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DFB-Finanzbericht 2016: Schwarze Zahlen und "schwere Jahre" nach der Affäre um die Vergabe der WM 2016

26,2 Millionen Euro Nachzahlung drohen

DFB-Finanzbericht 2016: Schwarze Zahlen und "schwere Jahre"

Hatte trotz schwarzer Zahlen nicht nur Gutes zu berichten: DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge (l. mit DFB-Präsident Reinhard Grindel).

Hatte trotz schwarzer Zahlen nicht nur Gutes zu berichten: DFB-Schatzmeister Stephan Osnabrügge (l. mit DFB-Präsident Reinhard Grindel). imago

Höhere Einnahmen, höhere Ausgaben - der Deutsche Fußball-Bund hat das Wirtschaftsjahr 2016 mit einem positiven Ergebnis abgeschlossen. Einem Ertrag von rund 290,3 Millionen Euro (2015: 250 Millionen Euro) stand im vergangenen Jahr ein Aufwand von rund 294,8 Millionen Euro (2015: 251,9 Millionen Euro) gegenüber, zudem wurden Rücklagen in Höhe von rund 12,3 Millionen Euro "wie geplant verwendet". Die Steigerungen begründen sich vor allem an der Teilnahme der A-Nationalmannschaft an der Europameisterschaft in Frankreich sowie der Frauen-Nationalmannschaft und der U21 an den Olympischen Spielen in Rio de Janeiro, aber auch durch die hohen Rechtskosten im Zuge der Aufklärung der WM-Affäre.

A-Nationalmannschaft bleibt "Motor des wirtschaftlichen Erfolgs"

"Der DFB ist wirtschaftlich gesund, wir können unseren Verpflichtungen nachkommen, auch denen des gemeinnützigen Fußballs", sagte Schatzmeister Stephan Osnabrügge, der in Bezug auf die Affäre rund um die Vergabe der WM 2006 aber auch von "schweren Jahren" und "erheblichen Aufwänden" sprach. Erfreulich für den Verband: Das Eigenkapital in Höhe von rund 187,7 Millionen Euro liegt weiter bei rund 70 Prozent der Bilanzsumme. Von den Rücklagen in Höhe von 162,4 Millionen Euro dürfen 117,4 Millionen Euro ausschließlich für den ideellen Bereich genutzt werden - ein großer Aufwand des zurückliegenden Geschäftsjahres (43,5 Millionen Euro) entfiel somit auch auf die gemeinnützigen Aufgaben des Verbandes zu Gunsten des Amateurfußballs.

"Motor des wirtschaftlichen Erfolgs", so Osnabrügge, bleibt allerdings die A-Nationalmannschaft. Im EM-Jahr generierte das Team über "Spielbetrieb und Vermarktung", also vor allem durch TV-Gelder, Prämien, Bandenwerbung und Ticketverkauf, 85,9 Millionen Euro (2015: 57,8 Millionen Euro), auch für die Einnahmen im Sponsoring von 58,4 Millionen Euro (2015: 54,8) ist vor allem das Team von Bundestrainer Joachim Löw als Zugpferd verantwortlich. Durch die neuen Verträge mit Generalausrüster Adidas und Volkswagen werden sich die Einnahmen hier ab 2019 noch einmal deutlich steigern. "Es ist das erklärte sportpolitische Ziel unseres Präsidenten Reinhard Grindel, die Spielräume, die sich zukünftig durch die erfreulichen Sponsoringabschlüsse ergeben, verstärkt zur Erfüllung unserer gemeinnützigen Ziele einzusetzen", sagte Osnabrügge.

Der Motor des Erfolgs: Im EM-Jahr generierte das Nationalteam 85,9 Millionen Euro über "Spielbetrieb und Vermarktung". imago

Allerdings stiegen auch die Rechtskosten des Verbands deutlich. 5,6 Millionen Euro wandte der DFB 2016 auf, im Vorjahr waren es noch 3,2 Millionen Euro gewesen, 2014 nur 527.000 Euro. Die Steigerung ist auf die Kosten für die Untersuchungen zur Vergabe der WM 2006 zurückzuführen, im vergangenen Jahr beliefen sich diese auf 4,6 Millionen Euro, der größte Teil davon ging an die beauftragte Kanzlei Freshfields. Insgesamt kostete den DFB die Aufklärung des Zahlungsflusses bisher 7,1 Millionen Euro.

Aberkennung der Gemeinnützigkeit droht

Zudem hieß es im Finanzbericht, dass dem Verband möglicherweise die Aberkennung der Gemeinnützigkeit und somit eine Steuernachzahlung in Höhe von 26,2 Millionen Euro droht. In einem Schreiben des Finanzamts Frankfurt am Main vom 17. Februar 2017 kündigt die Behörde an, dem Verband nachträglich die Gemeinnützigkeit für das Jahr 2006 aberkennen und deshalb geänderte Steuerbescheide erlassen zu wollen.

Präsidium und Anwälte des DFB gehen jedoch davon aus, die Aberkennung der Gemeinnützigkeit durch einen entsprechenden Einspruch noch verhindern zu können. "Wir sind auf der Basis unserer Informationen davon überzeugt, dass die Faktenlage nicht rechtfertig, neue Steuerbescheide zu erlassen", sagte Osnabrügge, aus diesem Grund habe der Verband in seinem Abschluss für das Geschäftsjahr 2016 auch "keine Rückstellung für steuerliche Risiken" gebildet.

Der Finanzbericht ist wie im Vorjahr ab sofort auf der Internetseite des Verbandes einsehbar. Im vergangenen Jahr war dies erstmals wegen der Sommermärchen-Affäre "als Teil der Reformbemühungen" geschehen, wie DFB-Präsident Reinhard Grindel damals gesagt hatte. Als gemeinnütziger Verein ist der DFB nicht verpflichtet, Einblicke in sein Finanzwesen zu gewähren.

Patrick Kleinmann