3. Liga

FCK: Nur die Spitze des Eisbergs

Undisziplinierte Spieler, Finanzsorgen, Sportchef Bader unter Druck

FCK: Nur die Spitze des Eisbergs

Steht unter Druck: Kaiserslauterns Sport-Geschäftsführer Martin Bader.

Steht unter Druck: Kaiserslauterns Sport-Geschäftsführer Martin Bader. Getty Images

Die Sauna im Kabinentrakt auf dem Betzenberg bietet einen herrlichen Blick auf die Stadt Kaiserslautern und den angrenzenden Pfälzer Wald. Was das mit dem Trainerwechsel zu tun hat? Es ist ein Symbol für die vielen FCK-Probleme, die sich nicht nur mal eben durch einen neuen Chefcoach lösen lassen werden. Aber der Reihe nach.

Michael Frontzeck ist nach dem 0:5-Debakel in Unterhaching entlassen worden. Ihn als Alleinschuldigen für die auch in der 3. Liga anhaltende Misere des Fritz-Walter-Klubs hinzustellen , wäre jedoch die nächste von vielen Fehleinschätzungen, die den Verein seit Jahren wie Geschwüre befallen. Früh rückte das erklärte, durch ein Top-Kaderbudget von 5,5 Millionen Euro angemessene Ziel Aufstieg in weite Ferne. Über Monate wurden deutliche Anzeichen ignoriert, dass es in dieser Konstellation nicht passt. Diesen Vorwurf muss sich Sport-Geschäftsführer Martin Bader gefallen lassen, der zu lange auf die Wende mit dem von ihm verpflichteten Frontzeck zockte.

3. Liga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
VfL Osnabrück VfL Osnabrück
30
2
Preußen Münster Preußen Münster
26
3
Karlsruher SC Karlsruher SC
26

Für viele Spieler ist die FCK-Wohlfühloase das bisher höchste Karriere-Gefühl

Der Trainer-Rauswurf bildet aber nur die Spitze des Eisbergs ab. Darunter verbirgt sich ein ungesundes Gemisch. Zurück zur Sauna, neben der es weiteren Komfort gibt, den ein WM-Stadion eben so bietet. Für viele FCK-Profis – sieben kamen im Sommer von anderen Drittligisten – ist eine solche Wohlfühloase jedoch das bisher höchste der Karriere-Gefühle. Garniert mit im Ligavergleich guten Gehältern lässt es sich bestens aushalten. Dabei gibt es aber noch die Pflicht, jeden Tag mit harter Arbeit und Hingabe zu versuchen, einen Traditionsklub wieder erfolgreich zu machen. So weit zumindest die Theorie.

Löhmannsröben: Nach dem 1:4 in Rostock gefeiert, aber keine Geldstrafe

Von der Umsetzung dieser Anforderungen ist nämlich kaum etwas zu sehen. Am Freitag gipfelte ein schon länger gärender Prozess in einer inakzeptablen Nicht-Leistung. Doch warum steuert niemand dagegen? Frontzeck, den einige Spieler schon nach dem 0:0 gegen Wiesbaden und nochmals nach der Partie in Unterhaching gegenüber aufgebrachten Fans kritisierten, gelang es nicht. Bleibt Bader, der den Kader zusammen mit Sportdirektor Boris Notzon komponiert und zu verantworten hat. Doch wie es um das Durchgreifen bestellt ist, zeigt ein Beispiel: Am Tag nach dem 1:4 in Rostock feierte etwa Jan Löhmannsröben exzessiv Karneval, eine angemessene Geldstrafe blieb nach kicker-Informationen jedoch aus.

Für Bader gilt es nun, die Mannschaft, die Unterhaching anscheinend gegen den Trainer spielte und überbewertet ist, schnellstmöglich zu disziplinieren und einen passenden Chefcoach zu finden, mit dem sich idealerweise etwas entwickeln lässt. Erst muss der Neue zwar den Abstiegskampf vermeiden, sich dann aber auf mindestens ein weiteres Jahr Drittklassigkeit einstellen – sofern die wirtschaftlichen Zwänge nicht einen neuerlichen Lizenzerhalt verhindern.

Rückzahlung der Betze-Anleihe bereitet Sorgen – wohl neue Darlehen nötig

Die Finanzprobleme bilden seit Jahren einen großen Anteil des Eisbergs. Was vor allem Sorgen bereitet: Im Sommer 2019 wird die Rückzahlung der Betze-Anleihe in Höhe von 6,7 Millionen Euro fällig. Finanz-Geschäftsführer Michael Klatt erklärte dazu im kicker-Interview am 17. September: „Ohne die Aufnahme von frischem Kapital wird das sehr schwierig. Durch die Ausgliederung wollen wir Eigenkapital einsammeln. Das muss nicht der Großinvestor sein.“ Das Vier-Säulen-Modell des FCK sieht auch Anlageoptionen für regionale Sponsoren, stille Teilhaber, sowie Fans und Mitglieder vor.

Letztere können aber wohl erst im Mai 2019 investieren. Es ist also fraglich, ob der Klub das benötigte Eigenkapital für die Anleihe sowie die Aufrechterhaltung des Spielbetriebs auf diesen Wegen rechtzeitig wird einsammeln können, zumal der Großgeldgeber noch nicht in Sicht ist. „Wenn wir feststellen, dass wir beim Akquirieren des Geldes mehr Zeit brauchen, würde wir die Betze-Anleihe mit Fremdkapital refinanzieren. Dann würden wir etwa eine Zwischenfinanzierung oder eine neue Anleihe in Erwägung ziehen. Das ist der Plan B“, sagte Klatt im September. Derzeit sieht es nach diesem Plan B aus, der den FCK mit irgendeiner Form weiterer zinspflichtiger Darlehen belasten wird. Auch die Trennung von Frontzeck, die entweder eine Abfindung oder die Gehaltsfortzahlung bis Vertragsende im Juni 2019 bedeutet, verbessert die Wirtschaftslage nicht.

Trübe Aussichten, doch die Stimmung in Lautern kann auch schnell ins Positive umschlagen. Das konnte man besonders wuchtig am ersten Spieltag beobachten, als über 42.000 Zuschauer rund um den 1:0-Sieg gegen 1860 München eine Gänsehautatmosphäre im Fritz-Walter-Stadion erzeugten. Die beste Voraussetzung für eine allgemeine Trendwende: Mitreißender und bestenfalls erfolgreicher Fußball der Profis. Dann lässt sich ein Saunabesuch auch sicher mehr genießen.

Carsten Schröter-Lorenz