kicker: Ein 3:2 gegen Darmstadt 98, zuvor bis auf das 1:1 gegen Babelsberg nur Siege gegen niederklassige Gegner. Wie lautet Ihr Fazit, Herr Preußer?
Christian Preußer: Den Sieg nehmen wir gerne mit, wissen ihn aber richtig einzuordnen. Unabhängig davon fällt das Gesamtfazit aber positiv aus. Wir haben in der Vorbereitung detailliert gearbeitet und in sehr intensiven Trainingseinheiten die konditionellen Grundlagen gelegt. Die Ergebnisse sind für mich zwar Nebensache, aber wir haben in jedem Spiel ein Tor gemacht. Das ist schon einmal gut.
kicker: Sie hatten zum Auftakttraining Ihre neue Mannschaft komplett zusammen. Hat sich das auf die Vorbereitung positiv ausgewirkt?
Preußer: Definitiv, selbst wenn jetzt noch jemand dazukommen sollte. Von Beginn an konnten wir als Team arbeiten, sind als Mannschaft zusammengerückt. Eine Luxus-Situation, die ich sehr schätze.
kicker: Bis auf Mario Erb aus Unterhaching und Fabian Hergesell aus Münster verpflichtete Erfurt ausschließlich Spieler aus der Regionalliga. Ist der Kader im Vergleich stärker oder schwächer?
Preußer: Das ist schwer zu sagen. Wir haben noch kein Spiel unter Wettkampfbedingungen absolviert. Es bleibt abzuwarten, wie die jungen Spieler den Drittliga-Alltag bewältigen und reagieren, wenn der Druck vor dem MagdeburgSpiel kommt. Dann sind die Medien mehr präsent. Doch bisher ist das, was ich von meinem Team gesehen habe, sehr positiv.
"Der eine oder andere muss sich noch ans Tempo gewöhnen"
kicker: Gibt es einen Gewinner der Vorbereitung?
Preußer: Mit solchen Aussagen tue ich mich schwer. Alle haben ihre Sache gut gemacht, die Neuen haben die Erwartungen bisher erfüllt. Der eine oder andere muss sich noch ans Tempo gewöhnen, aber da sehe ich kein Problem. Aber nicht nur die externen Zugänge, sondern auch die aufgerückten A-Junioren ziehen gut mit.
kicker: Viele Neuzugänge betonen, dass sie Ihretwegen nach Erfurt gekommen sind. Mit welchen Argumenten haben Sie die Spieler überzeugt?
Preußer: Zum einen, dass wir eine junge, hungrige Mannschaft zusammenstellen wollen, die attraktiven Fußball spielt. Aber auch, dass sie die 3. Liga als Chance sehen und bei uns die Möglichkeit gegeben ist, viel zu spielen.
kicker: Sie haben Sebastian Tyrala zum neuen Kapitän bestimmt. Was sprach für ihn und gegen Ex-Kapitän Carsten Kammlott?
Preußer: Zunächst will ich klarstellen, dass der Wechsel keine Degradierung von Carsten ist. Er ist auch als Vizekapitän eine wichtige Person. Sebastian bringt aber noch einen Tick mehr Erfahrung mit und ist in der Mannschaft eine absolute Führungskraft.
Wird in der neuen Saison die Mannschaft als Kapitän anführen: Sebastian Tyrala. imago
kicker: Erfurt bestreitet das Eröffnungsspiel der 3. Liga beim Aufsteiger Magdeburg. Wäre Ihnen ein "ruhiger" Start lieber gewesen?
Preußer: In der 3. Liga gibt es kein ruhiges Spiel. Viele Teams sind ungefähr auf einem Level. Die Partie in Magdeburg wird zwar schwer, aber eigentlich gibt es für einen Fußballer nichts Besseres. Ein ausverkauftes Stadion, alle Kameras auf einen gerichtet – wir freuen uns alle sehr auf das Auftaktspiel.
kicker: Sie sind mit 31 Jahren der jüngste Cheftrainer der 3. Liga. Verspüren Sie einen besonderen Druck?
Preußer: Nein, ich freue mich sehr auf die Aufgabe. Klar ist es eine andere Situation als am ersten Trainingstag. Aber es ist nicht so, dass ich nun ein kompletter Neuling bin. Ich habe das Ganze auch schon mit der U 19 gemacht. Ich werde oft nach meinem Alter gefragt, aber für mich ist das nebensächlich. Es steht und fällt damit, wie man in der täglichen Arbeit miteinander umgeht. Und da sind wir auf einem sehr guten Weg.
kicker: Sie übernahmen das Amt von Walter Kogler. Welche Erfahrungen haben Sie bisher mitgenommen?
Preußer: Das war damals eine unglaublich schwere Phase, aber für mich auch sehr erkenntnisreich. Wie reagieren Spieler und Umfeld, wenn es permanenten Misserfolg gibt? Daraus habe ich meine Lehren gezogen.