Champions League

FC Bayern nach dem 3:0 gegen Celtic: Die Richtung stimmt, aber "Mia-san-mia" dauert noch

Die Bayern-Profis loben Heynckes in zahlreichen Facetten

Die Richtung stimmt, aber "Mia-san-mia" dauert noch

Zwei Zu-Null-Siege zum Einstand, aber noch gibt es Einiges an Verbesserungspotenzial: Die Bayern nach dem 3:0 gegen Celtic.

Zwei Zu-Null-Siege zum Einstand, aber noch gibt es Einiges an Verbesserungspotenzial: Die Bayern nach dem 3:0 gegen Celtic. imago

Diese perspektivische, höchst spannende Frage wollte Thomas Müller nicht beantworten. Erst redete er sich damit raus, so eingehend habe er sich noch nicht mit der Gesamtsituation beschäftigt; dann sagte er, die Konzentration der Bayern-Mannschaft gelte vorerst dem Tagesgeschäft.

Ob die Münchner nach der Hälfte der Gruppenphase noch eine Chance auf Platz 1 in der B-Staffel hätten, war zu klären. In diesem Viererklassement wird derzeit Paris Saint Germain mit neun Punkten und 12:0 Toren als Primus geführt, die Bayern sind Zweiter mit sechs Punkten, weil sie in Paris mit 0:3 verloren haben. Nach den bisherigen Eindrücken sollten sich Paris und München für die Achtelfinals qualifizieren, aber in welcher Reihenfolge?

Spielersteckbrief T. Müller
T. Müller

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Spielersteckbrief Kimmich
Kimmich

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Champions League - Vorrunde, 3. Spieltag
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Trainersteckbrief Heynckes
Heynckes

Heynckes Jupp

Der Gruppensieger genießt den Vorteil, in der ersten K.-o.-Runde zuerst auswärts antreten zu dürfen. Um die bisher beeindruckend auftretenden Neymar und Kollegen noch da oben zu verdrängen, brauchen die Münchner – sollte es nicht überraschende Patzer geben - zu Hause einen Sieg mit vier Toren Unterschied.

Bis zu diesem möglichen Showdown am 5. Dezember können die Bayern ihre nach der Entlassung Carlo Ancelottis gestartete Selbstfindungstour fortsetzen. Unter Anleitung des zurückgekehrten 2013er Tripletrainers Jupp Heynckes haben sie zweimal gewonnen, 5:0 gegen Freiburg und nun 3:0 gegen Celtic Glasgow. Der schottische Serienmeister stellte sich als kläglicher Kontrahent vor. Die guten Eindrücke, die sie auf Heynckes und seine Trainer bei den Videostudien hinterlassen hatten, konnte diese spielerisch zwar bemühte, aber technisch und taktisch arg limitierte Mannschaft nicht bestätigen.

Der Tiger hat gesagt, köpf' immer dahin, wo der Ball herkommt.

Joshua Kimmich

Allerdings schnürten die Bayern die Celtic-Elf von Beginn an ein, vor der Pause gestatteten hoch konzentrierte, motivierte, spielfreudige und um permanentes Zusammenspiel bemühte Münchner nahezu keine Gegenangriffe. "Wir wollten von Anfang an ein gutes Spiel machen", sagte Robert Lewandowski. Dessen platzierter, von Keeper Craig Gordon reaktionsschnell gefischter, dann aber im Nachschuss von Müller zum 1:0 veredelter Kopfball ließ die Celtic-Defensive früh bröckeln. "Wir hatten wahnsinnig viele Chancen", sagte der Cheftrainer, "wir hätten mehr Tore schießen müssen." So aber gelangen lediglich noch zwei Kopfballtreffer, Joshua Kimmichs 2:0 und Mats Hummels‘ 3:0. "Der Tiger hat gesagt, köpf' immer dahin, wo der Ball herkommt", erzählte Kimmich. Der Tiger heißt mit bürgerlichem Namen Hermann Gerland und firmiert jetzt wieder als Assistent. Es sind also die alten und bewährten Hausmittelchen, die auch im hochmodernen, mit neuem Fachsprech aufgeblähten Fußball wirken.

Die Bayern-Stars wurden reihum abgefragt, was denn nun unter dem Heimkehrer Heynckes anders und besser sei. Kimmich gefallen die Ruhe und Ausstrahlung seines neuen Chefs, David Alaba die Kommunikation – "er spricht viel mit mir" -, Lewandowski die Detailarbeit, "er achtet im Training mehr auf die Kleinigkeiten", Müller spürt "diese Energie und Leidenschaft, die er vor vier Jahren schon ausgestrahlt hat", erneut beim zwischenzeitlichen Ruheständler Heynckes. "Der Trainer weiß, was er will", sagt Arjen Robben, der mit engagierter Defensivarbeit sogar per Grätsche auffiel. "Es ist jetzt besser, aber es kann noch besser werden."

Heynckes findet noch Haare in der Suppe

Die Bayern wissen, dass die beiden Einstandsgegner für Heynckes angenehme Sparringspartner darstellten. Die großen Herausforderungen nahen aber. Zweimal Leipzig, erst im Pokal auswärts, vier Tage später in der Liga in München, dann die Reise nach Glasgow und anschließend nach Dortmund stehen auf dem Programm, nach dessen Beendigung "kann man ein kleines Fazit ziehen", so Heynckes, dem die Schlussphase missfiel, wie er energisch betonte: "Da haben wir zu viel zugelassen, das müssen wir abstellen."

Gegentorlose Spiele haben für ihn "absolute Priorität". Die aktuellen zwei Siege wertet er als "erste Schritte", weitere müssen folgen, schon am Samstag in Hamburg. "Dort können wir uns mit einem Sieg weiter Selbstvertrauen holen", sagt Kimmich. Noch suchen die Bayern nach ihrem definitiven Mia-san-mia-Selbstverständnis, gegenüber dem Gegner und auch intern. Bemüht suchten sie oft den Mitspieler, wo zuvor gerne der eigene Abschluss probiert wurde. "Wenn man Titel gewinnen will, braucht man diese Chemie", sagt Robben, "dazu müssen wir nicht 22 Freunde sein."

Wenn man Titel gewinnen will, braucht man diese Chemie, dazu müssen wir nicht 22 Freunde sein.

Arjen Robben

Das Schlusswort dieses Champions-League-Abends, der zu diesem Zeitpunkt fast schon zur Mitternacht geworden war, sprach Müller, der Kapitän: "Es ist nicht alles Gold, was glänzt. Aber ein kleiner Ruck ist bisher schon durch die Mannschaft gegangen." Eine kluge Zusammenfassung.

Karlheinz Wild

Bilder zur Partie Bayern München - Celtic Glasgow