Bundesliga

SC Freiburg, 1. Bundesliga: Christian Günter sieht "Tag zum Vergessen" - Trainer Christian Streich den Fehler bei sich

Freiburgs erschreckender Auftritt beim Letzten

Günter sieht "Tag zum Vergessen" - Streich den Fehler bei sich

Große Enttäuschung nach ganz schwacher Vorstellung: Die Freiburger Maximilian Philipp (li.) und Christian Günter.

Große Enttäuschung nach ganz schwacher Vorstellung: Die Freiburger Maximilian Philipp (li.) und Christian Günter. imago

Bei bestem, sonnigem Fußballwetter und ausgelassener Stimmung am Böllenfalltor war das SC-Team nicht im Stande, eine wie sonst üblich energische und engagierte Leistung in einem professionellen Fußballspiel zu zeigen. Einige Szenen entbehrten nicht einer gewissen Komik. Da wirkte es so, als ob mancher SC-Profi vor einem Pass absichtlich so lange wartete, bis der Gegenspieler noch mit dem Fuß in den Passweg spritzen konnte. Freiburg trat pomadig auf, im Spielaufbau überraschend statisch, ja fast gelähmt. Ein Beleg: Das laufstärkste Bundesliga-Team (über 117 Kilometer im Schnitt) legte nur 111,7 Kilometer zurück (Darmstadt: 112,3 Kilometer).

Günter: "Es lief gar nichts zusammen"

Die insgesamt 58 Prozent Ballbesitz konnte die Streich-Elf kaum konstruktiv nutzen. In der ersten Halbzeit bedeutete ein Distanzschuss von Nils Petersen die einzige Torchance. Die verdiente wie logische Konsequenz: ein 0:2 nach 45 Minuten. "Es lief gar nichts zusammen. Wir sind nicht in die Zweikämpfe gekommen und hatten zu viele Ballverluste, was Darmstadt mit seinem Tempo, etwa durch Marcel Heller, in die Karten gespielt hat. Es ist ein Tag zum Vergessen. Wenn es manchmal nicht läuft, dann läuft es nicht. Da kriegst du den Schalter nur brutal schwer umgelegt", gab Christian Günter ernüchtert zu Protokoll.

Ein kurzes Aufbäumen nach der Pause mit zwei erarbeiteten Eckbällen verpuffte rasch - der Schalter blieb voll auf Seiten der Darmstädter, die mit dem 3:0 aus ihrer Sicht den "Genickstoß" (Günter) folgen ließen. Das verfolgte Streich in relativ stoischer Haltung auf seiner Trainerbank, nachdem er in Durchgang eins noch mit intensivem, gestenreichem Coaching und später mit einer lautstarken Kabinenansprache versucht hatte, das Unheil aufzuhalten.

Streichs Selbstkritik und Lob für Darmstadt

"Wir wollten, aber wir konnten diesmal nicht. Einige gingen auf dem Zahnfleisch. Ich hätte nach dem Leverkusen-Spiel vier, fünf Neue bringen müssen. Ich habe mich aber nicht getraut, weil sie es so gut gemacht hatten. Ich habe eigentlich gewusst, dass es nicht geht", sah Streich hinterher den entscheidenden Fehler bei sich.

Als hinreichende Erklärung für den Totalausfall einer ganzen Mannschaft genügt das allerdings nicht. Auch nicht, dass er den Tabellenletzten, wie bereits im Vorfeld mit einer deutlichen Warnung verbunden, über den grünen Klee lobte: "Darmstadt hat herausragend gespielt in Hamburg, gegen Schalke auch gewonnen. Ich habe zu den Jungs gesagt, in Darmstadt sitzen Jan Rosenthal und Sidney Sam auf der Bank. Wisst ihr, was das heißt? Ihr kennt den Jan. Welche Qualität da ist?! Mit Altintop zum Beispiel, wie gut er aktuell Fußball spielt. Darmstadt war in allen Belangen überlegen. Bestimmt spielen sie nicht jedes Mal so gut und wir spielen nicht jedes Mal so schlecht. Aber in dieser Konstellation sind wir an einem solchen Tag chancenlos."

Der SC-Trainer wollte seiner Mannschaft trotz der Nicht-Leistung keinen Vorwurf machen: "An so einem Spiel sieht man, was sie bisher geleistet hat in dieser Saison, mit 44 Punkten. Das ist unglaublich, dass sie das geschafft hat. Diesmal waren wir leider kein Gegner, der Darmstadt in irgendeiner Phase des Spiels Paroli bieten konnte." Der Verweis auf die bisher starke Saison ist legitim, genauso, dass Streich deshalb nicht verbal auf die Spieler einprügelt. Über die erschreckende Art und Weise des Auftritts - wohl der schwächste in diesem Spieljahr - gilt es intern aber deutliche Worte zu finden.

Und dann darf man auf die Reaktion am Sonntag gegen Schalke gespannt sein. Auf bisherige Dämpfer folgten nämlich fast ausnahmslos versöhnliche und überzeugende Vorstellungen.

Carsten Schröter