Aus dem Trainingslager der Leipziger in Seefeld berichtet Andreas Hunzinger
Poulsen wusste nur bis vor wenigen Tagen nicht, dass Rangnick nun zum zweiten Mal in Doppelfunktion Sportdirektor und Coach der Sachsen ist, dass Julian Nagelsmann zum 1. Juli 2019 in Leipzig antritt und dass er in Nordi Mukiele, Marcelo Saracchi und Matheus Cunha mittlerweile schon drei neue Teamkollegen hat. Offenbar pflegte der Däne in seinem Urlaub nur private Kontakte, wie seine Instagram-Posts aus dieser Zeit belegen und kümmerte nicht um Nachrichten, die seinen Verein betreffen.
Spielersteckbrief Poulsen
Trainersteckbrief Rangnick
Drei Wochen hatte der 1,93 Meter lange Stürmer Ferien. Kürzer als die meisten seiner Kollegen, weil Poulsen für Dänemark an der WM in Russland teilnahm. Für ihn war es das Debüt bei einem großen Turnier - mit bleibenden Eindrücken. "Mir fallen viele Momente ein", antwortete Poulsen auf die Frage nach seinem WM-Moment, "das erste Spiel gegen Peru, als wir ins Stadion eingelaufen sind, mein erstes Tor, mein erstes Achtelfinale. Es waren viele kleine Highlights innerhalb eines großen Highlights."
Es waren viele kleine Highlights innerhalb eines großen Highlights.
Yussuf Poulsen über die WM in Russland
Sein erstes großes Turnier nennt der schnelle und kopfballstarke Angreifer "eine Riesenerfahrung". Zumal es für Dänemark mit dem Erreichen des Achtelfinales erfolgreich war. Für Poulsen indes auch ein wenig ambivalent. Er legte mit seinem Siegtreffer im ersten Gruppenspiel gegen Peru (1:0) den Grundstein für das Weiterkommen, verursachte aber gegen Peru einen (nicht verwandelten) Foulelfmeter sowie im zweiten Gruppenspiel gegen Australien (1:1) jenen Handelfmeter, der zum Ausgleich führte.
Kaum Grundlagen verloren
Aber das ist Vergangenheit, nun zählt die kommende Saison mit RB. Seit Freitag befindet sich Poulsen mit seinen Kollegen in Seefeld und arbeitet - ebenso wie die beiden weiteren jetzt erst ins Training eingestiegenen WM-Fahrer Timo Werner und Emil Forsberg - daran, auf den Stand seiner Mitspieler zu kommen, die seit dem 9. Juli im Training sind. "Noch habe ich ein bisschen Rückstand", sagt Poulsen. Aber da er kürzer Urlaub hatte als die Kollegen "habe ich von den Grundlagen nicht so viel verloren".
Deswegen überlegt Coach Rangnick auch, die WM-Fahrer beim Rückspiel der 2. Qualifikationsrunde zur Europa League am kommenden Donnerstag bei BK Häcken vielleicht schon wieder in den Kader zu berufen. Poulsen dürfte nichts dagegen haben, weist aber darauf hin, dass seine körperliche Verfassung "für 90 Minuten noch nicht reichen wird. Wir schauen mal, ob ich in Häcken dabei bin oder im Testspiel am Freitag (RB trifft am 3. August auf Huddersfield Town/Anm. d. Red.)."
Poulsens Ziel: 41 Spiele
Spielen will Poulsen natürlich in der neuen Saison. Und zwar möglichst oft. "Mein persönliches Ziel für die neue Saison ist, hoffentlich wieder so viele Spiele zu machen, wie letztes Jahr", sagt der dänische Nationalspieler (31 Einsätze bislang). In der Saison 2017/18 bestritt Poulsen 41 von 48 Pflichtspielen, und wenn er in der kommenden Saison auf eine ähnliche Zahl an Einsätzen käme, "hieße das, dass wir die Europa League geschafft haben". Darüber hinaus wolle er sich persönlich verbessern, "noch einen Schritt machen", wie er es nennt. Dass in Matheus Cunha ein neuer Angreifer gekommen ist und RB nun vier Stürmer im Kader hat, schreckt Poulsen nicht. "Ich finde das gut so. Es wird uns stärker machen."
Mein erster Gedanke war: Top-Transfer. Ich habe nur sehr gute Dinge über ihn gehört. Es wird spannend, mit ihm zusammenzuarbeiten.
Yussuf Poulsen über Julian Nagelsmann
Stärker machen wird RB auch Rangnick, ist sich Poulsen sicher. Den neuen alten Coach bezeichnet er als "Top-Trainer. Es gibt wenige Menschen, die sich in allen Bereichen so engagiert präsentieren". Mit Rangnick werde RB "sicher sehr erfolgreich sein", so Poulsen, der sich aber auch auf Nagelsmann freut. "Mein erster Gedanke war: Top-Transfer. Ich habe nur sehr gute Dinge über ihn gehört. Es wird spannend, mit ihm zusammenzuarbeiten."
Erstmal aber steht die Saison 2018/19 an. Und da will Poulsen seinen Platz im Leipziger Angriff behaupten. Damit beschäftigt er sich, mit Anfragen anderer Klubs, die es angeblich nach der WM gegeben haben soll, nach eigener Aussage nicht. Über die längerfristige Zukunft "mache ich mir nicht so viele Gedanken", sagt Poulsen.
