DFB-Pokal

Ein Sieg, aber sieben Erkenntnisse für Jupp Heynckes, den Trainer des FC Bayern München

München: Die Bayern brauchen zu viele Chancen

Ein Sieg, aber sieben Erkenntnisse für Heynckes

Weiter ungeschlagen mit dem FC Bayern: Münchens Cheftrainer Jupp Heynckes.

Weiter ungeschlagen mit dem FC Bayern: Münchens Cheftrainer Jupp Heynckes. imago

Schon am Samstag treffen sich beide Teams in der Liga wieder. Dafür und für die folgenden wichtigen Spiele in Glasgow und Dortmund lieferten die 129 (!) Minuten inklusive Nachspielzeiten Trainer Jupp Heynckes wertvolle Erkenntnisse:

Arturo Vidal ist in dieser Verfassung keine Hilfe. Der Chilene wirkt nicht fit, spielte unter Pressing-Druck teils schlimme Fehlpässe und muss zu oft zum Mittel des Fouls greifen. In Leipzig war er wie so oft Gelb-Rot-gefährdet, Heynckes wechselte ihn vorzeitig aus. Statt in der Doppelsechs könnte er in Abwesenheit von Thomas Müller und James dank seiner Torgefährlichkeit noch am ehesten als Zehner helfen.

Sebastian Rudy tut dem Team mit seiner Ballsicherheit gut. Die Doppelsechs Vidal/Tolisso funktionierte nicht gut. Rückt Thiago auf die Zehnerposition, braucht es im Pärchen dahinter einen feinen Fußballer wie Rudy und nicht zwei Spieler, die eher über den kämpferischen Ansatz kommen.

Die Bayern brauchen zu viele Chancen. Schon beim 1:0 in Hamburg wucherten die Münchner und verpassten eine frühzeitige Entscheidung. Dieser Trend setzte sich in Leipzig fort, der FCB gefährdete damit sein Weiterkommen. Bis auf den Kopfballtreffer Thiagos (73.) klappten die Abschlüsse nicht, gleich fünfmal Robert Lewandowski, je zweimal Thiago und Joshua Kimmich sowie Mats Hummels und Joker Kwasi Okyere Wriedt ließen beste Möglichkeiten liegen. Ein Weltstar wie Cristiano Ronaldo hätte an diesem Abend zwei, drei Tore gemacht, ganz sicher. In der Liga hat Lewandowski neun Treffer, dahinter kommen Corentin Tolisso und Arjen Robben auf überschaubare zwei als nächstbeste Schützen.

Die Kondition der Mannschaft wird besser. Sie war eines der gravierendsten Defizite unter Carlo Ancelotti. In Leipzig konnte die Mannschaft 129 Minuten gehen. Offen bleibt aber, was passiert wäre, hätte Leipzig nach der Gelb-Roten Karte gegen Keita (53.) nicht 74 Minuten (inklusive Nachspielzeiten) in Unterzahl spielen müssen.

Moral und Nerven stimmen. Die Mannschaft zeigt den unbedingten Siegeswillen, der sie über Jahre ausgezeichnet hat. Wie schon beim Super-Cup-Sieg in Dortmund trafen alle Bayern-Schützen im Elfmeterschießen, in Leipzig Lewandowski, David Alaba, Hummels, Rudy und Robben bombensicher.

Auf Sven Ulreich ist - meistens - Verlass. Unter Heynckes hat der Neuer-Vertreter noch nicht gepatzt. Während des Spiels wurde er selten geprüft, dann hielt er den entscheidenden, von Timo Werner allerdings schwach geschossenen Elfmeter. Schon im Supercup war der Schwabe der gefeierte Held.

Kingsley Coman muss weiter an seinen Flanken und Hereingaben arbeiten. Der Franzose hat eine überragende Geschwindigkeit, kann eine Abwehr damit aufreißen. In Leipzig traf er danach aber konsequent die falschen Entscheidungen und machte sich seine Arbeit so zunichte.

Und Heynckes selbst? Der Trainer reagierte richtig, indem er die von einem Platzverweis bedrohten Vidal, Thiago und auch Tolisso auswechselte. Auch taktisch probierte er einiges. Aus dem angestammten 4-2-3-1 wurde gegen zehn Leipziger oft ein 3-4-3 mit hochstehenden Außenverteidigern und Javi Martinez, der sich dafür zwischen Hummels und Jerome Boateng fallen ließ. Kimmich stellte Heynckes in der Verlängerung ins Mittelfeld, Thiago agierte nach Comans Auswechslung einige Zeit auf dem linken offensiven Flügel. Und er scheute sich nicht, mit Wriedt (23) einen Nachwuchsmann einzuwechseln, der Torjäger der U23 (Regionalliga Bayern) enttäuschte ihn nicht.

Am Samstag steht die Revanche an. Mit beflügelten Bayern? "Wir spielen zu Hause, wollen gewinnen, den Schub mitnehmen", sagte Rummenigge.

Frank Linkesch

Bilder zur Partie RB Leipzig - Bayern München