Dass del Bosque bei der EM in Polen und der Ukraine einen glänzenden Kader zur Verfügung hatte, steht nicht zur Debatte. Die Frage lautet vielmehr: Wie schaffte er es, dass die zerstrittenen Barça- und Real-Akteure sich auf das wesentliche Ziel, sprich den Titel, konzentrierten? "Ich habe die Spieler daran erinnert, dass es hier nicht um ihre Klubs und Befindlichkeiten geht", erklärte del Bosque. "Es geht um das Land, und all die Casillas', Xavis von Real und Barça sind in diesem Fall spanisches Kulturgut."
Und dieses erfolgreiche Kulturgut soll nach Möglichkeit dem ganzen Land einen Schub geben. Del Bosque kennt die wirtschaftlichen Missstände auf der iberischen Halbinsel nur allzu gut. "Es ist eine Demonstration, dass Spanier im Verbund erfolgreich sein können", glaubt der 61-Jährige. "Waren wir früher in Einzelsportarten erfolgreich, sind wir es heute auch im Mannschaftssport. Das ist eine Ansage an alle Spanier."
Wesentlich für den spanischen Erfolg war letztlich eine Mischung aus guter Stimmung und Disziplin. Die Mannschaft habe gezeigt, dass sie "noch nicht satt ist", erklärte del Bosque. "Wir waren über 40 Tage zusammen, und es gab keine Zwischenfälle." Das Verhalten der Ersatzleute bezeichnete del Bosque sogar als "ritterlich".
Trotz aller Begeisterung: Während des EM-Verlaufs kam auch Kritik an der Spielweise der Spanier auf. Fehlt dem praktizierten "Tiki-Taka" der Esprit und stört del Bosque die Kritik: 'Spanien langweilt?' "Ich respektiere das", sagt der Coach. "Ich habe ja auch nie gesagt, dass es nur unseren Stil gibt. Aber für unsere Spieler ist der gezeigte Stil der passende." Und an dem soll weiter gefeilt werden - so sehr, dass Arbeitstier del Bosque sogar auf Urlaub verzichtet.
Lesen Sie das komplette Interview mit Vicente del Bosque in der aktuellen Donnerstagausgabe des kicker sportmagazin. Der spanische Nationalcoach spricht unter anderem auch über die Weiterentwicklung von La Roja und über das Turnierabschneiden des DFB-Teams.