Bundesliga

Freiburgs Neuzugang Luca Waldschmidt: "Großes Lob an meine Mama"

Freiburg statt HSV: Der Offensivmann über die Gründe

Waldschmidt: "Großes Lob an meine Mama"

Neu in Freiburg, aber schon heimisch geworden: Luca Waldschmidt.

Neu in Freiburg, aber schon heimisch geworden: Luca Waldschmidt. imago

Aus Freiburgs Trainingslager in Schruns berichtet Carsten Schröter-Lorenz

kicker: Luca Waldschmidt, genießen Sie nach zwei turbulenten Jahren in Hamburg die Ruhe und den Fokus auf Fußball beim SC Freiburg?

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Bundesliga - 1. Spieltag
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Waldschmidt: Ja, auf jeden Fall. Es ist auch wichtig und richtig, wir sind ja da, um Fußball zu spielen. Klar gehört das Drumherum dazu, aber das Hauptaugenmerk sollte auf dem Fußball liegen. Das ist hier gegeben.

kicker: Es ist kein Geheimnis, dass der Sportclub sie schon länger wollte. Warum hat es erst jetzt geklappt?

Waldschmidt: Im Winter war der Wechsel schon so gut wie durch, aber der HSV hat im letzten Moment dann doch noch ein Veto eingelegt. Im Sommer lag nun die Entscheidung bei mir wegen der Ausstiegsklausel. Ich bin froh, dass es jetzt geklappt hat.

kicker: Sie hatten andere Optionen in der Bundesliga, warum haben Sie sich für den SC Freiburg entschieden, der jedes Jahr erst einmal um den Klassenerhalt kämpft und dessen finanzielle Möglichkeiten begrenzt sind?

Waldschmidt: Das Finanzielle war für mich nicht ausschlaggebend. Es geht mir darum, Fußball zu spielen. Das möchte ich dort machen, wo ich in meinem Alter die beste Entwicklung genießen kann und die besten Chancen habe, zu spielen. Jeder weiß, dass vielen Spielern in Freiburg schon der nächste Schritt gelungen ist. Der muss jetzt auch bei mir kommen, um in den Leistungen stabiler zu werden und auf dem Platz ein richtiger Bundesliga-Spieler zu sein.

kicker: Es geht Ihnen also vor allem um mehr Einsatzzeit?

Ich will spielen, um einen Stammplatz kämpfen und nicht mehr nur von der Bank kommen.

Luca Waldschmidt über seine Ambitionen beim SC
Interviewpartner: Luca Waldschmidt und kicker-Redakteur Carsten Schröter-Lorenz (r.).

Interviewpartner: Luca Waldschmidt und kicker-Redakteur Carsten Schröter-Lorenz (r.). kicker

Waldschmidt: Ja, es geht nichts über Spielpraxis. In Hamburg habe ich auch regelmäßig gespielt, wenn man nur die Spiele zählt. Von den Minuten her war es aber zu wenig. Ich will spielen, um einen Stammplatz kämpfen und nicht mehr nur von der Bank kommen.

kicker: Auf welcher Position soll es der Stammplatz sein?

Waldschmidt: Die Position ist mir aktuell relativ egal.

kicker: In der Innenverteidigung wird es aber wohl nicht sein...

Waldschmidt: Nein (lacht). Auf diese Idee wieder der Trainer aber wohl auch nicht kommen, er hat einen Plan. Ich habe zuletzt auf den äußeren Positionen gespielt, kann aber auch vorne drin die beiden Positionen spielen. Im Endeffekt ist es aber nur wichtig, dass ich spiele. Es kommt mir entgegen, dass die Offensivpositionen in Freiburg variabel gesehen werden und man nicht so sehr festgelegt ist. Da kann ich meiner Kreativität freien Lauf lassen und instinktiv so spielen, wie ich es in der Situation fühle. Ich bin nicht der klassische Außenspieler, der immer bis zur Grundlinie durchgeht, sondern ich orientiere mich eher zum Tor. Das geht von beiden Seiten, egal ob mein starker linker Fuß außen ist oder innen.

kicker: Was sind über ihren Stammplatz hinaus die Ziele mit dem Verein?

Waldschmidt: Wir wären alle froh, wenn der Abstieg kein größeres Thema sein wird und wir eine sorgenfrei Saison haben.

Ich dachte, die Suche wäre leichter und die Preise günstiger als in Hamburg - da gibt es aber keinen großen Unterschied.

Luca Waldschmidt über seine Wohnungssuche in Freiburg

kicker: Eine Herausforderung für SC-Zugänge ist auch immer der schwierige Wohnungsmarkt in Freiburg. Sind Sie schon heimisch geworden?

Waldschmidt: Ja, ich habe schon eine Wohnung gefunden. Großes Lob und Danke an meine Mama. Der Transfer stand ja schon früh fest, da hat sie schon mit der Suche begonnen und Besichtigungen gemacht, während ich noch im Urlaub war. Dadurch hatten wir zum Glück einen Vorsprung und ich konnte eine gute Wohnung finden. Ich dachte, die Suche wäre leichter und die Preise günstiger als in Hamburg - da gibt es aber keinen großen Unterschied (grinst).

kicker: Für die U 21 des DFB haben Sie bisher drei Einsätze absolviert, wurden in der Rückrunde aber nicht mehr berufen. Wie sehen Sie Ihre Chancen?

Waldschmidt: Im Sommer 2019 steht die EM an, da würde ich sehr gerne dabei sein und versuche mich natürlich ins Team zurückzuarbeiten.

Am 34. Spieltag 2016/17: Das Tor zum Klassenerhalt

kicker: Im Rückblick auf Ihre zwei Jahre beim HSV gab es diese eine große Highlight, als sie am 34. Spieltag der Saison 2016/17 mit Ihrem ersten Bundesliga-Tor den 2:1 Siegtreffer gegen Wolfsburg erzielt haben und Hamburg damals den Klassenerhalt sicherten. Hat dieser Treffer Ihre Laufbahn verändert?

Waldschmidt: Ich erinnere mich gerne daran zurück, es war ein besonderer Moment. Wenn ich ihn mir im Video anschaue, bekomme ich heute noch Gänsehaut. Die Emotionen damals im Stadion kann ich gar nicht mehr wiedergeben. Ich hatte mir vor der Saison gesagt, das erste Bundesliga-Tor muss her - es kam dann spät (grinst). Aber solch ein Erlebnis gibt dir natürlich einen Schub.

kicker: Mit welchen Gefühl schauen Sie auf Ihre HSV-Zeit zurück?

Waldschmidt: Generell war die gesamte Zeit emotional, es gab viele Höhen und Tiefen für mich persönlich, aber auch für uns generell als Mannschaft. Auch die Abstiegssaison war sehr emotional, weil wir uns nochmal rangekämpft hatten und kurz davor waren, es zu schaffen. Das Jahr davor war es ähnlich, da haben wir es nach nur zwei Punkten aus zehn Spielen am Ende aber noch gepackt, die Klasse zu halten.

HSV? "Ich hatte in Summe zu wenig Spielzeit"

Luca Waldschmidt

Beim Hamburger SV nur selten als Torschütze im Blickpunkt: Luca Waldschmidt. imago

kicker: Noch eine Stufe zurück: War der Schritt von Ihrem zuletzt erfolgreichen Ausbildungsklub Eintracht Frankfurt im Sommer zum HSV der richtige?

Waldschmidt: Das lässt sich schwer sagen. Ich habe auch in Hamburg meine Erfahrungen gemacht und bin als Mensch gereift. Auch als Fußballer, wenngleich ich es mir sportlich anders vorgestellt hatte und nicht zufrieden war. Ich hatte in Summe eben zu wenig Spielzeit.

kicker: Litten Sie in Frankfurt ein wenig darunter, dass der Prophet im eigenen Land manchmal nicht so viel zählt, weniger Wertschätzung genießt als Spieler, die von extern kommen?

Waldschmidt: Es gibt nichts Schöneres, als wenn du die Jugend durchmachst und dann zu den Profis darfst, gerade wenn man wie ich aus der Region dieses Klubs kommt. Es gibt aber auch andere Beispiele, wenn Eigengewächse nicht so eine Wertschätzung bekommen wie Spieler von außen. In meinen Fall hatten wir Gespräche über eine Vertragsverlängerung, das war ja schon ein Zeichen von Wertschätzung. Ich wollte aber weg aus Frankfurt und eine neue Herausforderung suchen. Was den Umgang mit eigenen Talenten angeht, gibt der jüngste Erfolg der Eintracht Recht für ihre Entscheidungen.

kicker: Sie sind in Mittelhessen aufgewachsen, welchen Bezug haben Sie heute noch zur Eintracht?

Waldschmidt: Viele der aktuellen Spieler kenne ich nicht mehr, verfolge aber, was die Eintracht macht. Dadurch, dass ich die Jugend dort gespielt habe und meinen ersten Profivertrags unterschreiben durfte, bin ich dem Verein immer noch dankbar und drücke ihm die Daumen.