EM

Buffon vs. Ibrahimovic - 2004 contra 2016

Italien mit breiter Brust, gefeierter Conte mit dem Zeigefinger

Buffon vs. Ibrahimovic - 2004 contra 2016

Zu spät: Gianluigi Buffon konnte bei der EM 2004 nichts gegen seinen damaligen Juve-Teamkollegen Zlatan Ibrahimovic ausrichten.

Zu spät: Gianluigi Buffon konnte bei der EM 2004 nichts gegen seinen damaligen Juve-Teamkollegen Zlatan Ibrahimovic ausrichten. Getty Images

Der Rückblick

Am 18. Juni 2004 hievte Antonio Cassano Italien im Estadio do Dragao zu Porto in der 37. Spielminute mit 1:0 in Front. Die Führung hielt bis kurz vor Schluss, als ein gewisser Zlatan Ibrahimovic - damals 22 Jahre jung - Gianluigi Buffon mit dem Rücken zum Tor stehend mit einem eingesprungenen Hackenabschluss in das linke obere Eck überwand . Vielen dürften die Bilder noch bekannt sein - vor allem den italienischen Anhängern.

Spielersteckbrief Buffon
Buffon

Buffon Gianluigi

Spielersteckbrief Ibrahimovic
Ibrahimovic

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Candreva

Candreva Antonio

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Bonucci Leonardo

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Barzagli

Barzagli Andrea

Trainersteckbrief Conte
Conte

Conte Antonio

Europameisterschaft - Vorrunde, 2. Spieltag
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Europameisterschaft - Tabelle - Gruppe E
Pl. Verein Punkte
1
Italien Italien
6
2
Belgien Belgien
3
3
Schweden Schweden
1
Italien - Vereinsdaten
Italien

Gründungsdatum

01.01.1898

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Schweden - Vereinsdaten
Schweden

Gründungsdatum

01.01.1904

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Der Ausgleich lieferte den Grundstein für eine angebliche "Absprache" zwischen Schweden und Dänemark im abschließenden Gruppenspiel. Vor allem diverse italienische Medien spekulierten damals, sprachen auch Jahre später noch von einem schwer verdaulichen Keks ("Biscotto"). Denn ein 2:2 reichte beiden skandinavischen Nationen am 3. Spieltag zum Weiterkommen, wodurch die Azzurri mit ebenfalls fünf Punkten als Dritter ausschieden . Just endete die Partie dann auch 2:2.

Die Gegenwart

Thema ist das damalige Duell aber aktuell nicht mehr großartig - vielmehr glaubt die Squadra Azzurra an die eigenen Stärken, die sie für viele überraschend beim verdienten 2:0 gegen Belgien gezeigt hatten . "Wir sind bereit. Wir wollen ins Achtelfinale", prescht Flügelstürmer Antonio Candreva, der enorm stark aufgespielt und das 2:0 von Graziano Pelle überragend vorbereitet hat (kicker-Note 2), selbstbewusst vor.

Gruppe E - 1. Spieltag

Tatsächlich war die Art und Weise beim 2:0 gegen die Roten Teufel enorm überzeugend. Die "Fußball-Opas" - bei einem Altersdurchschnitt von 31,5 Jahren startete Italien mit der ältesten EM-Elf aller Zeiten - ließen die Belgier dank einer astreinen Taktik partout nicht aufkommen. Das musste auch Torwart Thibaut Courtois (FC Chelsea) anerkennen: "Italien hat uns taktisch deklassiert."

Der gefeierte Mann

Antonio Conte

Das Hirn hinter dem taktischen Erfolg der italienischen Nationalmannschaft gegen Belgien: Trainer Antonio Conte. Getty Images

Neben den Defensiv-Heroen Giorgio Chiellini, Leonardo Bonucci (fantastische Vorarbeit beim 1:0 von Emanuele Giaccherini), Andrea Barzagli sowie Kapitän Buffon werden die defensive Meisterleistung und die vielen offensiven Nadelstiche vor allem Antonio Conte angerechnet. Der Nationaltrainer gilt als Meister des Erfolgs, als Meister der Taktik, als Meister des Teambuildings, die nicht zuletzt beim emotionalen Jubel nach dem 2:0 und nach dem Schlusspfiff zu sehen war, als sich sämtliche Akteure und Offizielle in den Armen lagen.

"Conte beweist, dass er ein großartiger Trainer ist", lobt Altmeister Giovanni Trapattoni den künftigen Coach des FC Chelsea. Der frühere Bayern-Coach und ehemalige italienische Nationaltrainer (2000 bis 2004) attestiert seinem ehemaligen Lehrling "sehr gute Arbeit" in Sachen "Taktik, Spiel, Spektakel, Teamgeist". Seine Ansicht: Conte könne Italien "ins Finale bringen".

Der vielumjubelte Macher, der bereits das seit Jahren enorm erfolgreiche Juventus Turin mit drei Meisterschaften in Serie (2011/12, 2012/13, 2013/14) auf den aktuellen Erfolgskurs mit fünf Meisterschaften in Serie gebracht hatte, übt sich derweil in Bescheidenheit und erinnert an das blamable Vorrunden-Aus bei der WM 2014: "Wir sind erst am Anfang unseres EM-Weges. Wir haben noch immer eine offene Wunde." Der 46-Jährige ergänzt: "Ich glaube nicht, dass ein einziges Spiel die Meinung der Menschen ändern kann, eine einzelne Partie kann nicht das komplette Urteil revidieren. Vor zwei Jahren sind wir trotz einer guten ersten Partie nach der Vorrunde nach Hause gefahren."

Conte selbst kann aber nichts daran ändern, dass die heimischen und internationalen Medien ihn schon jetzt abfeiern. Die "Gazzetta dello Sport" nennt ihn zum Beispiel aufgrund seiner Gabe, mittelmäßige Mannschaften zu außerordentlichen Leistungen anzutreiben, ehrfürchtig einen "Alchemisten". Was er anfasse, wird zu Gold.

Der gefürchtete Mann

Nun hat der Trainer die Aufgabe, seine Einheit auf Superstar Ibrahimovic vorzubereiten. Dass das gelingt, daran zweifeln in Italien wenige. "Ibra fordert Italien heraus", titelt etwa der "Corriere dello Sport". "Die Super-Abwehr ist bereit für den Riesen Zlatan."

Zlatan Ibrahimovic und Gianluigi Buffon

Kennen sich bestens: Zlatan Ibrahimovic und Gianluigi Buffon. Getty Images

Das Mastermind oder der "vulkanische Trainer" (The Guardian) selbst zollt "Ibrakadabra" allerdings größten Respekt: "Schweden hat eine ausgeglichene Mannschaft mit einem Ausnahmekönner: Ibrahimovic, den ich in seinem Zenit sehe", so Conte. Candreva (Lazio Rom) legt nach: "Ibrahimovic ist ein fantastischer Spieler mit großartigen Fähigkeiten."

"Ibra", der in Italien schon bei Juventus Turin (2004 bis 2006, Inter Mailand (2006 bis 2009) und Stadtrivale Milan (2010 bis 2012) unter Vertrag gestanden hatte, hat allerdings einen kleinen Makel: Fünfmal hat der schwedische Superstar in der Serie A gegen Buffon gespielt, dabei gelang ihm kein einziges Tor. Dafür allerdings 2004 der Hackentreffer, an den "Super-Gigi" nicht gerne zurückdenkt: "Ich habe keine guten Erinnerung daran. Damals hatte er enormes Potenzial, nun zeigt er, dass er der 'Real Deal' ist. Ein Talent wie er ist nicht mit anderen zu vergleichen."

mag