Bundesliga

Der "Eiserne Gustav" wird 80: "Ich war ein harter Hund"

Berlin: Hertha-Urgestein Hans Eder feiert Geburtstag

Der "Eiserne Gustav" wird 80: "Ich war ein harter Hund"

1965 in Aktion: Hans "Gustav" Eder (re.) gegen Engelbert Straus (Mitte).

1965 in Aktion: Hans "Gustav" Eder (re.) gegen Engelbert Straus (Mitte). imago

Eder trägt den Verein, zu dem er 1962 als Spieler wechselte und dem er bis Anfang der 90er Jahre fast ein Vierteljahrhundert als Co-Trainer diente, bis heute tief in seinem Herzen. Elf Cheftrainern arbeitete er als Assistent gewissenhaft zu, darunter Georg Keßler, Kuno Klötzer und Uwe Klimaschefski. "Aber am meisten von allen", erzählt Eder, "hat mich Fiffi Kronsbein geprägt. Ohne ihn wäre ich nicht Trainer geworden, er hat darauf bestanden – und mich zu meinem Glück gezwungen."

Über Kronsbein sagt er: "Er verlangte viel, aber war immer geradeaus. Er sagte, was er dachte." Das trifft auch auf Eder selbst zu, der ein Jahr vor Einführung der Bundesliga als Spieler von Tennis Borussia zu Hertha gewechselt war. In den goldenen 70er Jahren, als Hertha einmal Vizemeister (1975) und dreimal (1970, 71, 78) Bundesliga-Dritter wurde, triezte der für die Fitness zuständige Eder die Beer, Horr, Sziedat & Co. "Ich habe viel verlangt, aber auch viel zurückbekommen von den Jungs", sagt der gebürtige Köpenicker. "Ich war schon ein harter Hund."

Als Hertha 1971 vom Bundesliga-Skandal gebeutelt wurde, musste er selbst nochmal die Schuhe anziehen und sein Comeback in der Bundesliga geben. In der ersten Bundesliga-Saison 1963/64 war der Abwehrspieler mit 26 Einsätzen Stammkraft zwischen den Faeder, Rehhagel, Rühl und Klimaschefski. Insgesamt brachte er es auf 57 Bundesliga-Spiele.

"Ein Abstieg wird nicht passieren. Dafür ist der Kader zu stark besetzt.

Hans "Gustav" Eder über die aktuelle Hertha-Mannschaft

Mit seinem einstigen Mitspieler Helmut Faeder, der Anfang August 2014 verstarb, ging er in den vergangenen Jahren regelmäßig zu Hertha-Heimspielen. In der laufenden Saison war er noch nicht im Olympiastadion. "Ohne Helmut kann ich mich nicht so recht aufraffen. Und mittlerweile", sagt Eder, der seinen Spitznamen dem Berliner Boxer Gustav Eder verdankt, "ist mir das zu viel Trubel, ich verfolge das am Fernseher." Die augenblickliche Talfahrt seines Vereins bereitet ihm nicht sonderlich viel Kopfschmerzen. "Ein Abstieg wird nicht passieren", prophezeit Eder. "Dafür ist der Kader zu stark besetzt."

Als Werner Fuchs im November 1990 als Trainer entlassen wurde, war auch für Eder als Assistent Schluss. "Ich wollte nicht mehr so richtig", sagt er. "Und ob die Trainer nach Fuchs mich gewollt hätten, weiß ich auch nicht." Den eindrucksvollsten Moment seiner Karriere erlebte er freilich nicht im Hertha-Dress. Als 1960 der FC Santos auf seiner Europa-Tournee in Berlin Station machte, traf er auf Tennis Borussia. Vorm Anpfiff gab’s den Handschlag der Kapitäne, sie hießen Eder und Pelé. "Wir haben verloren, aber Pelé hat kein Tor geschossen", sagt Eder. "Das war schon ein besonderer Moment."

Steffen Rohr