Wenn man sich auf diese Suche nach einem Schlüsselmoment begibt, der am Donnerstag dazu führte, dass der BVB aus einem 1:2 gegen Bergamo noch ein 3:2 machte, der landet unweigerlich in der 61. Minute: Fünf Minuten, nachdem Atalantas Stürmer Josip Ilicic die Europa-League-Partie zugunsten der Gäste gedreht hatte, wechselte Peter Stöger Mario Götze für Marco Reus ein – und damit einen wichtigen Faktor zum späteren Sieg.
Götze rannte von links nach rechts, von hinten nach vorne. Er kurbelte an, dirigierte seine Mitspieler, gewann Zweikämpfe. Und: Der Nationalspieler bereitete sowohl das 2:2 durch Michy Batshuayi als auch das späte 3:2 vor, ebenfalls erzielt von der belgischen Leihgabe aus Chelsea. Vor allem der zweite Assist an diesem Abend war spektakulär. Binnen Bruchteilen einer Sekunde erkannte Götze die unübersichtliche Situation am Strafraum der Italiener und legte Batshuayi den Ball per Direktabnahme perfekt in den Fuß. Es war ein wahrer Geniestreich des Mittelfeldspielers, der dem Fußballfeinschmecker auch in der x-ten Wiederholung noch Freude bereitete. Ähnlich wie sein herrlicher Treffer gegen Hamburg am Sonntag zuvor. Warum also war der so formstark aus einer kurzen Verletzungspause aufgrund von Rückenproblemen zurückgekehrte Götze gegen Bergamo nur von der Bank gekommen, wo er doch bereits am Wochenende seine Qualitäten unter Beweis gestellt hatte? Stöger begründete den Verzicht auf Dortmunds Mann mit der Rückennummer 10 mit strategischen Überlegungen. Die Entscheidung pro Gonzalo Castro, der am Donnerstag Götzes Platz einnahm, sei gefallen, "damit wir Stabilität und Kompaktheit auf dem Platz hatten". Das klappte indes nur phasenweise - Castro blieb ohne nennenswerte Szene.
"Ein gutes Zeichen, dass Mario darauf hinfiebert, dass er spielt"
Götze selbst deutete nach der Partie im Interview mit Sky an, durchaus mit einem Einsatz von Beginn an gerechnet zu haben. Ein Problem sah Stöger in der öffentlichen Äußerung des Weltmeisters nicht: "Es ist ein gutes Zeichen, dass Mario darauf hinfiebert, dass er spielt", sagte der Österreicher in seiner bekannten Unaufgeregtheit. Die richtige Antwort auf die Nicht-Berücksichtigung hatte Götze ohnehin auf dem Platz gegeben – und dürfte damit auch wertvolle Argumente für ein Startelf-Comeback in Mönchengladbach gesammelt haben.
