Nicht einmal die Fernsehbilder lösten jene Szene hinterher auf, die St. Paulis Trainer Olaf Janßen nach dem 2:2 gegen Dresden am Sky-Mikrofon mit folgenden Worten beschrieb: "Der Verteidiger ist auf dem Weg raus, Sami auf dem Weg rein. Man kann sehen, dass es kein Abseits ist." Was war passiert?
Es lief die 71. Minute am Montagabend am Millerntor: Christopher Buchtmann schickte den Ball aus dem Mittelfeld in den Lauf von Allagui, dieser stand alleine vor Dynamo-Torwart Marvin Schwäbe und hob den Ball über diesen hinweg ins Netz. "Wir haben gefühlt mit 3:1 geführt", sagte Janßen später. Das Problem war nur: Das Schiedsrichtergespann um Guido Winkmann entschied auf Abseits. Und nur 90 Sekunden später traf Lucas Röser auf der Gegenseite zum 2:2-Endstand für Dresden.
Spielersteckbrief Allagui
Spielersteckbrief Gonther
FC St. Pauli - Vereinsdaten
Gründungsdatum
15.05.1910
Vereinsfarben
Braun-Weiß
Dynamo Dresden - Vereinsdaten
Gründungsdatum
12.04.1953
Vereinsfarben
Schwarz-Gelb
Ich spiele auf Abseits - und dann ist es Abseits.
Wie haben Sie die Szene bei Sami Allaguis Tor gesehen, Sören Gonther?
"In dem Fall", räumte Uwe Neuhaus hinterher offen ein, "haben wir Glück gehabt." Schließlich, so der Dynamo-Coach weiter, gelte ja der Grundsatz: im Zweifel für den Angreifer. Ob Allagui tatsächlich im Abseits stand, war selbst im Nachgang der Partie nicht zweifelsfrei zu eruieren. Allagui selbst sprach von einer "sehr knappen Entscheidung" und einer "50:50"-Angelegenheit, während Neuhaus meinte: "Da müsste man wirklich eine Linie ziehen und mit dem Zentimetermaß nachmessen."
Spielbericht
Eine humorvolle Antwort hatte derweil Neuhaus' Schützling Sören Gonther parat. Der Abwehrmann, der sich in diesem Sommer nach fünf Jahren auf St. Pauli in Richtung Dresden verabschiedet hatte, erklärte süffisant: "Ich spiele auf Abseits - und dann ist es Abseits."
Hätte Winkmann das Tor anerkannt...
Hätte Winkmann in dieser Situation anders entschieden und Allaguis Treffer anerkannt, St. Pauli hätte Dresden wohl in die Knie gezwungen. "Uns tut es natürlich weh, weil es, glaube ich, die Entscheidung gewesen wäre", fand auch Janßen, denn seine Mannschaft trumpfte nach schwacher erster Halbzeit auf, während Dynamo zusehends abbaute. So aber trennten sich die beiden Teams nach einer sehr unterhaltsamen Partie mit einem Remis - und Gonther bilanzierte zu Recht: "Am Ende war es ein gerechtes Ergebnis von zwei guten Mannschaften."
