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Klopps Konter für Allardyce - Wengers riskanter Özil-Umgang

20. Spieltag: Neuzugang für Arsenal - Moyes stützt van Gaal

Klopps Konter für Allardyce - Wengers riskanter Özil-Umgang

Ihr Verbalduell fand am Donnerstag eine sanfte Fortsetzung: Jürgen Klopp und Sam Allardyce.

Ihr Verbalduell fand am Donnerstag eine sanfte Fortsetzung: Jürgen Klopp und Sam Allardyce. imago

Von wegen "soft German": Klopp antwortet Allardyce besonnen

Auch das spiegelt den Premier-League-Wahnsinn rund um den Jahreswechsel wider: Noch am Mittwoch, kurz vor Mitternacht, hielt Jürgen Klopp in Sunderland eine Pressekonferenz ab, rund 13 Stunden später redete er schon wieder in Liverpool. Es galt schließlich, das nächste Auswärtsspiel am Samstag (13.45 Uhr) bei West Ham United zu besprechen - und Trainerkollege Sam Allardyce zu antworten, der ihn nach Liverpools 1:0-Sieg in Sunderland als "verweichlichten Deutschen" ("soft German") tituliert hatte .

"Das ist kein Problem, viele Leute haben schon Schlimmeres zu mir gesagt", sagte Klopp, der am Mittwochabend - anders als Allardyce - ein wüstes Foul an seinem Innenverteidiger Mamadou Sakho als klar rotwürdig eingestuft und sich deshalb mit Sunderlands Trainerteam laute Wortgefechte geliefert hatte. "'Mama' ist noch am Leben, alles ist okay. Ich habe keinen Streit mit der Sunderland-Bank", erklärte Klopp besonnen. Später, als es um das West-Ham-Interesse im vergangenen Sommer ging ("West Ham ist ein guter Klub, aber es war die falsche Zeit"), fügte er mit Blick auf West Hams Spitznamen an: "Die 'Hammers'... Das ist schon eher mein zweiter Vorname als 'soft'."

Mit einem Sieg beim Tabellennachbarn - die "Hämmer" sind mit einem Zähler weniger Achter - könnte Liverpool die Top Four so richtig ins Visier nehmen, nur fünf Zähler fehlen nach der Hinrunde gegenüber dem Vierten Tottenham, sogar Spitzenreiter Arsenal ist nur neun entfernt. Bitter, dass Kapitän Henderson, der mit Emre Can in den letzten beiden Spielen eine stabile Doppelsechs bildete, in der heißen Phase erneut auszufallen droht. Mit Fersenproblemen musste er in Sunderland vom Feld, für Samstag ist er fraglich. Dafür schloss Klopp Sturridges Comeback nicht aus.

Wenger: Fünf Gründe für Özils Topform - und ein teurer Zeitplan

Mesut Özil jubelt gegen Bournemouth

Wird immer teurer: Mesut Özil, der laut Arsene Wenger "beste Spieler der Premier League". imago

Als Tabellenführer geht der FC Arsenal ins Jahr 2016. Die Chance auf den ersten Meistertitel seit 2004 ist so groß, dass Arsene Wenger diesmal wirklich im Winter personell nachlegen will. Nachdem im Sommer Torwart Cech der einzige Neuzugang geblieben war, ist jetzt der erste schon im Anflug, noch bevor das Transferfenster am Samstag öffnet: Der ägyptische Nationalspieler Mohamed Elneny (23) vom FC Basel muss englischen Medienberichten zufolge nur noch den Medizincheck absolvieren. Knapp sieben Millionen Euro lässt sich Arsenal den defensiven Mittelfeldspielern mit Offensivqualitäten kosten.

Einen solchen Back-up könnte der Kader auch im vorderen Bereich gebrauchen. Weil Alexis Sanchez noch mindestens bis Mitte Januar fehlt, stünde Arsenal im Platzregen, sollte Mesut Özil etwas zustoßen. Trotzdem gönnt Wenger dem Weltmeister mit den 16 Assists (im Kalenderjahr sind es 20 und damit die meisten in Europas Topligen) nur spärliche Ruhepausen. Weder beim 0:4 in Southampton noch beim 2:0 gegen Bournemouth wechselte er den "besten Spieler der Premier League" (Wenger) vorzeitig aus, obwohl beide Spiele früh entschieden waren. Ein hohes Risiko in der strapaziösesten Saisonphase.

Vielleicht kann sich Wenger auch einfach nicht sattsehen an Özils Spiel. Vor der Pflichtaufgabe gegen Newcastle am Samstag (16 Uhr) nannte der Arsenal-Trainer fünf Gründe für Özils Topform. Erstens: "Er spielt auf einer Position, die gut zu ihm passt." Zweitens: "Er spielt in einem Spielstil, der gut zu ihm passt." Drittens: "Er ist in einer immer besseren psychologischen Situation, weil er jetzt akzeptiert und nicht mehr so infrage gestellt wird wie noch in den letzten Jahren." Viertens: "Diese Saison hat ihn keine Verletzung gestoppt, er ist ein kompletter Athlet." Fünftens: "Er ist als Persönlichkeit gewachsen und übernimmt als Anführer Verantwortung - da hat er sich gewaltig verbessert."

Es sind auch fünf Gründe, warum es finanziell keine gute Idee von Wenger war, die Vertragsgespräche mit Özil aufs Frühjahr zu verschieben . Warum wartete er so lange, obwohl sich Özils Form schon abzeichnete? Auch diese Frage muss er sich gefallen lassen.

Unerwartete Unterstützung für van Gaal

Wie Arsenal steht auch dem Tabellenzweiten Leicester mit Bournemouth eine machbare Aufgabe bevor - und Manchester United gegen Swansea. Oder? Nicht für Louis van Gaal! "Swansea war, seit ich hier bin, mein 'Geisterteam', wie ich sie nenne, wir haben alle drei Spiele gegen sie verloren." Diesmal muss ein Sieg her, für van Gaal, die Stimmung, die Tabelle. So überzeugend, wie van Gaal glauben machen wollte, war das jüngste 0:0 gegen Chelsea schließlich auch wieder nicht.

Immerhin: Die Fans applaudierten dem wackelnden Trainer mehrheitlich, und noch ein anderer stärkte van Gaal unerwartet den Rücken - David Moyes. "Ich hoffe, sie halten an van Gaal fest", sagte ausgerechnet der Vorgänger, der 2013 bei United nach nur zehn Monaten entlassen worden war. "Er verdient mehr Zeit." Moyes ist sich sicher: "Sie wollen kein Klub werden, der ständig die Trainer wechselt."

jpe