Bundesliga

96-Kultfigur Jörg "Colt" Sievers feiert Jubiläum

Hannover: 48-Jähriger erlebte viele Höhen und Tiefen

96-Kultfigur Jörg "Colt" Sievers feiert Jubiläum

Jörg Sievers und Hannover 96 - das passt seit 25 Jahren perfekt zusammen.

Jörg Sievers und Hannover 96 - das passt seit 25 Jahren perfekt zusammen. imago

Es begann mit einer schriftlichen Bewerbung im Jahr 1989. Hannover war gerade aus der Bundesliga abgestiegen und suchte einen neuen Torhüter. Davon hörte Sievers, der zu jener Zeit beim damaligen Amateur-Oberligisten VfL Wolfsburg im Tor stand. Auf die Anfrage folgte die Einladung - Sievers überzeugte und erhielt seinen ersten Profivertrag.

Beim niedersächsischen Traditionsklub erlebte Sievers anschließend Tiefen, wie den Absturz bis in die Regionalliga, aber auch Höhen, wie den Aufstieg in die zweite Liga 1998 und schließlich die Rückkehr ins Oberhaus 2002. Und er war wichtigster Akteur in einem besonderen Moment des Vereins, was einen Kult-Status einbrachte.

"Als noch nicht einmal sehr guter Zweitligist erreichten wir 1992 das Pokalfinale. Alle hatten schon im Vorfeld jede Minute genossen. Dass wir dann auch noch gewannen, war sensationell." Im Elfmeterschießen sicherte Hannover sich damals dank Sievers den Titel gegen den hohen Favoriten Borussia Mönchengladbach.

Wie viele Trainer Sievers in Hannover erlebte, weiß er selbst nicht auf Anhieb. Illustre Gestalten wie Peter Neururer waren dabei, ebenso akribische Arbeiter wie Ralf Rangnick oder Ewald Lienen. 2003 wechselte er nach insgesamt 17 Einsätzen in der Bundesliga selbst in den Trainerstab. "Ein fließender Übergang. Bei einem halbwegs erfolgreichen Torwart kommt man schon mal auf die Idee, ihn als Torwarttrainer einzustellen", sagt der inzwischen 48-Jährige trocken.

"Jörg Sievers ist ein Muster an Zuverlässigkeit und ein Sympathieträger für Hannover 96", würdigt Klubboss Martin Kind den Jubilar. "Er war als Spieler enorm wichtig für den Verein, wurde hier zur Identifikationsfigur. Seit Jahren beweist er als Torwarttrainer seine hohe Kompetenz, ist dazu menschlich ein guter Typ. In Kombination all dieser Qualitäten ist er ein echter Glücksfall", fügt Manager Dirk Dufner hinzu.

Umgekehrt prägte auch Hannover 96 das Leben des Jörgs Sievers. Viele schöne, aber auch dunkle Stunden wie die Tragödie um Robert Enke 2009 bekam er hautnah mit. In der Verwaltung des Klubs lernte er seine heutige Frau kennen, der Verein stattete ihn mit einem unbefristeten Arbeitsvertrag aus. "Theoretisch kann man den auch kündigen", sagt Sievers im Spaß, denn daran denkt keine der beiden Seiten. Auch im 26. Jahr verspürt der Mannn noch große Lust auf den Job in Handschuhen, könnte von der Fitness her sogar selbst noch in die Kiste. "Auch körperlich habe ich mit fast 50 null Probleme. Klingt ungewöhnlich, ist aber so."

Weit in die Zukunft blicken ist trotz allseits bester Voraussetzungen nicht sein Ding, auch wird es keine große Feierstunde für die Ikone geben. Die aktuelle Arbeit mit seinen Nach-Nachfolgern auf dem Platz hat für Jörg Sievers Priorität. "Jetzt möchte ich nur, dass wir mit Hannover eine gute Saison spielen. Darum geht es in der Vorbereitung."

Urgestein, Elfmeterheld und Torwarttrainer