2. Bundesliga

Fanladen St. Pauli erhält Julius-Hirsch-Preis 2016

Fanprojekt wird am Dienstag in Hannover ausgezeichnet

Fanladen St. Pauli erhält Julius-Hirsch-Preis 2016

"Kein Fußball den Faschisten": In diesen Trikots lief der FC St. Pauli im Februar gegen Leipzig auf.

"Kein Fußball den Faschisten": In diesen Trikots lief der FC St. Pauli im Februar gegen Leipzig auf. imago

Seit 27 Jahren gibt es den Fanladen des FC St. Pauli bereits, er ist eines von 57 vereinsunabhängigen Fanprojekten in Deutschland. Es begann in einem ehemaligen Friseursalon auf dem Kiez, nach dem vierten Umzug ist der Fanladen heute direkt im Stadion unter der Gegengerade untergebracht. "Der Kontakt zu allen Fangruppen ist uns wichtig", sagte Justus Pelzer, ein von fünf Mitarbeitern auf dfb.de: "Wir sind das Sprachrohr der Fanszene, wir sehen uns als Mittler im Dreieck Vereine, Fans und Polizei."

Zum 25. Geburtstag hatte der Verein seinem Fanprojekt für ein Heimspiel die Trikot-Brust der Spieler geschenkt. Alleine das Logo des Fanladens sollte es für die Macher aber nicht sein. Ein Statement sollte her. Die Wahl fiel auf "Kein Fußball den Faschisten". Am 21. Spieltag der vergangenen Saison lief der FC St. Pauli am 12. Februar 2016 beim Heimspiel gegen RB Leipzig mit dem Slogan auf, der seit dem Neubau der Gegengerade in großen Buchstaben die Tribüne des Millerntor-Stadions zierte.

FC St. Pauli - Vereinsdaten
FC St. Pauli

Gründungsdatum

15.05.1910

Vereinsfarben

Braun-Weiß

mehr Infos

Die Aktion bildete den Abschluss einer Reihe verschiedener Veranstaltungen, die der Fanladen St. Pauli rund um den Internationalen Holocaust-Gedenktag am 27. Januar durchführte. DFB und DFL rufen seit 2005 alle Fußballvereine auf, den Gedenktag im Stadion zu begehen. Bis heute ist der FC St. Pauli der erste und einzige Lizenzverein, der den "Erinnerungstag des deutschen Fußballs" mit einer Botschaft auf dem Trikot gewürdigt hat.

Lienen: "Es geht um die Verteidigung unserer Demokratie"

Pelzer der schon seit sieben Jahren Aktionen zum Holocaust Gedenktag organisiert, betont die Dringlichkeit: "Rechtextremes Gedankengut wandert immer mehr in die Mitte der Gesellschaft. Der Fußball ist nach wie vor ein Rekrutierungsfeld, auch für Neonazi-Gruppen", sagte Pelzer dfb.de. Auch Coach Ewald Lienen hält das Thema für sehr wichtig: "Es geht hier nicht um Fußball, sondern darum, Werte zu leben, die Gesellschaft weiterzuentwickeln, unsere Demokratie zu verteidigen und Jugendlichen einen Leitfaden zu geben. Ich bin megastolz auf unsere Leute im Fanladen."

Grönemeyer hält die Laudatio - Weitere Preisträger werden geehrt

Die Hamburger werden am Dienstagabend im Alten Rathaus in Hannover im Beisein von DFB-Präsident Reinhard Grindel mit dem Julius-Hirsch-Preis ausgezeichnet, die Laudatio hält Herbert Grönemeyer.

Als weitere Preisträger auf den Plätzen zwei und drei geehrt werden der Berliner Verein "Fußballfans gegen Homophobie" für sein nachhaltiges und sichtbares Engagement gegen Schwulen- und Lesbenfeindlichkeit sowie das Willibald-Gluck-Gymnasium aus dem bayerischen Neumarkt. Mehr als 1500 Schüler des Gymnasiums und der Schwarzachtal-Mittelschule in Berg hatten eine Projektwoche gestaltet, die sich unter anderem mit der NS-Vergangenheit des Fußballs und vielfältigen Aktionen gegen Rassismus und Diskriminierung beschäftigt hatte.

Mit dem Julius-Hirsch-Preis würdigt der DFB seit 2005 Menschen und Organisationen, die sich mit den Mitteln des Fußballs für Demokratie, Menschenrechte sowie den Schutz von Minderheiten einsetzen.

ski