Aus Marseille berichtet Thomas Hennecke
"Die Schweiz hat eine Topmannschaft", sagt der Bundesliga-Torschützenkönig. Sein Team wird sich erheblich steigern müssen, um nun auch die Zulassung fürs Viertelfinale zu erwerben. Gegen die Ukraine bewegte sich Polen am Dienstagabend am unteren Rand der eigenen Möglichkeiten.
Auch wenn Nationaltrainer Adam Nawalka nach dem torlosen Remis gegen Deutschland auf vier Positionen umgebaut hatte (was manches erklärt, aber nicht alles entschuldigt), bot sein Team nach rasantem Beginn eine über weite Strecken diskrete Vorstellung. Für einen der wenigen Höhepunkte sorgte kurz nach der Pause der erst zuvor eingewechselte Jakub Blaszczykowski mit seinem Goldenen Tor nach einer feinen Einzelleistung. "Kubas" 17. Treffer im 82. Länderspiel war gewiss einer seiner schönsten, darüber reden mochte der Offensivspieler aber nicht. Er habe alles gesagt, ließ er wissen, grüßte freundlich und verschwand aus dem kurvenreichen Parcours, der in Europas Fußball-Arenen Mixed-Zone genannt wird.
Spielbericht
Tatsächlich gesagt hatte Blaszczykowski: exakt nichts. Immerhin sprach Nawalka über den früheren Kapitän der polnischen Auswahl, und was er zu sagen hatte, dürfte dem Routinier wie Musik in den Ohren geklungen haben. "Kuba hat großen Einfluss darauf, wie wir spielen", äußerte Nawalka. Sollte Blaszczykowski etwa wegen seiner anfänglichen Nichtberücksichtigung geschmollt haben, wird dazu am Samstag in St. Etienne kein Anlass sein: "Er wird in der Startelf stehen."
Wie geht es mit Blaszczykowski weiter?
Die Zukunft des 30-Jährigen ist ungewiss. Die einjährige Ausleihe beim AC Florenz endet nach 15 Liga- und 5 Europa-League-Spielen (zwei Tore), Blaszczykowski kehrt nach Dortmund zurück. Im Gegensatz zu den BVB-Fans, die ihm nach 254 Pflichtspielen für die Borussia (33 Tore/51 Vorlagen) große Sympathien entgegenbringen, entspricht er allem Anschein nach nicht uneingeschränkt dem Anforderungsprofil des Trainers. Schon im Sommer 2015 galt Thomas Tuchel als treibende Kraft, den Flügelspieler zu verleihen. Dass Tuchel mittlerweile bessere Verwendungsmöglichkeiten für ihn sieht – davon ist bisher nichts bekannt.
"Ich freue mich für Kuba"
Erst wird "Kuba" weiter seinen patriotischen Dienst für Polen verrichten, das bei der dritten EM-Teilnahme zum ersten Mal die Gruppenphase überstanden hat. "Wir wollten unbedingt weiterkommen", gesteht der von Nawalka geschonte Außenverteidiger Lukasz Piszczek, "ob als Erster oder Zweiter, ist nicht so wichtig." Der bisher starke Turnier-Auftritt seines Freundes Blaszczykowski nötigt Piszczek allergrößten Respekt ab: "Ich freue mich für Kuba. Er spielt hier in Frankreich sensationell."