DFB-Pokal

Dardai: "Wir müssen effektiver werden"

Hertha übersteht Pokal-Runde eins glücklich

Dardai: "Wir müssen effektiver werden"

So richtig zufrieden wirkte Hertha-Coach Pal Dardai während des Pokalauftritts in Regensburg nicht.

So richtig zufrieden wirkte Hertha-Coach Pal Dardai während des Pokalauftritts in Regensburg nicht. picture alliance

Denn die Berliner hatten sich nach einem packenden, über weite Phasen offenen Schlagabtausch mit insgesamt 49 Torschüssen hüben und drüben (30:19 für Hertha) gerade nicht gegen Schalke oder den HSV und noch nicht einmal gegen Darmstadt 98 im Elfmeterschießen durchgesetzt - sondern gegen einen Drittligisten. Obendrein einen, der vor einem Vierteljahr noch in der Regionalliga spielte: Jahn Regensburg.

Extralob für Jarstein

Lange Zeit agierte das Team um den neuen Kapitän Vedad Ibisevic spielerisch fade und ohne gute Ideen. Kalou begann im Zentrum und war 70 Minuten lang kaum zu sehen, ehe er doch noch einige gelungene Szenen hatte. Valentin Stocker startete links offensiv und war immerhin dadurch auffällig, dass er die meisten Torschüsse der Berliner abfeuerte (6). Nach etwa einer halben Stunde tauschten die beiden ihre Positionen - besser wurde erstmal nichts. Dass es der Favorit nicht schaffte, die Kontrolle über das Spiel und den zwei Klassen tiefer beheimateten Gegner zu gewinnen, die individuelle Klasse und die Vorteile in Technik und Physis durchzusetzen oder es wenigstens zu verhindern, dass der Drittligist gleich zu mehreren Chancen von allererster Güte kommt und höher als 1:0 durch Nandziks Volleyschuss hätte führen können - dazu gab es nur einen Satz von Dardai: "In dieser Phase hat Rune Jarstein uns gerettet", lobte er seinen Torwart.

Spielersteckbrief Weiser
Weiser

Weiser Mitchell

Spielersteckbrief Brooks
Brooks

Brooks John Anthony

Trainersteckbrief Dardai
Dardai

Dardai Pal

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Ansonsten aber war alles super, angeblich. Vor allem der drittklassige Gegner. "Glückwunsch an meinen Kollegen", sagte Dardai und blickte Heiko Herrlich freundlich ins Gesicht, "wir haben heute gegen eine sehr gute Mannschaft gewonnen". Selbst die Einstellung habe gestimmt, meinte der Berliner Trainer: "Wenn man hier mit irgendeiner hochnäsigen Ausstrahlung herkommt, dann ist hinterher die Heulerei groß". Er aber sei "stolz, die Mentalität stimmt".

Dardai bemängelt Effektivität

Erst als den mit großem Laufaufwand agierenden Regensburgern zusehens die Kräfte schwanden, gewann Hertha Oberwasser. Jetzt, erst jetzt, waren die Gäste klar besser und hatten eine Großchance nach der anderen. Doch Philipp Pentke im Regensburger Tor hielt fast alles. "Wir müssen effektiver werden", forderte der Trainer. "Wir trainieren und trainieren Abschlüsse, Torschüsse. Irgendwann kommt das wieder."

Er hat seine Aufgabe wunderbar erfüllt, wir wissen, was wir an Mitch haben.

Pal Dardai über Joker Mitchell Weiser

Und so traf nur der eingewechselte Mitchell Weiser in der 83. Minute per Kopf nach einer Darida-Ecke. Ausgerechnet Weiser. Der 22-Jährige hatte zuletzt wegen vermeintlicher Fitness-Problemen eine Woche individuell trainieren müssen. "Er hat seine Aufgabe wunderbar erfüllt", so Dardai, "wir wissen, was wir an Mitch haben." Sein Tor brachte den Ausgleich, dann eine wieder eher ausgeglichene, torlose Verlängerung und schließlich das Elfmeterschießen, in dem alle fünf Berliner Schützen souverän verwandelten. "Das ist auch eine Stärke, eine psychologische Stärke", lobte der Coach.

Weiser ist damit ebenso eine Option für den Bundesliga-Start am Sonntag zu Hause gegen Aufsteiger Freiburg wie John Anthony Brooks, den Dardai nach der ersten Halbzeit herausnahm. Der Trainer musste den US-Nationalspieler vor sich selbst schützen, Brooks spielte erstaunlich aggressiv, reklamierte und lamentierte mehrfach hemmungslos. "Das ist eben die Unerfahrenheit von Jay", so der Coach, "jeder hat gesehen, er war Gelb-Rot-gefährdet. Aber gegen Freiburg ist er natürlich wieder dabei."

Peter Nickel