Bundesliga

Schalke im Herbst - der Ton wird rauer

Tönnies will demnächst "Entscheidungen treffen"

Schalke im Herbst - der Ton wird rauer

Blick ins Ungewisse: Schalke-Manager Horst Heldt und Trainer Jens Keller sind gleichermaßen enttäuscht über die jüngsten Rückschläge.

Blick ins Ungewisse: Schalke-Manager Horst Heldt und Trainer Jens Keller sind gleichermaßen enttäuscht über die jüngsten Rückschläge. imago

Es ist schon ein wenig grotesk, was bei Schalker Spielen abläuft. Immer wenn die Keller-Elf mehr Ballbesitz aufweist, ist das Ergebnis enttäuschend. Siehe Hannover (56 Prozent Ballbesitz, 1:2), Gladbach (55 Prozent, 1:4), Frankfurt (56 Prozent, 2:2), Maribor (62 Prozent, 1:1) und nun Hoffenheim (60 Prozent, 0:2). Der Gegenbeweis erfolgte gegen Bayern (36 Prozent, 1:1), in Chelsea (48 Prozent, 1:1), in Bremen (49 Prozent, 3:0) und gegen Dortmund (45 Prozent, 2:1).

Doch was sagt das aus? Ist Schalke nicht in der Lage, selbst das Spiel zu machen? Ist der Kräfteverschleiß aufgrund der Mehrbelastung durch die Champions League und die Verletztenmisere schuld, sprich: Gehen die Kräfte aus, wenn man auf eine kompakte Abwehr trifft? Heldt will davon nichts wissen. "Eine Belastung und auch nicht die Verletzungen können als Entschuldigung herhalten. Es geht nicht darum, sich Alibis zu verschaffen. Alle haben die Champions League gewollt, dann muss man sich mit der Belastung auseinandersetzen", forderte er.

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Keller

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Die Taktik geht nicht auf

Dann bleiben eigentlich nur noch taktische Mängel übrig. Denn dass der Kader an sich genügend Qualität besitzt, daran zweifelt kaum einer. Noch immer fehlt aber eine klare Linie im Spiel der Königsblauen, nur gelegentlich ist ein Konzept zu erkennen. Wie es eigentlich aussehen sollte, erklärte Keller noch einmal gegenüber Sky: "Defensiv wollen wir sehr geordnet und kompakt stehen. Mit unseren Pressingzonen wollen wir den Ball aggressiv erobern und schnell umschalten. Das haben wir in der letzten Saison sehr gut hinbekommen. Zurzeit bekommen wir das leider nur bedingt hin."

Und das schlägt Heldt ordentlich aufs Gemüt. Die eine oder andere Aussage kann durchaus als Kritik an Keller interpretiert werden. Zum Beispiel diese, getätigt nach dem 1:2 im Kraichgau: "Wir haben nicht verloren, weil Hoffenheim besser war. Und wir haben nicht unentschieden gegen Maribor gespielt, weil der Gegner uns das abverlangt hat. Sondern weil wir nicht so agiert haben, wie man das gegen solche Mannschaften tun muss."

Qualität ist vielschichtig, Es beinhaltet nicht, dreimal den Ball hochzuhalten.

Horst Heldt

Es bleibt abzuwarten, ob Keller die taktischen Unzulänglichkeiten in den Griff bekommt. Am Sonntag startete er jedenfalls den nächsten Versuch. "Mir hat die Art und Weise in der zweiten Halbzeit nicht gefallen. Da sind wir überhaupt nicht mehr ins Spiel gekommen. Wir haben das heute analysiert. Es war allerdings eher ein Monolog", verriet der S04-Coach. Seine Spieler sind durchaus selbstkritisch, scheinen aber auch nicht mehr so recht weiter zu wissen. "Stellungsspiel, Konzentration, Taktik, das müssen wir besser machen. Dass wir nicht mit drei Mann gegen einen stehen, und zwei andere sind dann frei. Wir trainieren das schon. Aber man sieht, dass wir es nicht hinbekommen, stabil zu werden", sagte Torjäger Klaas Jan Huntelaar.

Keller kritisiert Draxlers "Auszeiten" - Vertragsverlängerung "kein Thema"

Spielbericht

Konstanz reinbringen, stabil werden. Dass dies nicht funktioniert, liegt laut Keller auch daran, dass den vielen jungen Schalkern aus der Knappenschmiede (namentlich nannte er Meyer und Ayhan) zu viel zugemutet werden müsse. Viele namhafte Alternativen sind verletzt (Höwedes, Kolasinac, Goretzka, Farfan) oder noch immer nicht richtig im Team angekommen (Barnetta, Clemens, Obasi, Sam) - und die Führungsspieler spiegeln ein wenig das wieder, was Heldt so immens stört. Siehe Julian Draxler: "Was ihm einfach noch fehlt, ist die Konstanz", sagte Keller. "Das ist kein Geheimnis, das weiß er auch selber. Aber daran arbeiten wir, das bekommen wir hin. Er nimmt sich immer wieder mal Auszeiten. Er hat eine unglaubliche Qualität nach vorne und kann ein richtig großer Spieler werden. Aber das muss er in jedem Spiel abrufen." Kevin-Prince Boateng habe indes schon seit dem Dresden-Spiel ein Problem mit dem Sprunggelenk und beiße sich durch, so Keller. "Das ist natürlich nicht optimal, und er ist nicht in seiner Top-Verfassung."

Für S04 scheint die Länderspielpause wie gerufen zu kommen. Neu aufstellen, die Fehler abstellen, und eben auf die verletzten Leistungsträger bis zum Heimspiel gegen Hertha BSC (18. Oktober) hoffen, das sind nun die Maximen bei Schalke im Herbst. Ehe das nicht der Fall ist, macht sich Keller (Vertrag bis 2015) keine Illusionen über eine längere Zukunft bei Königsblau. "Im Moment ist eine Vertragsverlängerung überhaupt kein Thema. Ich denke nicht, dass der Verein ohne mich plant. Wir sind immer offen miteinander umgegangen, und ich bin immer noch Trainer."

Tönnies kündigt Entscheidungen an

Inzwischen hat sich auch Clemens Tönnies zu Wort gemeldet. "Wir werden analysieren, woran es liegt und treffen dann die notwendigen Entscheidungen", sagte der Aufsichtsratsvorsitzende der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung". Ein Gespräch der Schalke-Führung soll in der bevorstehenden Länderspielpause stattfinden. Dass bereits ein Krisentreffen für Dienstag anberaumt ist, entspricht "nicht den Tatsachen", sagte Klubsprecher Thomas Spiegel am Montag der dpa.