Bundesliga

Stadion-Frage: Hertha-BSC-Bosse werben für Neubau

Ticketpreis-Anpassungen - Denkzettel für Schiphorst

Stadion-Frage: Hertha-Bosse werben für Neubau

Die geplante Hertha-Arena in der Nähe des Olympiastadions.

Die geplante Hertha-Arena in der Nähe des Olympiastadions. Hertha BSC

Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller stellte den Mitgliedern am Abend auf dem Messegelände unterm Funkturm die vom Architekturbüro Albert Speer und Partner (AS+P) mehrfach überarbeiteten Pläne für eine neue, reine Fußball-Arena vor. Dabei warb er vehement für die Vorteile eines Neubaus gegenüber einem möglichen Umbau des Olympiastadions. "Unser Wunsch ist, dass ein Stadion-Neubau Realität wird. Wir glauben an diesen Standort und an die Machbarkeit und wollen den Senat und die Politik überzeugen. Wir haben sehr gute Argumente, die gilt es vorzutragen. Die Umbaukosten, die in einem denkmalgeschützten Olympiastadion anfallen würden, wären sehr hoch", sagte Schiller. "Es hat einen Grund, dass 17 Bundesligisten eine reine Fußball-Arena ohne Laufbahn haben."

Mietvertrag für Olympiastadion läuft 2025 aus

In der vergangenen Woche hatten Hertha und die Berliner Senatsverwaltung für Inneres und Sport eine gemeinsame Erklärung abgegeben, in der sowohl ein Umbau des Olympiastadions als auch ein Neubau als "technisch realisierbar" bezeichnet wurde. Das wurde auf Seiten des Klubs als wichtiger Zwischenschritt und "guter Tag für Hertha" (Präsident Werner Gegenbauer) gewertet. Der Bundesliga-Zehnte strebt einen Neubau an und will nach dem Ende des Mietvertrages im Jahr 2025 das Olympiastadion verlassen, den Vertrag nach Schillers Worten aber definitiv erfüllen.

Hertha BSC - Vereinsdaten
Hertha BSC

Gründungsdatum

25.07.1892

Vereinsfarben

Blau-Weiß

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Bundesliga - Tabelle
Pl. Verein Punkte
1
Bayern München Bayern München
84
2
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3
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Die neue Arena, von der sich Hertha eine bessere Stimmung, mehr Komfort und bessere Vermarktungsmöglichkeiten verspricht, soll eine Gesamtkapazität von 55.500 Plätzen haben, für internationale Spiele 47.000. Zwei Jahre Planungszeit und 30 Monate Bauzeit werden veranschlagt. Der ursprünglich vorgesehene Standort im Olympiapark wurde wegen Denkmalschutz-Belangen inzwischen um etwa 80 Meter verlagert, die Fläche liegt jetzt zu 70 Prozent außerhalb des Olympiaparks. Die benötigte Grundstücksgröße wurde angepasst und laut Schiller "noch keine Kostenschätzung, aber eine Kostenidee" entwickelt, "die eine große Bandbreite nach oben und nach unten hat".

Schiller nennt keine Größenordnung

Eine Größenordnung nannte Herthas Finanz-Boss vorsorglich nicht, "jede genannte Zahl würde mich bis 2048 verfolgen", meinte Schiller scherzhaft und machte erneut deutlich, dass die neue Arena rein privat finanziert werden soll - "in einem Mix aus Eigenkapital, gesparter Miete, Mehreinnahmen und dem einen oder anderen Sponsor". Als realistische Größe für einen Stadion-Neubau dieser Art und Kapazität gelten etwa 200 Millionen Euro.

Hertha will alle Spiele im neuen Stadion austragen.

Finanzgeschäftsführer Ingo Schiller

Forderungen des Berliner Sport-Senators Andreas Geisel, auch im Fall eines Neubaus künftig drei publikumsträchtige Hertha-Heimspiele im Olympiastadion auszutragen, erteilte Schiller eine klare Absage: "Hertha will alle Spiele im neuen Stadion austragen. Wir werden im Gespräch eine Lösung finden." Am Freitag wird sich der Sportausschuss des Berliner Abgeordnetenhauses mit dem Thema befassen. Das Land Berlin, Eigentümer des Olympiastadions, hat die Sorge, das Olympiastadion nach einem Auszug des Ankermieters Hertha BSC nach 2025 nicht mehr profitabel betreiben zu können. Aktuell zahlt der Klub pro Saison knapp über fünf Millionen Euro Miete. Hertha schwebt eine kompakte Arena auf einer Fläche von 53.400 Quadratmetern vor.

"Steil, nah, laut" - das sollen die Kern-Attribute der neuen Heimstätte sein. Als Vorbild gilt das neue Estadio de San Mames, die 2013 eingeweihte Arena des spanischen Erstligisten Athletic Bilbao, auf den Hertha in der abgelaufenen Saison in der Europa League getroffen war. Als Konsequenz aus den stark rückläufigen Zuschauerzahlen kündigte Schiller Preisanpassungen für die neue Saison an: "Wir wollen den Turnaround schaffen." Der Großteil der Tickets soll günstiger werden. Kinder unter 14 Jahren sollen künftig 15 der 17 Heimspiele kostenlos besuchen können, ausgenommen sind nur die Partien gegen den FC Bayern und Borussia Dortmund.

Preetz: "Paul Keuter genießt im Verein sehr hohe Wertschätzung"

Michael Preetz, Geschäftsführer Sport und Kommunikation/Medien, verteidigte den eingeschlagenen Weg der Digitalisierung, der wegen seines Tempos und seiner Facetten Teile der Fan-Basis verstimmt - und er verteidigte auch Paul Keuter, der in der Geschäftsleitung unter anderem die digitale Transformation verantwortet. "Wir haben ihn uns als Treiber der digitalen Transformation ausgesucht. Paul Keuter genießt im Verein sehr hohe Wertschätzung", betonte Preetz. "Es ist jedoch falsch, diesen Wandel allein Paul Keuter zuzuschreiben. Wir alle tragen diesen Weg mit. Wir sind nicht fehlerfrei und machen nicht alles richtig. Aber wir wollen den Mut haben, Dinge anzugehen, und sind offen für Neues. Es geht um die richtige Balance zwischen dem Wahren der Tradition und einer zukunftsorientierten Ausrichtung."

Zugleich zog er ein gemischtes Fazit der beendeten Saison: "Wir sind zu keiner Zeit in Gefahr gekommen. Wir haben aber auch durch zu wenig Konstanz Chancen verpasst, aus einer sorgenfreien eine richtig gute Saison zu machen." Nach den bereits feststehenden Javairo Dilrosun (Manchester City) und Lukas Klünter (1. FC Köln) stellte Preetz weitere Neuzugänge in Aussicht, "die Transferperiode ist noch lang".

Die Mitgliederversammlung von Hertha BSC

Die Mitgliederversammlung von Hertha BSC. imago

Zugleich bekräftigte der Geschäftsführer, die Durchlässigkeit zwischen Nachwuchs- und Profibereich weiter erhöhen zu wollen und diesen Weg "mit Nachdruck" weiterzugehen: "Das höchste Gut von Hertha BSC sind unsere jungen Spieler. Acht Spieler aus unserer Akademie sind mittlerweile fester Bestandteil des Kaders unserer ersten Mannschaft. Und Arne Maier, der sich phantastisch entwickelt hat, ist das Flaggschiff unserer Ausbildungsarbeit." Auf eine entsprechende Nachfrage eines Mitglieds stärkte Preetz Pal Dardai, dem einige Fans zu viel Sicherheitsdenken vorwerfen, den Rücken: "Wir sind in dreieinhalb Jahren mit Pal Dardai nie in Gefahr gekommen und sind überzeugt, dass wir mit ihm den richtigen Trainer haben. Aber richtig ist auch, dass er immer noch ein junger Trainer ist, der sich genauso wie die Spieler weiterentwickeln muss."

Ibisevic: "Nächste Saison werden wir angreifen"

Zu Beginn des Abends hatte Preetz die Mannschaft und das Trainerteam auf die Bühne gebeten. "Es war eine schwierige Saison", resümierte Kapitän Vedad Ibisevic. "Jetzt erholen wir uns. Und nächste Saison werden wir angreifen." Julian Schieber, der Hertha nach vier Jahren mit noch unbekanntem Ziel verlässt, wurde von den Mitgliedern mit Standing Ovations und "Schieber, Schieber"-Sprechchören gefeiert. Trainer Pal Dardai empfahl einen sachlichen Blick auf das Berliner Abschneiden in der abgelaufenen Spielzeit. "Das war eine Saison, die man nicht schlecht-, aber auch nicht gutreden sollte", erklärte der Ungar. "Es war ein Tick Realität. Wir haben nicht immer schönen Fußball gezeigt, aber uns weiterentwickelt und unsere jungen und auch die neuen Spieler gut integriert. Ich finde, das ist eine gute Basis."

Die Abschlussfahrt der Mannschaft geht nach Mallorca, am Samstag steht – gleichsam als Saisonabschluss – der gemeinsame Besuch des DFB-Pokalfinals zwischen dem FC Bayern und Eintracht Frankfurt im Olympiastadion auf dem Programm. Trainingsstart ist am 28. Juni.

Wahl des neuen Aufsichtsrates - Schiphorst abgestraft

Bei der Wahl des neuen Aufsichtsrates, zu der sieben Kandidaten antraten, wurde im ersten Wahlgang der frühere Präsident (2000 bis 2008) und seit 2008 als Vorsitzender des Aufsichtsrates amtierende Bernd Schiphorst abgestraft. Schiphorst (494 Stimmen) verfehlte die notwendige absolute Mehrheit von 530 Stimmen. Im Gegensatz zu ihm meisterten mit Ex-Profi Andreas Schmidt (957), Dr. Torsten-Jörn Klein (843) und Scott Körber (779) die anderen drei Mitglieder des alten Aufsichtsrates diese Hürde souverän.

Auch das frühere Präsidiumsmitglied Klaus Brüggemann, der bereits von 2000 bis 2004 im Aufsichtsrat gesessen hatte und das Gros der Mitglieder mit einer temperamentvollen Rede hinter sich brachte, zog in den neuen Aufsichtsrat ein (723). Nils Korte (334) und Susanne Klabe (188), die sich neu bewarben, waren in der ersten Runde chancenlos. Schiphorst, dem die Organisation des 125. Klub-Geburtstages 2017 von Teilen der Basis als ungenügend angekreidet wurde, kam im zweiten Wahlgang doch noch ins Kontrollgremium. Der 75-jährige Medienmanager erhielt in der zweiten Runde, bei der 777 gültige Stimmen abgegeben wurden, 391 Stimmen – 389 hätte er gebraucht. Korte (330) und Klabe (56) scheiterten im zweiten Durchgang endgültig.

Steffen Rohr

Von wegen Saisonende: Der Fahrplan der Bundesligisten