3. Liga

1860 München - und die Herausforderungen für 2019

Löwen: Probleme in der Führungsetage, sportlich im Soll

1860 - und die Herausforderungen für 2019

Mit 1860 auch 2019 gefordert: Simon Lorenz, Adriano Grimaldi, Quirin Moll und Daniel Wein (v.li.).

Mit 1860 auch 2019 gefordert: Simon Lorenz, Adriano Grimaldi, Quirin Moll und Daniel Wein (v.li.). imago

Mit einem 2:1-Sieg gegen Kaiserslautern zwei Tage vor Weihnachten haben sich die Sechziger in die Winterpause verabschiedet und Platz 9 in der Tabelle gesichert. Fünf Punkte trennen die Löwen nun von einem Abstiegsrang, elf sind es nach oben zur möglichen Relegationsrunde. Das Mittelfeld der 3. Liga aber ist eine Standortbestimmung, die zum Potenzial und zur Unerfahrenheit des Sechziger-Kaders passt. Mit etwas mehr Cleverness hätte es der ein oder andere Zähler mehr sein können. Sieben Punkte hat 1860 allein in den Nachspielzeiten verschenkt: Beim 0:1 gegen Uerdingen und beim 2:2 in Osnabrück war's jeweils die 93. Minute; beim Derby in Unterhaching kassierten die Löwen das 1:1 in der 91. Minute.

Diese Zeit braucht man - das müssen auch die Fans verstehen.

Günther Gorenzel

Trotzdem fällt das Zwischenfazit positiv aus. Mit dem gesicherten Mittelfeld der Tabelle können sie in München gut leben, schließlich ist ein Aufstieg kein Ziel mit höchster Priorität. Zumindest nicht sofort. An der Grünwalder Straße sind sich die Entscheider zwar schon einig, dass ein Verein wie ihrer zurückgehört - mindestens - in die 2. Liga. Aber nicht mit der Brechstange, sondern mit Geduld und Weitblick. "Seit 2004 hat es der Verein immer mit verschiedenen kurzfristigen Strategien und unterschiedlichem Personal probiert. Im Prinzip hat es nicht funktioniert", sagte Sportchef Günther Gorenzel, der noch auf seinen vereinbarten Geschäftsführervertrag wartet, jüngst dem kicker: "Jetzt geht es darum, die Dinge mittelfristig in die richtige Richtung zu leiten. Diese Zeit braucht man, das müssen auch die Fans verstehen." In der Spielzeit 2020/21 soll der Sprung in die Zweitklassigkeit gelingen.

Ismaik soll seinen Beitrag als Gesellschafter leisten. Das ist seine Verpflichtung.

Robert Reisinger

Bis dahin aber hat der Klub noch andere, weitaus größere Probleme zu lösen: die Uneinigkeiten in der Führungsetage, wo es sich um einen immer weiter ausufernden Machtkampf zwischen den beiden Gesellschaftern handelt. Hasan Ismaik, den Investor, würden Präsident Robert Reisinger und Co. gerne loshaben; der Jordanier hingegen wünsche sich eine Wertschätzung, eine gewisse Dankbarkeit für seine bereitgestellten Mittel. Doch dem Vereinsvorsitzenden liegt nicht viel daran, das Verhältnis zu verbessern. "Wir haben keinen persönlichen Kontakt. Das läuft alles über die Anwälte oder über seine Vertreter im Aufsichtsrat", sagt Reisinger. Daran ändern will er offenbar nichts. Zumal er keine Abhängigkeit von Ismaik sehe. "Er soll seinen Beitrag als Gesellschafter leisten. Das ist seine Verpflichtung", so der Klubboss: "Genauso gut könnte man sagen: Herr Ismaik ist von uns abhängig, denn ohne uns gäbe es keine Lizenz."

Wir brauchen einen realistischen Plan und ich hoffe, dass wir den mit den Gesellschaftern ausarbeiten.

Robert Reisinger

Am 11. Dezember trat Reisinger im Aufsichtsrat zurück, um verstärkt seiner Tätigkeit als Gesellschafter des Vereins nachkommen zu können. Sein Nachfolger im Kontrollgremium Sebastian Seeböck gilt ebenso wenig als Fan von Ismaik, zeigt ihn doch ein Foto zu Zweitligazeiten mit einem Anti-Ismaik-Banner in den Händen. Doch wie will 1860, ohne mit dem Geldgeber am selben Strang zu ziehen, den Aufstieg meistern?

Reisinger sagt, dass man mit dem Budget sinnvoll wirtschaften müsse, denn "dass man eine Menge Geld verbrennen und in der 4. Liga landen kann, das haben wir schon bewiesen. Einen großen Geldbeutel aufmachen und mit der Gießkanne das Geld verteilen, das hat nicht funktioniert. Wir haben eine Budgetplanung. Die wurde den Gesellschaftern vorgestellt. Wir werden uns darauf verständigen und wenn es soweit ist, werden die notwendigen Mittel zielgerichtet eingesetzt. Wir brauchen einen realistischen Plan und ich hoffe, dass wir den mit den Gesellschaftern ausarbeiten."

Künftig wolle man keine "Genussscheine, Darlehen und vergleichbare Finanzierungsformen aufgrund der wirtschaftlichen Lage des Unternehmens mehr akzeptieren", wie der Präsident bei seinem Rücktritt aus dem Aufsichtsrat erklärte. Das Problem dabei ist nur, dass es Szenerien geben kann, in denen der Verein auf genau diese Mittel angewiesen ist.

Budget könnte gekürzt werden - Ismaik hat weiteren Transfers zugestimmt

Wie kurz vor Weihnachten, als Ismaik noch 1,5 Millionen Euro überweisen sollte. Und dies auch tat. Zur Erinnerung: Das sind bereits dreiviertel von dem Budget, das für die kommenden zwei Jahre für neue Spieler eingeplant wurde. Und obwohl nach kicker-Informationen der Etat im Gegensatz zur ersten Drittliga-Saison gekürzt werden könnte, ließ die Investoren-Seite inzwischen schon vermelden, dass Trainer Bierofka und Sportchef Gorenzel weiter ihre Unterstützung haben. Sollte im Winter Geld für weitere - sinnvolle - Transfers benötigt werden, würde Ismaik mit sich reden lassen. Vom Duo Bierofka/Gorenzel sind der Jordanier und seine Vertreter im Aufsichtsrat nämlich überzeugt. Fraglich ist nur, welche Rolle Geschäftsführer Michael Scharold in dieser Causa spielt. Er wolle Anfang dieses Jahres ein Budget ohne Fremdgelder fixieren. Bierofka und Gorenzel warten darauf, um mit den Zukunftsplanungen starten zu können.

Wie geht es mit dem Nachwuchs weiter?

Ebenfalls für Diskussionsstoff sorgt die Debatte um den Nachwuchs. Es wird darüber nachgedacht, die U 21 zu streichen. Auch die Zukunft des NLZ ist häufig Bestandteil von internen Sitzungen. Dabei waren die selbst ausgebildeten Juniorenspieler in der Vergangenheit häufig ein wichtiges Gut im finanziellen Überlebenskampf - denkt man an gestandene Bundesligaprofis wie Kevin Volland (Leverkusen), die Zwillinge Lars und Sven Bender (beide Leverkusen), Julian Weigl (Dortmund) oder Daniel Baier (Augsburg). Es warten viele Baustellen auf die Löwen in diesem Jahr 2019. Sportlich, wenn sie am 25. Januar, um 19 Uhr, in Lotte die zweite Saisonhälfte der 3. Liga eröffnen. Genauso auch außerhalb des Feldes, wo es viele Ungereimtheiten zu klären gilt. Und zwar zum Wohle des TSV 1860 München.

Georg Holzner

Neulinge tragen zum Zuschauer-Boom in der 3. Liga bei