Nein, diese Erkenntnis ist gesichert, Spaß macht den Profis von Bayer 04 das Fußballspielen derzeit nicht. Vor dem 1:1 gegen Bremen hatte es drei Niederlagen gesetzt. "Wir haben in den letzten drei Spielen zwölf Gegentore kassiert, wenig erfolgreich gespielt. Und dass wir nicht von heute auf morgen Selbstvertrauen geschenkt bekommen, ist auch klar. Das müssen wir uns hart erarbeiten", erklärte Ömer Toprak, der in der letzten Minute der Nachspielzeit mit einem schwach geschossenen Strafstoß den Sieg vergeben hatte, der allerdings auch unverdient gewesen wäre.
Es war Leverkusens fünfter vergebener Strafstoß in dieser Bundesligasaison. Und einer von vielen Punkten, bei denen Bayer 04 derzeit kein gutes Bild abgibt. Wer sich vom Trainerwechsel einen Ruck, eine Befreiung und eine Mannschaft, die die Arena einzureißen versucht, erwartet hatte, wurde enttäuscht. Die Werkself wirkte beim Debüt vom neuen Trainer Tayfun Korkut über weite Strecken fahrig und verunsichert, leistete sich immer wieder leichteste und höchstgefährliche Fehler, enttäuschte im Spiel nach vorne und nutzte vorhandene Räume zum Kontern nur in Ausnahmefällen gut.
Bundesliga - Tabelle
Vier Tage nach Korkuts Amtsantritt spielte Bayer 04 deutlich defensiver, auf mehr Kontrolle bedacht, aber dabei auch über weite Strecken viel zu passiv. Es wirkte phasenweise so, als hätten zumindest einige Akteure den Wechsel vom Schmidtschen Harakiri- zu Korkuts kontrolliertem Spielansatz im Kopf schlicht nicht umsetzen können. Unerklärlich, wie verunsichert die Mannschaft selbst nach der frühen Führung durch Kevin Volland auftrat.
"Wir waren nicht durchgehend verunsichert, sondern hatten ein paar Phasen, in denen wir das Spiel hatten", analysierte der Torschütze, um aber festzustellen, dass die Mannschaft nach der vergebenen Großchancen von Bellarabi kurz nach der Pause völlig aus der Spur geraten war. "Da brechen wir weg. Ich weiß nicht, ob sich da zu viele Spieler einen Kopf machen", suchte Volland einen Erklärungsansatz für eine ernüchternde Leistung, "wir müssen über 90 Minuten aktiv spielen. Dass man mal Phasen hat, in denen man hinten reingedrängt wird, ist normal. Aber das war heute zu viel."
Sein Trainer sah es ähnlich und fordert nun: "Wir müssen schauen, dass wir diese Phase der Kontrolle über das ganze Spiel hinbekommen und nicht immer wieder in Phasen rutschen, in denen wir das Spiel aus der Hand geben. Diese Qualität ist da. Von daher gehe ich davon aus, dass wir das hinbekommen", so Korkut.
Die Unterstützung der Fans ist derzeit extrem zurückhaltend
Gegen Werder vermischten sich alter und neuer Ansatz zu einem unansehnlichen Gebilde: "Wir hatten drei Trainingseinheiten mit dem Trainer. Das da noch nicht alles klappt, auch wenn wir versucht haben, es umzusetzen, ist ganz normal. Das braucht ein paar Wochen", sagte Volland, der fordert: "Wir müssen zusammenrücken und uns da rausziehen."
Wobei es durchaus hilfreich sein könnte, wenn Bayer 04 wirkliche Heimspiele bestreiten könnte. Die Unterstützung der Fans ist derzeit - dezent ausgedrückt - extrem zurückhaltend. Die Werder-Profis erlebten Heimspielatmosphäre in der Bay-Arena. Ein Faktor, der die Leverkusener Bemühungen, wieder in die Spur zu kommen, zusätzlich erschwert, wie Volland zugibt: "Natürlich versuchst du dich als Spieler auf das auf dem Platz zu konzentrieren, aber es kann dich nochmal pushen, wenn in den letzten Minuten noch mal Feuer im Stadion ist - für einen. Da liegt wie bei uns Verbesserungspotenzial." Auch auf dieser Ebene fehlt die absolute Einheit. Schwere Zeiten für Bayer 04.
