Bundesliga

Perfekt: Keine Sperre für Schmelzer

Dortmund: Stark gibt Fehler zu

Perfekt: Keine Sperre für Schmelzer

Knie statt Hand: Marcel Schmelzer wird auf der Torlinie von Bas Dost angeschossen - und fliegt vom Platz.

Knie statt Hand: Marcel Schmelzer wird auf der Torlinie von Bas Dost angeschossen - und fliegt vom Platz. imago

Ein Hauch von José Mourinho wehte in der 83. Minute durch die Dortmunder Arena. Jürgen Klopp ging an der Seitenlinie auf die Knie, nicht jedoch, um wie einst sein Kollege von Real Madrid zum theatralischen Jubel anzusetzen; den BVB-Coach hielt es nach einer Gelben Karte für Mario Götze nach einem zu früh ausgeführten Freistoß nicht mehr auf den Beinen. Verzweiflung pur - es war eine Szene, die die schwarz-gelbe Gemütslage an diesem Samstag trefflich zusammenfasste.

"Extrem skurril" nannte Klopp das Spiel gegen Wolfsburg hinterher, ihm wären bestimmt noch weitere Adjektive eingefallen. Fakt war: FIFA-Schiedsrichter Wolfgang Stark hatte nicht seinen besten Tag. Das Dortmunder 1:0 und Wolfsburgs 2:1 waren wegen Abseitsstellungen zumindest diskussionswürdig, das 1:1 nichts als eine krasse Fehlentscheidung - eigentlich waren es sogar zwei, wie Ex-Weltschiedsrichter Markus Merk bei "Sky" erläuterte.

Anhand der Fernsehbilder hat man natürlich gesehen, dass kein Handspiel vorlag - somit ein Wahrnehmungsfehler. Ein klarer Fehler von mir. Das tut mir natürlich leid.

Wolfgang Stark gegenüber "Liga total"

Bevor Bas Dost Marcel Schmelzers Knie auf der Torlinie traf, hatte bereits Passgeber Vieirinha klar im Abseits gestanden. Das hätte man "durchaus erkennen" können, monierte Merk, der die wohl spielentscheidende Szene so schilderte: "Schmelzer geht zwar mit den Händen in Richtung des Körpers, weil er die Weichteile schützen will, dann geht der Ball ganz klar ans Knie. Und wir brauchen überhaupt nicht diskutieren, ob der Ball dann an die Hand oder ans andere Knie gegangen ist, es war natürlich kein absichtliches Handspiel. Es hätte keinen Elfmeter geben dürfen und dementsprechend natürlich auch kein Rot."

DFB teilt mit: Schmelzer erhält Freispruch

Konsequenzen? Sky-Experte Lothar Matthäus schlug eine Pause für Stark vor, "genauso wie bei einem Spieler, wenn er mal eine schlechte Phase hat, dann wird er auch geschont". Klopp wünschte sich zumindest Einsicht beim Unparteiischen. "Ich hoffe, dass Wolfgang Stark die Chance nutzt und ganz klar sagt: 'Das war eine Fehlentscheidung.' Und dann kommen wir vielleicht so raus, dass Marcel nicht gesperrt wird."

Und genau so ist es gekommen. Stark räumte seinen "klaren Fehler" ein, DFB-Sprecher Ralf Köttker teilte noch am Samstag mit: "Schiedsrichter Wolfgang Stark hat einen Irrtum eingeräumt. Der Kontrollausschuss wird deshalb am Montag die Einstellung des Verfahrens gegen Marcel Schmelzer beantragen." Am Montag die Bestätigung des DFB: Der Dortmunder wird freigesprochen und folglich nicht gesperrt.

"Im Normalfall zieht ein Feldverweis eines Spielers generell eine automatische Sperre von mindestens einem Spiel nach sich, zumal der Weltfußballverband FIFA grundsätzlich die Tatsachenentscheidung des Schiedsrichters schützt", teilte der DFB mit. "Einzige Ausnahme: wenn der Feldverweis eindeutig und zweifelsfrei auf einem offensichtlichen Irrtum des Schiedsrichters beruht." So wie im Fall Schmelzer.

Wie Marcel mit dem Platzverweis umgegangen ist, müsste man ihn für den Friedensnobelpreis vorschlagen.

Jürgen Klopp

Aufatmen beim Linksverteidiger also, der sich wie die anderen Dortmunder Profis nach der Partie nicht äußerte. Klopp verhängte einen Maulkorb, um weiteres Ungemach vorzubeugen. Lieber lobte der Meistertrainer Unglücksrabe Schmelzer - für seine Abwehraktion ("Es war klasse verteidigt von ihm") und das Schlucken der Roten Karte: "Wie Marcel mit dem Platzverweis umgegangen ist, müsste man ihn für den Friedensnobelpreis vorschlagen."

Starks Fauxpas hatte Folgen: Der BVB konnte seinen Anfangsdruck nicht aufrechterhalten, Wolfsburg nutzte die Überlegenheit zu geschickten Kontern. Und Klopp schüttelte den Kopf: "Wir waren selten so überlegen wie heute. Vor allem in der ersten Halbzeit hatte Wolfsburg keinen Zugriff auf das Spiel. Das 1:1 hat dem Spiel eine Wendung gegeben, erst danach ist Wolfsburg besser ins Spiel gekommen." Sein Fazit: "Bei elf gegen elf gibt es nur einen Sieger. Da gibt es kein Vertun."

Das gab selbst Gäste-Trainer Lorenz-Günther Köstner zu ("Wir sind nach der Herausstellung besser ins Spiel gekommen"), ohne jedoch in die Stark-Kritik einzustimmen. "Wenn Handspiel auf der Linie gegeben wird, ist es laut Regel eine Rote Karte. Soll ich mich dafür entschuldigen?" Klopp süffisant: "Jeder außer Lorenz hat gesehen, dass es kein Elfmeter und keine Rote Karte war."

Die Fehlentscheidungen häufen sich

Ebenfalls eine Tatsache ist, dass sich die Serie der Fehlentscheidungen in Dortmund fortsetzte. Vor dem Spieltag hatten sich laut kicker-Spielanalysen in 135 Spielen der laufenden Bundesliga-Saison 73 grobe Fehler um Tore, Strafstöße oder Platzverweise angesammelt. Die Schiedsrichter bleiben im Blickpunkt.