Bundesliga

Positivformulierer Tayfun Korkut verliert bei Bayer Leverkusen die Angriffslust

Trainer schreibt Tah für Freiburg nur fast ab

Positivformulierer Korkut verliert die Angriffslust

Tayfun Korkut und Leverkusen: Fehlende Klarheit im Offensivspiel.

Tayfun Korkut und Leverkusen: Fehlende Klarheit im Offensivspiel. imago

Einmal sorgte Tayfun Korkut bei der Pressekonferenz am Freitag für einen Überraschungseffekt. "Nächste Frage, bitte", antwortete der Trainer darauf, ob er derzeit bei jeweils vier Punkten Abstand zum Relegationsplatz wie zum Vielleicht-Europa-League-Rang 7 nach oben oder unten schaue. Nanu, reitet Korkut jetzt etwa die harte Welle? Nein, schob der 43-Jährige doch schnell nach: "Das war nur ein Spaß."

Bei Bayer 04 hat sich die Frage nach der Blickrichtung zum Running Gag unter Korkut entwickelt, der dazu anmerkte: "Und täglich grüßt das Murmeltier." Doch anders als in dem Film-Klassiker haben sich die Anworten Korkuts von Woche zu Woche verändert. Lange Zeit schaute dieser vor den Spielen ausschließlich nach oben. Ein Blickwinkel, den der Positivformulierer inzwischen zumindest öffentlich aufgegeben hat. Seitdem Sportdirektor Rudi Völler in den vergangenen Wochen immer wieder drauf hingewiesen hatte, dass Bayer 04 sich erstmal von der Abstiegszone absetzen müsse.

Trainersteckbrief Korkut
Korkut

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Tah Jonathan

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Korkut: "Situation verbessern"

So sagte Korkut am Freitag, er schaue nur "darauf, dass wir es schaffen, unsere Situation zu verbessern. So schnell wie möglich, um zu schauen, was letztendlich dabei herausspringt. Und mehr können wir in diesem Moment auch nicht darüber sagen." Aha. Zu Beginn seiner Amtszeit hätte Korkut angesichts der nun anstehenden direkten Duelle mit den Mitbewerbern um Europa (Freiburg, Schalke Köln, Hertha) wohl einzig die Chance betont, eine verkorkste Saison noch zu retten. Doch die Angriffslust hat er offenbar mit den ausbleibenden Erfolgserlebnissen verloren.

Es sieht gut aus. Ich gehe davon aus, dass er spielfähig ist.

Tayfun Korkut über Chicharito

Daran ändert auch die Rückkehr des zuletzt unter einer Oberschenkelzerrung leidenden Torjägers Chiacharito nichts. "Es sieht gut aus. Ich gehe davon aus, dass er spielfähig ist", sagte Korkut, der auch den Ausfall von Innenverteidiger Jonathan Tah für seine Verhältnisse relativ klar ankündigte. "Es sieht sehr gut aus", erklärte der Trainer zwar zum alles andere als optimalen Genesungsprozess, stellte dann aber doch fest: "Fürs Wochenende wird es eng beziehungsweise wahrscheinlich nicht reichen."

Tah wird also ausfallen. Und Chicharito kehrt zurück. Dass der mexikanische Vollstrecker alleine die Offensivprobleme löst, ist nicht zu erwarten. Auch wenn Korkut diese vor allem im unzureichenden Abschluss begründet sieht. "Dass wir einiges in die richtige Richtung gelenkt haben", erklärte Korkut zur Torflaute, "sieht man auch an reinen Zahlen. Aber dass wir noch Luft nach oben haben vor allem in der Chancenverwertung, haben wir auch in unserem letzten Spiel gezeigt."

Ernüchternde Offensiv-Statistik

Die Statistik belegt aber in erster Linie, dass das Offensivspiel unter Korkut nicht an Klarheit und Konturen gewonnen hat. Die Zahlen sind ernüchternd: Nur sechs Treffer in sechs Ligaspielen. Im Schnitt vier Chancen pro Partie. Rechnet man diese auf die absolvierten 29 Spieltage hoch, käme man auf 116 Tormöglichkeiten, was in der Chancentabelle der Liga Rang 14 bedeuten würde. Eine Chancenflut gibt es unter Korkut also ganz und gar nicht. In Gegenteil. Und dass - wie von Korkut moniert – nur jede vierte dieser wenigen Möglichkeiten genutzt wird (auch hier sind nur vier Klubs in dieser Saison schlechter), trifft zwar zu, stellt aber nicht die Wurzel der Leverkusener Offensivprobleme dar.

Stephan von Nocks