiger. "Vielleicht bin ich altmodisch", setzte Coleman zu seinem Plädoyer für "Leadership" an, "aber du brauchst Anführer in einer Mannschaft, mehr als einen. Und wir haben eine sehr gute Kabine." Eines der Erfolgsgeheimnisse dieser Mannschaft, die auf den Spuren des 1958er Teams wandelt, das es damals bis ins WM-Viertelfinale schaffte. "Wir hatten auch dunkle Zeiten und Enttäuschungen zu verarbeiten. Da brauchst du einen Kapitän wie ihn. Ich weiß, dass es eine große Ehre für Ashley ist, er spielt mit Stolz und Leidenschaft", charakterisierte Coleman ihn.
Natürlich ist Williams nicht der einzige Führungsspieler im letzten verbliebenen britischen Team. Gareth Bale, Aaron Ramsey oder Joe Allen gehen ebenfalls voran, auch und gerade durch ihre sportlichen Leistungen. "Wir sind alle zusammen groß geworden, wir haben so viele Länderspiele zusammen bestritten. Wir sind wie eine Bruderschaft und können gegenseitig auf uns zählen", hob Williams den walisischen Teamspirit hervor. Der, so Coleman, entstehe durch das Erlebte auf dem Spielfeld, nicht daneben.
Wales träumt vom großen Coup
So sind sie bis ins Viertelfinale eingezogen und träumen nun vom großen Coup. Mit ihren Mitteln. Ob die gegen Belgien reichen? Sportlich bleiben Fragezeichen, Williams' Noten bei diesem Turnier sind mit 3,88 im Schnitt nicht tadellos. Bei der einzigen Niederlage, dem 1:2 gegen England, agierte er fehlerhaft, auch gegen Nordirland konnte er nicht vollends überzeugen. Ihm und Coleman ist das egal. Auch gegen Belgien wird Williams mit gutem Beispiel vorangehen, sein Glaube an die Sensation lebt.
