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Arsene Wengers emotionale Abschiedsrede bei Arsenal - Burnley-Fans sticheln

Arsenal-Trainer geht mit Würde

Wengers emotionale Abschiedsrede - Burnley-Fans sticheln

Zeigte zum Abschied noch mal seine Klasse: Arsenal-Trainer Arsene Wenger - hier noch mit Krawatte.

Zeigte zum Abschied noch mal seine Klasse: Arsenal-Trainer Arsene Wenger - hier noch mit Krawatte. imago

Für einen Mann, der gar nicht so gerne im Mittelpunkt steht, machte es Arsene Wenger wirklich ganz hervorragend. Nachdem ihm seine Spieler am späten Sonntagnachmittag das 606. und finale Heimspiel (415/120/71) mit einem 5:0-Sieg gegen Burnley angemessen versüßt hatten, griff der scheidende Arsenal-Trainer zum Mikrofon. Und die Fans, die ihn seit zwei Stunden in Emirates-untypischer Lautstärke hatten hochleben lassen, lauschten so andächtig, dass man "eine Stecknadel hätte fallen hören können", wie der "Guardian" notierte.

Wenger begann nicht damit, über seine Gefühle den Fans und dem Klub gegenüber zu sprechen, das kam später. Erst einmal wünschte er seinem "Trainerkollegen Alex Ferguson eine schnelle Genesung", sein langjähriger Rivale und Freund war am Samstag wegen einer Gehirnblutung notoperiert worden . "So etwas kann passieren. Aber er ist ein starker und optimistischer Mann."

"Ich bin wie ihr: Ich bin ein Arsenal-Fan"

Und Wenger eben einer mit Manieren, der weiß, was sich gehört, und der auch deswegen den Abschied bekam, den er nach 22 Jahren verdiente : ein Spalier vor dem Anpfiff, einen attraktiven Heimsieg, 60.000 Fans mit "Merci Arsene"-T-Shirts - und einen wahrlich wertvollen Gegenstand. Seine einstigen Assistenten Pat Rice und Bob Wilson überreichten ihm die goldene Sonder-Meistertrophäe, die Arsenal 2004 als Lohn für die bis heute einzige ungeschlagene Saison der Premier-League-Geschichte erhalten hatte. "Arsene Wenger muss sie aufbewahren", sagte Wilson.

Auch für Kapitän Per Mertesacker war es das letzte Heimspiel - seine Heimat Pattensen grüßte ihn gar im Stadion.

Auch für Kapitän Per Mertesacker war es das letzte Heimspiel - seine Heimat Pattensen grüßte ihn gar im Stadion. imago

Wenger bedankte sich umgekehrt bei den Fans für die lange gemeinsame Zeit. "Ich weiß, dass es nicht leicht war. Aber in erster Linie bin ich wie ihr: Ich bin ein Arsenal-Fan. Das steht für mehr als nur dafür, sich Fußballspiele anzuschauen. Es ist eine Lebensweise. Es geht darum, das schöne Spiel wichtig zu nehmen, um die Werte, die wir pflegen, und um etwas, das durch jede Zelle unseres Körpers fließt. Ich will mit einem einfachen Satz schließen: Ich werde euch vermissen. Danke, dass ihr ein so wichtiger Teil meines Lebens wart."

Nur die Burnley-Fans behalten den Überblick

Die Zuschauer, die ihre Plätze diesmal nicht nur auf dem Papier eingenommen hatten, applaudierten frenetisch, ein junger Fan bekam sogar noch Wengers Krawatte, um die er per Plakat ausdauernd gebeten hatte. Nur die Burnley-Fans behielten in dieser nostalgisch-emotionalen Wehmut-Wohlfühl-Stimmung den Überblick, schließlich sicherte das 5:0 gegen den Tabellennachbarn lediglich Platz sechs ab, die schlechteste Abschlussplatzierung seit 1995. Auch sie huldigten zwar Wenger gesanglich, riefen in Richtung der Arsenal-Anhängerschaft jedoch: "You Wanted Him Sacked" - "Ihr wolltet doch, dass er entlassen wird".

jpe