Bundesliga

Lahm im Interview: "Haben noch viel Arbeit vor uns"

Der Bayern-Kapitän über die aktuellen Mängel

Lahm im Interview: "Haben noch viel Arbeit vor uns"

Sieht Verbesserungsbedarf - offensiv wie defensiv: Bayern-Kapitän Philipp Lahm.

Sieht Verbesserungsbedarf - offensiv wie defensiv: Bayern-Kapitän Philipp Lahm. imago

kicker: Herr Lahm, wie bewerten Sie das 1:1 gegen den 1. FC Köln?

Philipp Lahm: Wir sind enttäuscht, weil wir gewinnen wollten. Das hat uns immer ausgezeichnet, dass wir keine Punkte liegen lassen, vor allem zu Hause nicht.

kicker: Wieso klappte es nicht mit den drei Zählern?

Lahm: In der ersten Halbzeit haben wir ganz gut agiert, in der zweiten aber etwas nachgelassen. Letztlich können wir froh sein, dass wir am Ende nicht noch das 1:2 kassierten.

kicker: Was sagt dieses Ergebnis über den aktuellen Gesamtzustand des FC Bayern aus?

Lahm: Dass wir noch viel Arbeit vor uns haben.

kicker: In welcher Richtung?

Lahm: Offensiv wie defensiv haben wir noch Einiges aufzuarbeiten oder zu sagen, wie wir besser agieren können. Man sieht, dass wir noch nicht da sind, wo wir hin wollen.

kicker: Sie saßen auf der Bank, es gab gegenüber der 0:1-Niederlage bei Atletico Madrid am vorigen Mittwoch sieben Personaländerungen in der Startelf. Ist so viel Rotation schon zu einem so frühen Saisonzeitpunkt nötig?

Lahm: Ich glaube schon, dass es wichtig ist. Ich persönlich habe vier Tage krank im Bett gelegen, hatte anderthalb Trainingseinheiten, anschließend eine Englische Woche. Irgendwann sind die Kräfte am Ende. Aber schon als ich gegen Rostow geschont wurde, habe ich gesagt, dass man irgendwann in einem Alter ist, in dem einem Pausen guttun. Rotation gehört heutzutage dazu, vor allem wenn man einen Kader hat wie wir.

Philipp Lahm und seine Ehefrau am Sonntag beim Mannschaftsbesuch auf der Wies'n.

Philipp Lahm und seine Ehefrau am Sonntag beim Mannschaftsbesuch auf der Wies'n. imago

kicker: Geht Rotation in dieser frühen Phase auf Kosten der Automatismen?

Lahm: Wir haben ja noch Trainingseinheiten, außerdem befinden wir uns erst am Anfang der Saison. Wir haben ein neues Trainerteam, unsere Spielweise hat sich verändert. Da muss sich alles erst einspielen.

kicker: Im Passspiel gibt es neuerdings Schlampigkeiten: Ist die klare Struktur mit dem Pass- und Positionsspiel vorne ein bisschen weg?

Lahm: Wir brauchen jetzt nicht auf das System oder sonst was schauen. Wir müssen wieder dahin kommen, dass wir rausgehen und vom Start weg dem Gegner vermitteln, dass hier nichts zu holen ist. Das haben wir in den vergangenen Jahren überragend gemacht, das vergisst man immer, wenn man sich in solch' einer Phase befindet. Man denkt, das geht einfach immer so weiter. Aber es ist ganz normal, dass unter einem neuen Trainer am Anfang nicht immer alles sofort funktioniert. Deswegen ist es ein ganz normaler Prozess. Aber nach der Länderspielpause kommen sehr wichtige Spiele, da müssen wir uns verbessern.

kicker: Darf die Bundesliga - was das Titelrennen betrifft - in dieser Saison mehr hoffen als in den vergangenen vier Jahren?

Lahm: Es liegt nicht immer an uns, sondern auch an unseren Gegnern - wenn unsere Konkurrenten dran bleiben wie Borussia Dortmund im vorigen Jahr, als wir uns erst am Schluss absetzen konnten. Wir hatten da nicht das Gefühl, dass wir durchmarschiert sind.

kicker: Es liegt also mehr an Dortmund und den anderen Konkurrenten als am FC Bayern, weil der FC Bayern sein Ding durchzieht?

Lahm: Das ist auf jeden Fall immer unser Ziel. Deswegen müssen sich eher die anderen korrigieren als wir. Unsere Ziele sind immer gleich.

Interview: Karlheinz Wild

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