Bundesliga

Boateng plant Zusammenschluss gegen Rassismus

Ärger über H&M - "Ich wurde selber als Affe beleidigt"

Boateng plant Zusammenschluss gegen Rassismus

Ärgert sich über die Werbung einer Modekette: Kevin-Prince Boateng.

Ärgert sich über die Werbung einer Modekette: Kevin-Prince Boateng. imago

Die gute Laune nach dem sonnigen Trainingslager in Spanien war rasch verflogen, als Boateng am Montagabend die neueste H&M-Werbung sah: Ein dunkelhäutiger Junge warb auf der Internetseite des Modeherstellers für einen Pulli mit der Aufschrift "Coolest monkey in the jungle" (auf Deutsch: Der coolste Affe im Dschungel). Daraufhin twitterte er das Bild und fragte H&M, ob das ernst gemeint sei. Die Reaktionen bei Twitter fielen gemischt aus, es gab viel Zuspruch, zahlreiche Leute antworteten ihm aber auch, dass sie in der Werbung keinen Rassismus sähen. Boateng versteht diese Haltung nicht. "Keiner soll damit anfangen, dass das nichts mit Rassismus zu tun hat. Ich habe viele Kommentare bei mir gelesen, dass man das nicht so sehen kann. Also ich als Dunkelhäutiger sehe das genauso. Ich wurde selber als Affe beleidigt, das ist einfach eine Frechheit!" Es wird gesagt, dass schwarze Menschen wie Affen aussehen. Das ist Rassismus", sagte Boateng nach der Trainingseinheit am Dienstagnachmittag. Er findet es "einfach nur traurig, dass ein Riesenkonzern wie H&M so eine Kampagne herausgibt, auch wenn es nicht mit Absicht ist".

Auch in der Kabine sei das ein Thema gewesen. Boateng berichtet: "Wir haben darüber gesprochen. In den Gesichtern standen Fragezeichen. Jeder fragt sich: Wie kann so etwas passieren? Ich weiß es selber nicht. Die haben bestimmt um die zehn Leute, die sich ums Marketing kümmern. Eine Entschuldigung reicht mir dann nicht, ich nehme dafür keine Entschuldigung an. Solche Fehler dürfen nicht passieren." Offen spricht er darüber, wie er sich gefühlt hat, als er das H&M-Foto sah. "Ich bin sehr sauer und traurig zugleich. Ich habe ein bisschen gezittert, wusste nicht, wohin mit dem Ärger", erzählt Boateng.

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Überlegt euch das mal, wie sich das anfühlt. Viele Menschen wissen das nicht. Aber wir gehen nach Hause und müssen fühlen, dass wir einfach anders sind, immer noch.

Kevin-Prince Boateng über rassistische Anfeindungen

Er wirbt dafür, sich in die Lage dunkelhäutiger Menschen hineinzuversetzen. Juventus-Profi Blaise Matuidi wurde zuletzt in den Spielen gegen Cagliari und Hellas Verona Opfer rassistischer Ausfälle aus dem Publikum. "Wie fühlt sich Matuidi nach dem Spiel? Er geht nach Hause und wurde zutiefst beleidigt, nur weil er eine andere Hautfarbe hat. Überlegt euch das mal, wie sich das anfühlt. Viele Menschen wissen das nicht. Aber wir gehen nach Hause und müssen fühlen, dass wir einfach anders sind, immer noch", beklagt Boateng.

Ein Dorn im Auge sind ihm auch die aus seiner Sicht viel zu geringen Strafen, die auf Rassismus-Skandale folgen. So wurde Hellas Verona mit einer Geldstrafe in Höhe von 20.000 Euro für die rassistischen Gesänge gegen Matuidi belegt. In Zeiten neunstelliger Millionentransfers erscheint das in der Tat lächerlich wenig. "20.000 Euro Strafe, da kann man sich doch totlachen, das ist ein Witz. Es reicht nicht, 20.000 Euro Strafe zu geben. Es kann nicht so weitergehen, dass es irgendwelche Strafen gibt, und dann ist es okay. Dann müssen sie hinter verschlossenen Türen spielen, was auch immer, da muss irgendetwas passieren", fordert Boateng.

Boateng möchte Front gegen Rassismus

Er selbst hat nun endgültig die Nase voll und will es nicht länger dabei belassen, in Interviews Rassismus anzuprangern. "Wir müssen den Sport nutzen, um dagegen vorzugehen. Es gibt nichts Schöneres als Fußball, wo jede Nation zusammen spielt, zusammen feiert, zusammen traurig ist", sagt Boateng und fährt fort: "Jetzt reicht es mir mit reden, ich werde jetzt irgendetwas in die Hand nehmen und dagegen angehen. Wenn das meine Berufung ist vom großen Gott, Allah, Buddha, oder wie er auch heißt, dann werde ich das jetzt angehen. Es geht nicht so weiter. Das ist einfach nicht normal. Da fühlt sich jeder angegriffen. Auch Balotelli und Kluivert haben meinen Eintrag kommentiert, jeder fühlt sich mit im Boot. Deswegen denke ich, dass es ganz einfach ist, eine gute Gruppe zusammenzukriegen, die das bekämpft." Mit Matuidi will er zeitnah telefonieren. "Ich möchte mich gerne mit ihm austauschen, wir müssen eine Front bilden und dagegen angehen", kündigt Boateng an.

Julian Franzke