Regionalliga

Neustrelitz: "Hier ist Leben in der TSG!"

Klassenerhalt, neuer Trainer, Zukunftspläne

Neustrelitz: "Hier ist Leben in der TSG!"

Wollen auch weiterhin Grund zum Jubeln haben: Die Spieler der TSG Neustrelitz.

Wollen auch weiterhin Grund zum Jubeln haben: Die Spieler der TSG Neustrelitz. imago

Der Schlosspark mit der Orangerie, der Stadthafen am Zierker See oder die Stadtkirche am Markt - Neustrelitz hat viele charmante Ecken, die jedoch nicht darüber hinwegtäuschen können, dass es sich bei der an der Mecklenburgischen Seenplatte angesiedelten Residenzstadt um eine eher strukturschwache Region handelt. Umso bemerkenswerter ist die Tatsache, dass die TSG Neustrelitz in der kommenden Saison nun bereits in ihr fünftes Regionalliga-Jahr gehen wird. Das 1:0 gegen Meuselwitz wischte dabei letzte Zweifel daran beiseite.

Humorloser Sieg gegen Meuselwitz

Einen "dreckigen, verdienten Erfolg" sah der noch amtierende Coach Petersen, der sich am Wochenende zudem auch über den Bundesliga-Aufstieg seines Sohnes Nils mit dem SC Freiburg freuen konnte. "Nicht schön, aber drei Punkte", so sein Fazit nach dem Spiel. Seit fünf Spielen ist die TSG nun ungeschlagen, konnte dabei vier Siege einfahren und steht so auf Rang 10, punktgleich mit dem davor platzierten VfB Auerbach, der jedoch ein Spiel weniger absolviert hat. "Wir wollen tabellarisch vielleicht noch mal den neunten Platz angreifen", hofft Petersen und auch Präsident Runge gibt einen einstelligen Tabellenplatz als Abschlussziel aus. Die Herangehensweise für die noch ausstehenden Partien ist für den Trainer also klar: "Wir bereiten uns weiterhin vor, als wäre jedes Spiel ein Endspiel."

Sorgen bereiten Petersen dabei immer wieder Ausfälle durch Krankheiten, Verletzungen und Sperren: Auch gegen Meuselwitz musste in Philip Schulz einer seiner Spieler vorzeitig vom Platz; inzwischen wurde ein offener Nasenbeinbruch diagnostiziert, Schulz wird noch diese Woche operiert. "Die Jungs gehen momentan Woche für Woche auf dem Zahnfleisch", bilanziert Petersen, aber macht auch gleich deutlich: "Wir lassen hier nichts herschenken, wir wollen die Fahnen weiter hochhalten." Der Coach möchte offenbar jegliche Zweifel auskehren, dass es nun angesichts des feststehenden Klassenerhalts und seines bevorstehenden Abschieds zu einem Spannungsabfall im Team kommen könnte.

Duray als neuer Trainer vorgestellt

Sein seit dem Wochenende feststehender Nachfolger Benjamin Duray verfolgte das Spiel gegen Meuselwitz bereits vor Ort im Parkstadion. Am Samstag wurde der 36-Jährige der Öffentlichkeit in einer Pressekonferenz vorgestellt. Duray kommt vom Drittligisten Hallscher FC, bei dem er zuletzt als Co-Trainer und zuvor im Nachwuchsbereich tätig war, und erhält zunächst einen Einjahresvertrag, gültig ab dem 1. Juli. TSG-Präsident Runge machte aber zugleich deutlich, dass er eine langfristige Zusammenarbeit mit Duray anstrebt.

Benjamin Duray gibt Anweisungen am Spielfeldrand in Diensten des Halleschen FC

Eben noch beim Halleschen FC, ab Sommer Coach bei der TSG Neustrelitz: Benjamin Duray. imago

"Wir wollen gemeinsam ein neues Kapitel aufschlagen", kündigt Runge an und hat einen Zeitrahmen von etwa zwei bis drei Jahren im Auge, innerhalb dessen der Verein wieder höhere Ambitionen entwickeln könnte. Mit dem nun fixen fünften Regionalliga-Jahr hat sich die TSG Neustrelitz fest in der Klasse und auch in der Region etabliert: "Wir sind die zweite Mannschaft hinter Hansa Rostock und wir werden auch weiter daran arbeiten, dass wir diesen Platz festigen oder vielleicht auch mal verbessern", erklärt Runge. Die Trainerfrage ist für ihn dabei richtungsweisend: "Hier ist Leben in der TSG und ich brauche einen jungen, dynamischen Trainer, der höher will, der weiter will."

Pragmatiker Duray

Dieser Mann soll nun also Duray sein, gegen 21 weitere Kandidaten setzte er sich laut Präsident Runge bei der Auswahl durch. Mit "ein bisschen Nachdenken und kreativen Ideen" will der DFB-A-Lizenz-Inhaber Duray den nötigen Schuss Innovation beisteuern, mit dem etwaige finanzielle Nachteile in der laut Runge "schwachen Region" ausgeglichen werden sollen. Er gab sich bei seiner Vorstellung sogleich pragmatisch; kündigte so an, seine Spielphilosophie vom "Charakter des Teams und der Liga" abhängig zu machen, "Trainingsgeräte auch mal selber zu bauen" und vielseitig, aber klar strukturiert trainieren zu lassen. Bis zu seinem offiziellen Amtsantritt möchte er sich noch im Hintergrund halten, den bevorstehenden personellen Umbruch der Mannschaft im Sommer jedoch bereits durch Gespräche und Planungen begleiten. Erste Namen für potenzielle Neuzugänge habe er bereits im Hinterkopf, Runge möchte dem gebürtigen Niedersachsen dafür ein Budget zur Verfügung stellen, "mit dem man in der Liga mitspielen kann". Die Neustrelitzer blicken also nach vorne und hoffen, dass der Regionalliga-Fußball auch weiterhin in der Residenzstadt verweilen wird.

kon