Er macht, was er machen muss. Mario Gomez liefert. Sein erstes Tor für den VfB Stuttgart erzielte er zuletzt ausgerechnet beim 1:1 in Wolfsburg, am vergangenen Spieltag gab er die Vorlage zum entscheidenden Treffer beim 1:0 der Schwaben gegen Mönchengladbach. Der Winterwechsel macht sich bezahlt - für den VfB Stuttgart. Und für Wolfsburg? Der VfL schaut erst einmal in die Röhre.
Gomez gesucht! Wer schlüpft in die Rolle des Routiniers, der die Niedersachsen in der vergangenen Saison nahezu im Alleingang zum Klassenerhalt führte? Der 32-Jährige war der Kopf der Mannschaft, half besonders mit seinen Toren (16 plus eines in der Relegation gegen Braunschweig) und häufig auch mit seiner bloßen Anwesenheit. An ihm konnten sich die vielen verunsicherten Spieler orientieren und aufrichten. Dort, wo Gomez war, herrscht nun eine gähnende Leere.
Osimhen hat noch kein Bundesliganiveau nachgewiesen
In puncto Treffsicherheit - wenngleich Gomez in der Hinserie auch nur einmal getroffen hatte - sollte ihn Divock Origi, der belgische Hochkaräter, ersetzen. Gute Idee, nur: An Torgefahr hat der 22-Jährige in der Zeit, als er wegen des deutschen Nationalstürmers auf den Flügel ausgewichen war, eingebüßt, beendete seine lange Durststrecke aber immerhin beim 1:1 gegen Stuttgart. Origi also im Aufwind? Sollte dem so gewesen sein, hat Trainer Martin Schmidt seinem zuletzt nur selten wirklich überzeugenden Angreifer diesen Wind direkt wieder aus den Segeln genommen. Im so wichtigen Spiel am Sonntag in Bremen (1:3) verzichtete der Schweizer in der Startelf auf die Leihgabe aus Liverpool, "weil Divock zuletzt zweimal intensive 90 Minuten gespielt hat". Brutale Fußballwelt . . . Statt Origi durfte sich der 19-jährige Nigerianer Victor Osimhen versuchen, der bei allem Bemühen noch kein Bundesliganiveau nachgewiesen, geschweige denn ein Tor im deutschen Oberhaus erzielt hat.
Hoffnungen ruhen auf Kapitän Ignacio Camacho
Wo also ist der Anker, der das wankende VfL-Schiff stabilisiert? Yunus Malli hält sich von Natur aus zurück, was auch für den ebenfalls mitunter lethargisch wirkenden Neuzugang Admir Mehmedi gilt. Zwei Spieler dieser Sorte können mehr Gefahr denn Hilfe sein, wenn im Abstiegskampf nach Mentalität und Temperament geschrien wird. Daniel Didavi ist als Topscorer am ehesten in der Lage, in die Gomez-Rolle zu schlüpfen, hat aber zuletzt wieder mit gesundheitlichen Problemen (erst eine Entzündung an einer OP-Narbe, nun an den Mandeln) zu kämpfen. Maximilian Arnold wurde bei der Kapitänsfrage von Ex-Coach Andries Jonker und auch Schmidt zweimal demonstrativ kleingehalten, was seiner Leistung sichtbar keinen Schub gab. Hoffnungen ruhen auf Kapitän Ignacio Camacho, der jedoch seit Monaten wegen einer Sprunggelenk-OP außer Gefecht ist. Womöglich kann der Spanier schon bald wieder trainieren, bis er jedoch ein Leistungsträger und Mitreißer sein kann, wird es womöglich noch einige Zeit dauern. Und dann ist es vielleicht schon zu spät.